Stutensee wird Nagelkreuz-Zentrum

Nagelkreuz-Übergabe: Pfarrer Holger Müller, Diakonin Elke Seiter, Pfarrer Jörg Seiter, Canon Kate Massey, Christian Roß, Deutsche Nagelkreuzgemeinschaft

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 31.10.2025 15:27 | Keine Kommentare

Im Rahmen eines Festgottesdienstes wurden die evangelischen Kirchengemeinden in Stutensee und Weingarten in die weltweite Nagelkreuzgemeinschaft aufgenommen. Canon Kate Massey war aus Coventry gekommen, um das Nagelkreuz als Zeichen für Versöhnung, Vergebung und Frieden zu überreichen.

Pfarrer Jörg Seiter und Holger Müller

Für die evangelischen Kirchengemeinden in Stutensee und Weingarten, den sogenannten Kooperationsraum, war es ein großer Moment. Sie sind nun als Nagelkreuzzentrum Teil einer weltweiten Gemeinschaft. Etwa 80 solcher Zentren gibt es in Deutschland, 250 weltweit.

Die Aufnahme hat eine längere Vorgeschichte. Holger Müller, bis 2023 Pfarrer der Gemeinde Staffort-Büchenau, und Pfarrer Jörg Seiter aus Blankenloch hatten unabhängig voneinander eine Verbindung zum Nagelkreuz. Sie berichteten am Samstagabend in der Stafforter Kirche darüber.

Müller hatte durch die Erzählungen seines Vaters über die Bombardierung Pforzheims Kontakt zum Thema Krieg und Zerstörung. Später hörte er vom Nagelkreuz aus Coventry, lernte auf einem Kirchentag einen Pfarrer aus Coventry kennen und wurde später Einzelmitglied der Gemeinschaft.

Übergabe des Nagelkreuzes von Canon Kate Massey an Pfarrer Jörg Seiter

Jörg Seiter bete das Nagelkreuzgebet schon sein halbes Leben, wie er erzählte, ohne Wissen über die genauen Hintergründe. Vor vier Jahren hat seine Blankenlocher Michaelisgemeinde ein Wanderkreuz aus Pforzheim, dem nächstliegenden Zentrum erhalten.

Müller, Seiter und Seiters Frau, Diakonin Elke Seiter, machten sich dann auf eine Pilgerreise nach Coventry, um die Aufnahme zu beantragen.

In Coventry hat das Nagelkreuz seinen Ursprung. Deutsche Luftangriffe legten im Zweiten Weltkrieg die dortige Kathedrale in Schutt und Asche. Der Pfarrer rettete ein paar Zimmermannsnägel aus dem zerstörten Gebäude, erstellte daraus ein Kreuz und betete: “Vater, vergib.” Vergebung für die Feinde im Krieg. Vergebung, Versöhnung und Friede zwischen den Menschen ist das zentrale Element der Nagelkreuzgemeinschaft weltweit. Auch wenn Versöhnung keine Lobby in Social Media habe, so Seiter.

Kate Massey war als Vertreterin der Kirche in Coventry gekommen, um zwei Kreuze zu übergeben: eins für Staffort, eins für Blankenloch, insgesamt aber für den ganzen Kooperationsraum. Sie erzählte aus ihrer eigenen Familiengeschichte und ihrem Opa, der Freundschaft mit einem kriegsgefangenen Deutschen geschlossen hatte.

Nagelkreuze für Stutensee-Weingarten

“Die Übergabe ist kein Abschluss, sondern ein Beginn”, so Christian Ross, Vertreter der Deutschen Nagelkreuzgemeinschaft, beim Festgottedienst in Blankenloch am vergangenen Sonntag.

Das weltweite Netzwerk umfasst unterschiedliche Partner, nicht nur Kirchengemeinden. Die Ansätze seien unterschiedlich und weltweit vielfältig, so Ross. Ziel sei es, aus destruktivem Verhalten herauszufinden. Der Schatz sei die Vielfalt an Menschen, Meinungen und Ideen. Das Thema Versöhnung betreffe jeden, von der Familie bis zu globalen Zusammenhängen.

In Blankenloch wird jeden Freitag um 12 Uhr das Friedensgebet im Geist der Nagelkreuzgemeinschaft gebetet, die sogenannte „Versöhnungslitanei“ von Coventry mit ihrem markanten Gebetsruf „Vater, vergib“.

forum Kommentare