Bis Heiligabend ist es keine ganze Woche mehr. Wir haben ‘neigschmeckte’ Stutenseerinnen und Stutenseer gefragt, wie in ihrer Heimat eine traditionelle Weihnachtsfeier ausgesehen hat. In einer kleinen vorweihnachtlichen Reihe möchten wir ihre Antworten hier vorstellen. Heute geht es weiter mit Laura Breiller-Popescu.
“Also, Weihnachten ist für uns orthodoxe, rumänische Christen, sehr wichtig. Mitte November beginnt die Fastenzeit. Sechs Wochen vor Weihnachten wird gefastet, also vegan gegessen, man spendet, tut Gutes, versucht, sich besser als an den restlichen Tagen zu verhalten.

Am 30. November feiern wir den Heiligen Andrei (Andreas), den Beschützer Rumäniens. Da werden Weizensamen zum Keimen gelegt und man gießt diese bis nach Weihnachten. Die Höhe des bis nach Weihnachten wachsenden Weizens ist ein Zeichen über Reichtum und Erfüllung. Für Kinder ist das eine spannende Sache, täglich zu gießen und danach zu schauen. Am 6. Dezember feiern wir den Heiligen Nicolae (Nikolaus), der auch rumänischen Kindern eine Kleinigkeit in die schön geputzten Schuhen legt, oder manchmal auch eine Rute.
Am Heiligen Ignatius, dem 20. Dezember, werden auf dem Land die Schweine noch selbst geschlachtet und aus dem Fleisch die Spezialitäten für das Weihnachsessen vorbereitet: Räucherwurst, aus den Ohren und Füssen wird Sülze gemacht, aus Hackfleisch Sauerkrautrouladen. Es gibt noch Schweinebraten, ähnlich einem Krustenbraten, und eine Reihe von Vorspeisen, alles aus Schwein: Speck, Schinken, Leberwurst, Blutwurst, Grieben. Und selbstverständlich jede Menge Süßigkeiten.
Am 24.12 werden von Haus zu Haus “colinde” gesungen – das sind christliche Weihnachtslieder, die den Weihnachtsstern und die Geburt Jesu verkünden. In der Diaspora geht man nicht mehr auf die Straßen oder von Haus zu Haus, deshalb ist die Zusammenkunft in der Kirche in dieser vorweihnachtlichen Zeit für uns sehr wichtig.
Der Weihnachtsmann kommt am 25. Dezember mit dem Weihnachtbaum und Geschenken. Nach der Bescherung geht man in die Kirche und feiert danach in der Familie. Wir feiern alle Weihnachtstage: am zweiten Weihnachtstag, den 26.12, trifft man Freunde oder andere Verwandte; am dritten Weihnachtstag, den 27.12, feiern wir den Heiligen Stefan und alle, die seinen Namen tragen, denn Namenstage werden bei uns genauso gefeiert wie die Geburtstage!
Wie bei allen christlichen Feiertagen ist auch vor Weihnachten das Beten, das Fasten, die Kirchenbesuche und das Zusammensein mit Menschen gleicher Religion sehr wichtig. Deshalb sind wir sehr froh, dass die rumänische Kirche in Staffort eingerichtet wurde!”

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