Die Situation der Flüchtlinge und die Betreuung durch haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter standen im Mittelpunkt eines Besuches von Landrat Dr. Christoph Schnaudigel in der Asylbewerber-Gemeinschaftsunterkunft in Stutensee-Friedrichstal am vergangenen Donnerstag zusammen mit Oberbürgermeister Klaus Demal und Ortsvorsteher Kurt Gorenflo.
„Es ist nicht damit getan, den Menschen nur ein Dach über dem Kopf zu bieten“ betonte Landrat Dr. Christoph Schnaudigel. Das Landratsamt sorge mit Sozialarbeitern und weiteren Mitarbeitern dafür, Sie bestmöglich zu betreuen und Sie in Ihrem täglichen Leben in einem fremden Land zu unterstützen. Dies könne aber nur durch das Engagement Ehrenamtlicher gelingen: Sprachkurse, Nachhilfe für Schulkinder und Kunstprojekte helfen den Flüchtlingen sich in ihre neue Umgebung einzufinden, sich weiterzubilden und nicht zuletzt die mehrmonatige Wartezeit auf eine Entscheidung im Asylverfahren erträglicher zu gestalten. Weitere Unterstützungen werden durch die Organisation von Spenden, Familienbesuche, Fahrten zum Arzt und weitere Einzelprojekte geleistet. Landrat Dr. Christoph Schnaudigel dankte den Engagierten in Stutensee stellvertretend für die Ehrenamtlichen sämtlicher Gemeinschaftsunterkünfte im Landkreis für Ihren unermüdlichen und geduldigen Einsatz. Landrat Dr. Christoph Schnaudigel lobte dabei die gute Unterstützung der Kommunen. Nur so sei es möglich, Menschen in Not zu helfen. Oberbürgermeister Klaus Demal bestätigte dies. Er sieht in der Zusammenarbeit des Landkreises, der Kommunen, der Bürgerschaft und den Kirchen den Schlüssel für ein Gelingen.
Ein syrischer Asylbewerber, der bereits in wenigen Monaten ein fast akzentfreies Deutsch in der Gemeinschaftsunterkunft gelernt hat, berichtete über seine Situation im Asylverfahren und das Leben in der Gemeinschaftsunterkunft. Die ehrenamtlich Engagierten plädierten für eine Vernetzung mit den anderen Gemeinschaftsunterkünften, um gegenseitig von den Erfahrungen zu profitieren. Auch Beschäftigungsmöglichkeiten, mehr Freizeitaktivitäten und nicht zuletzt staatlich geförderte Sprachkurse wären aus Ihrer Sicht wünschenswert. Manches scheitere am gesetzlichen Rahmen, so dürfen Asylsuchende beispielsweise nicht erwerbstätig sein.
Das Erwerbsverbot hindert aus Sicht von Landrat Dr. Christoph Schnaudigel die Asylbewerber/innen ein möglichst eigenständiges Leben zu führen. Es sei auch in der Bevölkerung nicht vermittelbar, dass Menschen, für die im Landkreis Arbeitsmöglichkeiten bestehen würden, diese nicht annehmen dürfen. Hier sei dringend Abhilfe zu schaffen. Die Anhebung der Standards bei der Unterbringung von Asylbewerbern, wie beispielsweise die Erhöhung der Wohnfläche auf mindestens 7,5 Quadratmetern pro Person sei im Grunde richtig. Doch „wer bestellt, müsse auch bezahlen“ forderte Landrat Dr. Christoph Schnaudigel. Vom Land und Bund fühle er sich im Stich gelassen. Die finanzielle Unterstützung des Landes für die Kreise bei der Asylbewerberunterbringung und -betreuung sei unzureichend. Er fordert zudem eine bessere Personalausstattung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, um die Verfahren zu beschleunigen. Derzeit dauere es 12 Monate und länger bis über Asylverfahren entschieden ist. Diese lange Zeit der Ungewissheit sei den Asylsuchenden nicht zuzumuten und erhöhe zudem die Kosten.
Die Gemeinschaftsunterkunft in Stutensee wurde im Dezember vergangenen Jahres eröffnet und hat 93 Plätze. Menschen aus elf Nationen – Familien, Kinder und Alleinstehende sind dort untergebracht. Die jüngste Bewohnerin ist gerade einmal sieben Monate alt. Der Landkreis Karlsruhe unterhält weitere Einrichtungen in Bruchsal, Dettenheim, Ettlingen, Gondelsheim, Karlsbad und Ubstadt-Weiher – insgesamt stehen 644 Plätze zur Verfügung.
Die Asylbewerberzahlen steigen nicht zuletzt durch die Krisen in Syrien und in anderen Ländern weiter an. Landrat Dr. Christoph Schnaudigel machte deutlich, dass es bei dem engen Immobilienmarkt immer schwieriger werde, geeignete Objekte zu finden. Wichtig sei auch eine gewisse Mindestgröße, um eine ausreichende Infrastruktur mit einer guten sozialen Betreuung vorhalten zu können. Dies sei wesentlich, um die Integration in die gewachsenen Strukturen der Städte und Gemeinden zu unterstützen.
Bei einem abschließenden Rundgang durch die Unterkunft machten sich die Beteiligten ein Bild über den Alltag der Flüchtlinge.
Quelle: Landratsamt Karlsruhe
Quelle: Landratsamt Karlsruhe
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