Das Archiv der Stadt Stutensee besteht aus viel Papier, teils in Aktenordnern abgeheftet, an verschiedenen Standorten unsortiert in Tüten und Kisten verteilt, auch in einer Garage ohne besondere Sicherung. Archivierung hat in den vergangenen fünfzig Jahren in Stutensee keine Rolle gespielt. Die Stadtverwaltung hat dies erkannt, der Gemeinderat will jedoch nichts überstürzen.
Die Archivierung wichtiger Unterlagen sei eine gesetzlich geregelte Pflichtaufgabe, betonte Kreisarchivar Bernd Breitkopf gegenüber dem Gemeinderat vergangenen Montag, keine freiwillige Leistung. Leider sei die Stadt Stutensee dieser Aufgabe schon seit ihrer Gründung nicht nachgekommen.
In nur vier Kommunen im Landkreis gebe es keinen hauptamtlichen Archivar, darunter Stutensee.
“So geht es gar nicht”, kommentierte Breitkopf den aktuellen Zustand, insbesondere die Lagerung von Dokumenten zwischen alten Fahrrädern in einer öffentlich zugänglichen Garage. “Das ist eine Rumpelkammer, kein Archiv!”
Die Stadtverwaltung will das Problem lösen und schlägt vor, im Keller der Spöcker Grundschule ein Archiv mit Rollregalen einzurichten sowie eine halbe Stelle für einen Archivar auszuschreiben. Die Räume waren von Kreisarchivar Breitkopf begutachtet und für geeignet bewertet worden.
Die Wichtigkeit des Themas sieht auch der Gemeinderat. Allerdings wollen die Fraktionen nichts überstürzen. Hauptkritikpunkt ist, im Keller der Richard-Hecht-Schule damit Fakten zu schaffen, bevor die Gebäudestrategie sowie das Konzept der Schulentwicklung abgeschlossen sei. Zudem stehe nach der Friedrich-Magnus-Schule nun in der Spöcker Schule die Brandschutzsanierung an.
Außerdem kritisiert wurde die halbe Stelle. Qualifiziertes Personal sei nur mit ganzen Stellen zu bekommen, so die Meinung im Gremium. Aufgaben seien augenscheinlich genug vorhanden. Ob man sich die hingegen leisten könne, sei eine andere Frage.
Während Oberbürgermeisterin Petra Becker gerne Nägel mit Köpfen gemacht hätte, verwies der Gemeinderat darauf, dass das Problem nun schon Jahrzehnte bestehe und man deshalb jetzt keinen Schnellschuss brauche. Die Bergung der Unterlagen sei natürlich wichtig.
Die Einrichtung eines Archivs im Keller der Richard-Hecht-Schule wurde vom Gemeinderat mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Die Einrichtung einer Archivar-Stelle wurde mehrheitlich befürwortet – als halbe Stelle, wie sie bereits im aktuellen Haushalt vorgesehen ist.
forum Kommentare
Wann ging der letzte Archivar? Laut Sitzungsvorlage vor drei Jahren! Weshalb wurde die Stelle nicht längst nachbesetzt? Untragbare Zustände sind das im Rathaus!