Musikprofessor verabschiedet sich

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 27.02.2025 8:11 | Keine Kommentare

Vergangenes Wochenende präsentierte der Karnevalsclub “Die Piraten” Stutensee zum 36. Mal seine große Prunksitzung in der Blankenlocher Festhalle. Die erste mit neuem Präsidenten und die letzte für einen langjährigen Stammgast im Programm, dem Musikprofessor.

Unter dem Motto “Disco” startete das bunte Bühnenprogramm erstmals mit einer Doppelmoderation. Der neue Präsident Patrick Wittmann und sein Vize Alexander Illmann präsentierten die Auftritte gemeinsam.

Kurz vor der Pause in der Mitte des Programms kam ein alter Bekannter auf die Bühne: Werner Beidinger in der Rolle seiner Bühnenfigur “der Musikprofessor”. Während sich andere Büttenreden überwiegend auf Zwischenmenschliches beschränken, präsentierte der Musikprofessor schon seit 1995 seinen musikalischen Jahresrückblick. Ohne zu polemisch zu werden, zog er die Berliner Politik niveauvoll durch den Kakao.

Im Anschluss an seinen Auftritt verkündete Beidinger zur Melodie von “My Way” seinen Abschied von der Bühne. Spontan erhob sich das Publikum im Saal und applaudierte dem Büttenredner, der auch im “echten Leben” beruflich Musikprofessor ist.

Der Zeitpunkt fühle sich für ihn gut an, so Beidinger gegenüber meinstutensee.de. 55 Jahre lang unterhalte er bereits sein Publikum, und er wolle aufhören, wenn die Leute und Vereine “Schade” sagen und nicht “Gott sei Dank”. “Mein Anspruch war es immer, das ‘Niveau’ des Programms zu halten und das Publikum gut zu unterhalten”, so Beidinger.

Beidinger lebt und arbeitet in Berlin. Die Reisen zu den Auftritten – in diesem Jahr an acht Wochenenden – seien kraftraubend und zeitintensiv.

Schon mit sechs Jahren ist Beidinger vor anfangs kleinem, später größerem Publikum aufgetreten. Als junges Kind habe er gereimte Texte auswendig vorgetragen, als Teenager wollte er auch Witze erzählen wie die Großen. Als Student brauchte er gar zwei Vorträge pro Kampagne – einmal für den Saisonauftakt am 11.11. und einmal für die Prunksitzung. “‘In der Not’ habe ich mich auf mein musikalisches Können gestützt und einen Vortragsstil entwickelt, bei dem ich neben Politik und Zeitgeschehen auch Kokolores mit sogenannten Schenkelklopfern kombinieren konnte”, berichtet Beidinger. “Dem Publikum gefiel’s und so habe ich die Figur des Musikprofessors etabliert, der seine Inhalte in einem Jahresrückblick präsentierte.”

Der Bühnen-Musikprofessor ging dem Universitäts-Musikprofessor voraus. Mit 32 Jahren wurde Beidinger zum Hochschullehrer ernannt und ging mit seinem Hobby immer offen um, wie er sagt – eben wie andere in ihrer Freizeit jagen oder segeln.

In Blankenloch hätten Kriterien wie Location, Qualität der Tonanlage und Professionalität bei Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung immer gestimmt. “Bei den Piraten kommt dazu, dass man in kürzester Zeit aufgenommen und wertgeschätzt wird”, so Beidinger über seine Erfahrungen in Stutensee. “Beim Betreten der Halle grüßt jeder einzelne Elferrat, wird man von Gardemädchen angelächelt und freut sich auf den Auftritt vor einem Publikum, das aufmerksam ist, gerne lacht, mitmacht und seine Lebensfreude auch nach außen trägt.”

Die Piratensitzungen werden ihm fehlen, so der Musikprofessor. “Aber ich bin mir sicher, dass man in Blankenloch auch zukünftig vieles richtig machen und dem wunderbaren Publikum eine authentische und bodenständige Fasnacht anbieten wird.”

Zum Abschied überreichten Präsident und Vizepräsident dem Büttenredner ein T-Shirt, das an seinen ersten Auftritt in Blankenloch vor dreißig Jahren erinnern soll – bei der damals 8. Prunksitzung der Piraten.

Alle Fotos zur Veranstaltung sind in unserer Fotogalerie zu finden.

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