Bekanntermaßen sind System und Regime unserer Fließgewässer in Stutensee recht komplex. Wasserabflüsse aus der Vorbergzone des Nordschwarzwaldes und des Kraichgaus hätten sich in unserer Gegend ohne menschliches Zutun in der Vergangenheit zum Bachtyp des „mäandrierenden Flachlandbaches“ mit ausgeprägter, größtenteils bewaldeter Aue, entwickelt. Stattdessen sind unsere Bäche künstlich angelegt, beginnend vermutlich bereits zur Römerzeit. Diese gezielte „Kanalisierung“ bildet die Grundlage für eine bislang geordnete und planmäßige Siedlungsentwicklung und Geländebewirtschaftung. Als letzte umfangreiche Maßnahme dieser Art, ist die sogenannte „PfiSaKo“, die Pfinz-Saalbach-Korrektion, anzusehen, in deren Folge die hiesigen Gewässer in den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts ihre heutige Gestalt und Funktion erhielten. Um die Wasserkraft zum Betrieb von Mühlen und das Wasser zur Wiesenbewässerung nutzen zu können, wurden speziell Pfinz und Heglach bereits im Mittelalter aufgestaut. Die heutige Pfinz-Heglach verläuft bis zur Mühle in Friedrichstal im „Hochsystem“, also zwischen beiderseits bachbegleitenden Erdaufwallungen und damit über dem Geländeniveau. Die dadurch entstehenden Probleme liegen auf der Hand: Die Erdaufwallungen senken sich im Laufe der Zeit durch natürliche Setzungsvorgänge, Tiere bauen Höhlen und Gänge hinein, Wurzeln vom Uferbewuchs verfaulen und bilden Hohlräume. Durch diese Umstände kann es zu Gewässerübertritten bis hin zu Dammabspülungen und -durchbrüchen kommen. Diese Szenarien mit den entsprechenden Konsequenzen treten immer wieder auf.
Einen besonders neuralgischen Bereich bildet der Gewässerabschnitt östlich von Schloss Stutensee zwischen der Unterdükerung Alte Bach und der Radwegbrücke nach Staffort (landläufig als „Lobberlesbrück“ bekannt). Dort hat sich die westliche Verwallung derart gesetzt, dass es in der Vergangenheit immer wieder schadensintensive Überschwemmungen von landwirtschaftlichen Kulturen gab, bis hin zu drohenden Wassereinbrüchen auf das Schlossareal. In Absprache mit allen Fachstellen, insbesondere mit der Wasser- und Naturschutzbehörde, entschloss man sich deshalb zu einer „Generalsanierung“ dieses Abschnittes. Als Vorarbeit musste der komplette Bewuchs entfernt werden. Derzeit wird eine Art „Lehmschlitzwand“ eingebaut, indem auf der Scheitellinie des alten „Dammes“ ein Baggergraben bis auf den gewachsenen Untergrund angelegt und mit homogenem Lehm verfüllt wird. Mit technischem Gerät wird dann der gesamte Lehmkörper verdichtet. Dieses Verfahren macht aus der bisherigen Erdverwallung einen „echten Damm“, der in diesem Bereich künftig Schadszenarien der geschilderten Art zuverlässig verhindert. Zum Schluss wird der Grabenaushub über den neuen Lehmkörper gezogen, damit sich wieder ein naturnaher Uferbewuchs aus Stauden und Schilf entwickeln kann. Als Ersatz für die zwangsläufig gerodeten Bäume und Sträucher erfolgen Neupflanzungen an geeigneten Stellen. Radfahrer und Spaziergänger werden gebeten, den Baustellenbereich vorsichtig zu passieren und insbesondere auf den zu- und abfahrenden Baustellenverkehr zu achten.
Quelle: Stadtverwaltung Stutensee
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