Lutz Schönthal ist der dienstälteste unter den Stutenseer Ortsvorstehern. 2016 wurde er Nachfolger von Kurt Gorenflo. Bei der jüngsten Kommunalwahl wurde er erneut in das Amt gewählt. Was gibt es in Friedrichstal noch zu tun? Welche Schwerpunkte will er in der neuen Wahlperiode setzen? Für diese Reihe haben wir uns nacheinander mit allen vier Ortsvorstehern – in Blankenloch “Vorsitzender des Stadtteilausschusses” genannt – getroffen.
Lutz Schönthal hat bereits 1,5 Wahlperioden im Amt des Ortsvorstehers hinter sich. “Das hervorragende Ergebnis bei der letzten Wahl bestätigt mich”, sagt er. Die Leute seien zufrieden, und er fühle sich noch nicht zu alt dafür. Außerdem stünden noch ein paar Aufgaben an, die schwer zu erreichen seien, wie die Unterführrung Eichendorff Straße, die Sanierung des Alten Rathauses Friedrichstal und des Museums im Oskar-Hornung-Haus sowie die Nahwärmeverbindung zwischen diesen Gebäuden. Das seien Ziele für die nächsten fünf Jahre. “Ein alt eingesessener Ortsvorsteher kann da noch etwas bewegen”, meint er. Deshalb habe er die Aufgabe noch einmal übernommen.
Während die Amtskollegen in Spöck und Staffort bereits im Ruhestand sind und deshalb mehr Zeit für die ehrenamtliche Aufgabe haben, ist Schönthal noch berufstätig. Die Ausführung des Amts des Ortsvorstehers sei nur möglich, weil er die volle Unterstützung seiner Frau Sylvia habe, sagt Schönthal. Außerdem bekomme er von seinem Arbeitgeber im beispielsweise Sonderurlaub für kommunalpolitische Aufgaben wie Klausurtagungen. Als Unternehmer oder als leitender Angestellter in einem Unternehmen sei das sicherlich schwieriger als im öffentlichen Dienst.
Dennoch könne er das Amt nicht so umfangreich betreiben, wie es Amtsvorgänger Kurt Gorenflo gemacht hat. “Das Erbe von Kurt war ein immenses, die Fußstapfen sehr groß”, beschreibt es Schönthal. Gorenflo habe sehr viele neue Ideen in Friedrichstal umgesetzt wie den Weihnachtsmarkt und das Marktplatzfest. Dadurch sei er auch der IGV-Vorsitzende in Persona gewesen. Das habe die Verantwortlichkeiten dahin verschoben, dass der Ortsvorsteher sehr viel mache, während die Vereine nur unterstützend tätig seien. Das müsse sich wieder ändern, so Schönthals Vorhaben. “Ich möchte die Vereine mehr in die Planung von Veranstaltungen einbeziehen.” Sie müssten diejenigen sein, die die Veranstaltungen organisieren. Im neuen Jahr wolle er deshalb einen Schnitt machen. Natürlich stehe er für Fragen zur Verfügung und übergebe alle Unterlagen. Ein Veranstaltungsausschuss mit Vertretern von Vereinen und anderen Interessierten halte er für sinnvoll. “Mein Ziel ist es, mehr Zeit zu haben für die wirklichen politischen Themen”, so Schönthal.
Generell sei seine Lebenperspektive nicht, sich mit dem Eintritt in den Ruhestand noch stärker im Ehrenamt zu engagieren. Vielmehr wolle er dann auf eine schöne Zeit zurückblicken, aber vor allem viel Zeit mit seiner Frau und der Familie verbringen. Das komme aktuell definitiv zu kurz. “Irgendwann ist auch mal gut.” Bei jedem verantwortungsvollen Amt müsse man sich rechtzeitig Gedanken zu der Frage machen: “Wer macht es denn nach dir?” Jemand müsse vorbereitet werden. Er hoffe, das gut hinzubekommen. Das wolle er in den nächsten Jahren in die Wege leiten. Rechtzeitig vor der nächsten Kommunalwahl werde er die Entscheidung treffen. “Auf Dauer ist das Pensum, das ich jetzt leiste, nicht zu halten”, stellt er fest. Er wolle vermeiden, abgewählt zu werden, sondern den Absprung rechtzeitig schaffen.
Heute müsse ein Ortsvorsteher in Friedrichstal auch nicht mehr zu den Gründerfamilien des Ortes gehören und Giraud, Hornung, Calmez, Gorenflo oder Schönthal heißen. “Da sind wir schon weiter, glaube ich.” Allerdings brauche die Person ein gewisses Vertrauen und einen gewissen Bekanntheitsgrad im Ort. Eine gewisse Verwurzelung sei erforderlich.
“Die Ortsvorsteher sind freie Radikale”, beschreibt Schönthal das Verhältnis zur Stadtverwaltung. Mit einem guten Wahlergebnis könnten Ortsvorsteher selbstbewusst an die Verwaltung herantreten. Insbesondere die jüngeren Ortschaftsrät:innen wollten sich nicht mit einer 08/15-Ortschaftsratsrolle abgeben. “Die Bedeutung des Ortschaftsrates sollte man nicht unterschätzen!” Dabei gehe es weniger um formale Rechte, sondern insbesondere um das Informelle. Schönthal selbst stehe zu 100 Prozent hinter der Institution Ortschaftsrat mit der Rolle eines Ortsvorstehers.
In Blankenloch fehle das. Es sei ein Unterschied, ob man einen Ortschaftsrat im Stadtteil habe oder die Verwaltung. “Das Rathaus geht nicht so intensiv auf die Wünsche der Blankenlocher ein wie das ein Ortschaftsrat mit einem Ortsvorsteher könnte”, meint Schönthal.
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