Kostensteigerungen sorgen für Ärger

Friedrich-Magnus-Schule Friedrichstal

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 04.10.2021 15:53 | 3 Kommentare

Die Kosten der brandschutztechnischen Sanierung der Friedrich-Magnus-Schule steigen von 1,2 auf 3,3 Millionen Euro. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Kosten von Bauprojekten in der letzten Zeit deutlich erhöht haben. Das sorgt für Ärger im Gemeinderat. Zustimmung gab des dementsprechend nur mit Zähneknirschen.

1,2 Millionen Euro hatte ein Architekturbüro 2019 für die Sanierung der Friedrichstaler Grundschule errechnet. Da dieses für die weiteren Leistungsphasen nicht mehr zur Verfügung stand, gab es einen Wechsel des Büros. Das bisherige Konzept wurde überprüft und daraufhin erweitert und angepasst. Ergebnis sind Kosten von 3,3 Millionen Euro brutto. “Eine wesentliche Kostensteigerung liegt in der Überarbeitung der technischen Gebäudeausstattung”, so die Stadtverwaltung. Die Maßnahmen seien jedoch erforderlich, so Oberbürgermeisterin Petra Becker in der letzten Gemeinderatssitzung im September, wenngleich die Preissteigerungen “unerfreulich” seien.

“Da haben sich die Architekten nicht mit Ruhm bekleckert”, urteilte Thomas Hornung (CDU). Elementar wichtige Dinge seien vergessen worden einzubeziehen. Die Schule sei 43 Jahre alt und noch nie saniert worden. Da sei es absehbar gewesen, dass die Elektrotechnik total zu erneuern sei. “Ich weiß nicht, woher wir das Geld nehmen sollen.”

Manfred Beimel von den Freien Wählern rechnete vor, dass dies nicht das erste Projekt in letzter Zeit gewesen sei, bei dem es erhebliche Kostensteigerungen wegen schlechter Planung gegeben habe. Dabei nannte er die Richard-Hecht-Schule in Spöck, den Kindergarten St. Josef und die geplante Mehrzweckhalle in Staffort. Zusammen mit der Friedrichstaler Grundschule seien nun schon 11,3 Millionen Euro an Mehrkosten zusammengekommen.

“Wer hat seine Hausaufgaben nicht gemacht?” wollte er wissen. Der Fehler liege entweder an dem bislang von Sylvia Tröger geleiteten Dezernat II oder den Architekten. Der Stadtverwaltung warf er vor, nicht ausreichend kontrolliert zu haben und keine Ziele vereinbart zu haben. “Warum erfolgt eine Vergabe an Architekten, die keine Ahnung haben oder überfordert sind?” Seit Jahren sei eine nicht konforme Vergabe an Architekten üblich, es gebe keine vorausschauende Planung. Er hoffe auf den oder die nächste Baubürgermeister:in. “Die zusätzlichen Ausgaben führen dazu, dass seit Jahren geplante Vorhaben auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben werden müssen.”

“Ich bin entsetzt über die Vorlage”, stimmte Susanne Suhr (Grüne) mit ein. “Wir haben einen sehr dicken Hals”, schloss sich auch Wolfgang Sickinger (SPD) an. “Das Architekturbüro muss mit Scheuklappen unterwegs gewesen sein.” Für die Schule bleibe nur Zustimmung “mit lautem Zähneknirschen und Missmut”. Das Projekt sei kein Musterbeispiel. Auch er lege seine Hoffnung auf andere Strukturen im Baudezernat mit einer neuen Leitung. Das Gremium billigte das Budget letztlich einstimmig, um den künftigen Betrieb der Schule sichern zu können.

forum Kommentare

MfG☆☆

Herr Beimel hat leider recht, viele der letzten Planungen liefen finanziell und auch zeitlich komplett aus dem Ruder. Es sind auch keine moderaten Mehrkosten, die durchaus mal vorkommen können, es sind Kosten um die sich eigentlich kein Architekt und/oder keine Baubürgermeisterin vertan darf, fast jede Privatperson, oder auch Firma wäre danach finanziell ruiniert. Kontrollmechanismen, die rechtzeitig einschreiten könnten, scheint es auch nicht zu geben.
Unglaublich mit welcher Regelmäßigkeit und Konsequenz das hier passiert.

-kwg-

Da scheint auch das in Stadträten durchaus vertretene, kontrollierend beaufsichtigende Fachpersonal, der Zunft Bau – und Architektur zugehörig, keinen besonders großen Wert auf ermüdende, finanziell wenig einbringende Mehrarbeit zu legen. Solche immensen Kostenexplosionen oder kalkulierte Fehleinschätzungen sind nachprüfbar und kommen doch jetzt nicht gerade so daher, weil ein neues Architekturbüro eine neue Einschätzung vorgenommen hat. Bei einer solchen Schieflage der Kostensituation, muss schon von einem absolut sicheren “denn Sie wissen nicht was sie tun-Betrieb” ausgegangen werden. Wenn man schon jahrelang weiß, dass die Vergabepraxis der Verwaltung nicht konform sei, und man jetzt auf eine mit Kostenplanungen besser bewanderte Stellenbesetzung hofft, kann man nicht nur als SPD-Stadtrat, sondern auch als Bürger, einen richtig dicken Hals bekommen. In neuer Naturwährung ausgedrückt: Eineinhalb Lachwälder mal so eben verdummbeutelt. Schneller wie der Wald wachsen kann. Wirklich nicht zum Lachen.

Darius

Es ist wie immer unfassbar, in welchen Dimensionen hier Fehler auftauchen. Als kleine Firma macht man sich in den Planungen Gedanken, ob man einen Mitarbeiter mehr einstellen kann oder nicht und im öffentlichen Dienst werden Millionen(!) ungeplant ausgegeben. Wer hat den Architekten denn ausgewählt? Kann man den nicht in Regress nehmen? Wie sehen die Verträge aus? Vielleicht ist es doch ganz gut, dass das verantwortliche “Baubürgermeisteramt” vakant wurde, bevor diese Sünden alle bekannt wurden. Die im Sommer notwendige Sanierung eines neuen Hallenbads hat auf die bisherige Amtsinhaberin, die im Interview ja die Qualitätskontrolle beim Hallenbadbau als eine Ihrer wichtigen Aufgaben nannte, auch kein gutes Licht geworfen.