Starkregen: Wie gefährdet ist Stutensee?

Überflutung Eggensteiner Straße am 26. August 2022

Beitragsbild: Leserfoto

Von Martin Strohal | 11.05.2025 17:08 | 3 Kommentare

Starkregen-Ereignisse können zu Überschwemmungen führen, auch ohne dass ein großer Fluss in der Nähe ist. Das konnte vergangenes Jahr in Gondelsheim und Umgebung beobachtet werden. Wie sieht es in Stutensee aus? Die Stadtverwaltung hat ein Ingenieursbüro mit der Untersuchung beauftragt, das nun seine Ergebnisse vorstellt.

Die Untersuchungen des Ingenieurbüros Weber münden in erster Linie in einer Starkregengefahrenkarte. Darin ist eingezeichnet, wie hoch das Wasser im Extremfall an welcher Stelle ist, also die Überflutungstiefe, und wie schnell es fließt, beispielsweise bei abschüssigen Straßen.

Der Bevölkerung werden diese Ergebnisse in einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt werden. Denn wichtig ist: Die Stadt kann nicht jedes private Gebäude vor Überflutung schützen. Das ist Aufgabe des jeweiligen Eigentümers. Auch auf die Kanalisation sei in extremen Situationen nicht zu zählen.

In der Sitzung des Gemeinderats konzentrierten sich die Ingenieure auf die öffentlichen Bereiche. Für jede städtische Einrichtung ist ein Steckbrief mit seiner Risikobewertung erstellt worden. Damit verbunden sind Lösungsansätze wie das Anbringen von Mulden oder der Verzicht auf komplett gepflasterte Schulhöfe.

Risikobereiche bei Starkregen sind auch die Unterführungen. Hier könne man entweder versuchen, sie mit Hilfe von Pumpen befahrbar zu halten, oder mit Ampeln oder Schranken bei Überflutung zu sperren.

Kleine Maßnahmen zum Schutz städtischer Gebäude könnten im laufenden Unterhalt umgesetzt werden, so Baubürgermeisterin Tamara Schönhaar. Was zu planen ist, müsse übersichtlich aufbereitet und für die Haushaltsplanung angemeldet werden. Größere Maßnahmen würden in die Priorisierung der Gebäudebestandssanierung einfließen.

Das erarbeitete Risikokonzept richtet sich nach dem “Leitfadens Kommunales Starkregenrisikomanagement”. Dieser ist 2016 von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg veröffentlicht worden.

Das sagt der Gemeinderat

Der Gemeinderat beauftragte die Stadtverwaltung einstimmig, das Handlungskonzept umzusetzen und künftigen Planungen zugrunde zu legen.

Alexander Scheidle (CDU/FDP-Fraktion) erinnerte an die Überflutung der Eggensteiner Straße und der Hauptstraße vor einiger Zeit und fragte nach dem Zusammenhang mit der Kanalisation. “Die Kanalisation spielt keine Rolle”, so Ingenieur Stefan Freidel. Diese sei in solchen Fällen komplett überfordert. Johannes Klawe, Leiter des Bauamts, ergänzte, dass die Kanalisation eine bestimmte Wassermenge aufnehmen können müsse. Das werde bei anstehenden Sanierungen berücksichtigt.

“Wir können die Infrastruktur nicht auf jede Extremsituation auslegen”, so Klaus Mayer (Freie Wähler). Den Bürgern müsse gezeigt werden, wie sie Vorsorge treffen können und ob es finanzielle Fördermöglichkeiten gebe.

Volker Stelzer (Grüne) schlug vor, das Konzept “Schwammstadt” zu betrachten. Darüber könne Wasser auch für Trockensituationen gesammelt werden.

“Es ist wichtig, die Kanalisation zu betrachten”, so Wolfgang Sickinger (SPD). Insbesondere der Bereich um das Schulzentrum sei gefährdet. Zudem müsse Entsiegelung von Schulhöfen ins Auge gefasst werden.

forum Kommentare

Daniel

Kann die Gefahrenkarte auf der Homepage der Stadt eingesehen werden?

Redaktion meinstutensee.de

@Daniel Nach der öffentlichen Vorstellung soll das der Fall sein, ja. Termin ist noch nicht bekannt.

Andreas Haßmann

Die Abwasserkanalproblematik war kein Auftrag und wurde somit nicht betrachtet.
Das Unwetter vom August wie im Bild ,überschwemmte mehr als 80 Keller in Blankenloch und Buechig. In Weingarten mit gleicher oder sogar höhere Regenmengen keine Folgen.
Ein Grund in Blankenloch es wurde ueberJahre vorher die vorgeschriebene Kanalreinigung nicht durchgeführt und das Regenwasser traf durch die vorhergehende Trockenheit auf die festgebackenen Reste unserer Hinterlassenschaften. Auch dadurch kam es zu erheblichem Rückstau in den Abwasserkanälen.
Wie sollen sich die Eigentümer gegen solche Fälle schützen. Gegen Untätigkeit gibt es keinen Schutz.