Plan zur Sanierung städtischer Gebäude

Pufferspeicher für das Nahwärmenetz im Oskar-Hornung-Haus

Beitragsbild: Roland Hornung

Von Martin Strohal | 13.05.2025 12:58 | 2 Kommentare

In der letzten Sitzung des Gemeinderats stellte die Stadtverwaltung eine “Klimaroadmap” vor. Diese solle helfen, eine Reihenfolge festzulegen, in der die städtischen Gebäude saniert werden sollen. Wie schnell das gelingt, ist offen. Die Stadt rückt von ihren eigenen Klimazielen ab.

Seit Dezember 2023 sind alle städtischen Gebäude von der Firma eco2nomy untersucht worden. Fast überall gebe es Sanierungsbedarf. Es seien hauptsächlich fossile Energieträger in Verwendung. 81 Prozent der Gebäude würden derzeit mit Gas beheizt. In absehbarer Zeit stehe der Austausch vieler Heizungen an.

Die energetische Sanierung werde grob geschätzt 42 Millionen Euro kosten. Fördermittel können diesen Betrag senken. Etwa 2.700 Tonnen CO2 produzieren die städtischen Gebäude derzeit. Im Stadtentwicklungsplan (STEP) heißt es: “Stutensee ist bis 2035 klimaneutral. Die Stadtverwaltung wird als Vorbild vorangehen und bis zum Jahr 2030 klimaneutral sein.” Demnach müssten die städtischen Gebäude in knapp fünf Jahren klimaneutral sein. Dieses Ziel hält die Stadtverwaltung nach den neuesten Erkenntnissen nicht mehr für realistisch. Die Klimaroadmap richtet sich nun nach dem Landesziel 2040 aus, also zehn Jahre später als bislang angestrebt.

Die Einstufung von Gebäuden über die Klimaroadmap sei jedoch nicht der einzige Einflussfaktor darauf, welche tatsächlichen Prioritäten in der Sanierung gelten werden, erläuterte Baubürgermeisterin Tamara Schönhaar. Das solle in der Klausurtagung des Gemeinderats besprochen werden.

Gemeinderat will Klimaziele nicht aufgeben

“Der Plan zeigt den Sanierungsstau auf”, stellte Thomas Hornung (CDU/FDP-Fraktion) fest. “Wir dürfen nicht immer nur drum rum reden, sondern müssen ihn beseitigen, schon seit Jahren!” Natürlich sei dabei auch der CO2-Ausstoß zu berücksichtigen. Das vorgelegte Werk sei aber keine Roadmap, sondern ein Zwischenergebnis. Nun müsse der Startschuss kommen. “Sonst sind wir 2050 noch nicht klimaneutral!”

Klaus Mayer (Freie Wähler) erkannte ein wichtiges Ergebnis: “Der Zeithorizont 2040 statt 2030 ist halbwegs realistisch.” Gleichzeitig verwies er auf den sehr schwierigen Haushalt. Allein für das Schulzentrum seien 50 Millionen Euro erforderlich. Nun 40 Millionen für Sanierungen, wobei Straßen, Kitas und so weiter noch gar nicht enthalten seien. Er sei “sehr gespannt, wenn das Kaninchen bei der Klausurtagung aus dem Hut kommt”.

“Wir begrüßen es, dass der Sanierungsstau angegangen wird”, so Frank Hornung (Grüne). Kritisch sehe seine Fraktion jedoch, dass die Klimaziele beim ersten Widerstand aufgegeben würden. Er plädierte dafür, das längerfristige Projekt der Gebäudesanierung von der kurzfristigen Klimaneutralität zu trennen. “Mit grünem Strom und grünem Gas ist das Ziel bis 2030 erreichbar”, betonte er. Er fordere deshalb, auf grüne Energie umzustellen. Selbst strombetriebene Wärmepumpen seien nur klimaneutral, wenn sie auch mit grünem Strom betrieben werden.

Auch Alexander Skiba (SPD) appellierte an die Verwaltung, ambitioniert zu bleiben und “nicht gleich schon auf 2040 zu verschieben”.

“Wir sollten die Erreichung der Ziele im Auge behalten”, forderte Sven Schiebel (Freie Wähler). Auch er plädierte für den Zukauf entsprechender Energieträger, also grünem Strom und Gas. Mit Blick auf die Sanierungen sollten seiner Meinung nach auch Kanalisation und Wasserleitungen betrachtet werden.

Lutz Schönthal (CDU) wies darauf hin, dass die Baupreise derzeit sinken würden. Das solle bei der Sanierungsplanung berücksichtigt und antizyklisch vorgegangen werden.

Der Gemeinderat stimmte mehrheitlich für das vorgeschlagene Vorgehen der Verwaltung. Im kommenden Jahr soll mindestens ein Gebäude energetisch saniert werden.

forum Kommentare

Friedrichstaler90

Grüner Strom, grüne Energie… grün, grün, grün….
Das ist grundsätzlich ein ehrbares und zu befürwortendes Ziel.
Doch sollte man dieses Ziel doch auch mit einer gehörigen Portion Realismus angehen. Und wenn man dies tut, sollte man doch zu der Erkenntnis kommen, dass es in Stutensee doch erst einmal Projekte gibt, welche seit fast schon einem Jahrzehnt nicht erledigt wurden. Ich nenne hier gerne das Dauerthema Unterführung in Friedrichstal, Wasserenthärtungsanlage, Sicherstellung der Wasserversorgung und Modernisierung der Wasserwerke, Sanierung und Modernisierung des Schulzentrums, Sanierung und Modernisierung der städtischen Verwaltungsgebäude und Hallen, Sanierung und Modernisierung der kommunalen Kindertageseinrichtungen und und und….. Die Liste ist sicherlich noch um einige weitere Punkte zu ergänzen.

Das ambitionierte Ziel bis 2030 klimaneutral zu sein (das wäre dann schon in weniger als fünf Jahren) ist da doch schon nicht mehr ambitioniert zu nennen. Hier ist das Wort Realitätsfremd doch näher an der Realität als es im Kern aussagen will… Das auch noch der Gemeinderat in einzelnen Teilen sich mokiert, die Klimaziele auf 2040 zu verschieben, spricht doch auch eine deutliche Sprache welche in den aktuellen Zustand dieser dahinsiechenden großen Kreisstadt passt.
Das Rathaus und sein Gemeinderat sind zu einem Elfenbeinturm verkommen, welcher scheinbar so weit weg von der Realität ist, dass man sich allen Ernstes noch über solche nicht einzuhaltende “Ziele” ernsthaft und vermeintlich seriös unterhält.
Ich frage mich ob die Oberbürgermeisterin überhaupt noch in Stutensee unterwegs ist und über die Probleme in “ihrer” Stadt in Kenntnis ist oder ob sie sich zu den presserelevanten Pflichtterminen nur noch einfliegen lässt um möglichst wenig mitzubekommen.
Hoffen wir auf die kommene OB-Wahl, damit die aktuelle Kompetenzneutralität, welche bereits seit mehreren Jahren erfolgreich erreicht wurde, wieder abgewendet werden kann.

Daniel

Grünes Stutensee? Aktuell sieht man zwischen ungepflegten Grünanlagen und Beeten vor allem sehr viel Müll. Dass das der Verwaltungsspitze, von der keiner in Stutensee lebt, egal ist, ist klar. Dass aber unser Gemeinderat das und vieles andere laufen oder der Verwaltung durchgehen lässt, ist nicht nachvollziehbar.