Mit großem Aufwand erzählt die Theatergruppe StageArt in ihrem neuesten Stück die Geschichte von Schloss Stutensee und Baden. Hauptstrang ist eine inszenierte Schlossführung, an der das Publikum teilnehmen kann. Die Premiere am Freitag, den 11. Juli, war ausverkauft.
Das neue Theaterstück von StageArt ist eine Reise durch die Jahrhunderte. Mit einigen künstlerischen Freiheiten erzählt es die Geschichte Badens in und um Schloss Stutensee. Fünfzehn Laienschauspielerinnen und -schauspieler sind dabei im Einsatz, alle in mehreren Rollen in über sechzig Kostümen.
“Pferde, Fische und Diebe”, der Titel des Stücks von Ulrike Partik-Raupp und Marcel Horvatitsch, weist auf die namensgebenden Elemente des Schlosses hin, den See für die Fischzucht sowie die Pferdezucht. Als “Diebe” wurden die schwer erziehbaren Jungen bezeichnet, die Heinrich Wetzlar in seiner Jugendeinrichtung betreute.
Mehrere zeitliche Ebenen
Der Inhalt entwickelt sich Schlag auf Schlag. Das Stück spielt auf mehreren zeitlichen Ebenen. In der Gegenwart begleitet die Schlossführerin (Natascha Rudolf) das Publikum in und um das Schloss und konfrontiert es mit harten Fakten, Zahlen und Namen. Sie hat allerdings nicht viel Gelegenheit, das (echte) Publikum zu langweilen. Immer wieder mischen sich Schauspieler:innen unter die Zuschauer, um die Veranstaltung aufzumischen und die Schlossführerin aus dem Konzept zu bringen. Verlässt diese deshalb kurz die Szene, um für Ordnung zu sorgen, technische Probleme zu lösen oder Lärm nachzugehen, taucht das Publikum unversehens in die Vergangenheit ab. Die Personen, die gerade noch Teil der geschichtlichen Betrachtung waren und deren Bilder im Schloss verteilt an den Wänden hängen, betreten leibhaftig die Bühne. So werden verschiedene Schlüsselszenen dargestellt.
Vom Naturkundemuseum bis zur Rheinbegradigung
Die Führung beginnt mit Markgraf Karl Friedrich und seinem Architekten Leopoldo Matteo Retti, die auf die Idee kommen, Steine des verfallenen Stafforter Wasserschlosses für den Bau von Schloss Stutensee zu verwenden. Kurz darauf tritt seine Frau Markgräfin Caroline Luise auf den Plan. Sie ist die Begründerin des Karlsruher Naturkundemuseums. Auf ihre Initiative hin setzt ihr Mann eine Schulreform durch und schafft Folter und Leibeigenschaft ab.

So geht es weiter durch die Epochen. Mal taucht Napoleon auf und will seine Adoptivtochter aus politischen Gründen an den badischen Herrscher verheiraten, mal buhlen Johann Gottfried Tulla, der den Rhein begradigen will, und Friedrich Weinbrenner, der Pläne für eine Kirche und eine Pyramide in Karlsruhe hat, um die Gunst des Herrschers.
Ende des 19. Jahrhunderts setzt sich Großherzogin Luise für die Genfer Konvention ein. Baden ist deren erster Unterzeichner. Die Badische Revolution zwingt Großherzog Friedrich den II. zur Abdankung. Er muss mit seiner Familie fliehen. In den Kriegen wird das Schloss zum Lazarett. 1919 gründet der Jurist Heinrich Wetzlar eine Fürsorgeerziehungsanstalt. Die Nazis deportieren ihn und seine Frau aufgrund seiner jüdischen Herkunft in das Konzentrationslager Theresienstadt.
Geschichte unterhaltsam präsentiert
Das Theaterstück eignet sich besonders für alle, die sich für badische Geschichte und Schloss Stutensee interessieren. Zum Jubiläum “50 Jahre Stutensee” gebe es hingegen keinen Zusammenhang, so Regisseurin Ulrike Partik-Raupp. Die Geschichte des Schlosses habe sie schon länger erzählen wollen. Die Dörfer im Umfeld des Schlosses werden auch höchstens am Rande erwähnt.
Das Stück ist mal humorvoll, mal dramatisch und insgesamt auf unterhaltsame Weise lehrreich. Anders als bei früheren Stücken der Theatertruppe wird keine abgeschlossene Geschichte erzählt. Diese Abwechslung sei durchaus beabsichtigt, so Partik-Raupp. Wären die Stücke vergleichbar, müsse man sich jedes Jahr selbst übertreffen.
“Pferde, Fische und Diebe – Eine turbulente Schlossführung” wird insgesamt 14 Mal gespielt. Die Hälfte der Termine im Juli, die andere im September. Karten dafür sind in den Bürgerbüros Staffort und Blankenloch erhältlich sowie unter tickets-stageart@web.de. Informationen zum Stück und seinem historischen Hintergrund sind auf der Website des StageArt e.V. zu finden.












































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