Details zur Sperrung der DB-Strecke Karlsruhe – Graben-Neudorf

Von Martin Strohal | 28.05.2014 10:57 | 1 Kommentar

Das Podium war gut besetzt bei der Informationsveranstaltung der Stadt in der Blankenlocher Festhalle. Neben OB Klaus Demal und Baubürgermeister Dr. Matthias Ehrlein hatten sich Vertreter der DB Netz AG, dem beteiligten Planungsbüro Obermeyer, der Albtalverkehrsgesellschaft (AVG) und der DB Regio AG eingefunden, um die Pläne für die Sanierung der Bahnstrecke Karlsruhe – Graben-Neudorf vorzustellen und Fragen der Bürger zu beantworten.

Sanierung der Bahnstrecke

Bahnstrecke Karlsruhe - MannheimDie Reihe der Vorträge, die von Bürgermeister Ehrlein moderiert wurde, begann mit der Vorstellung der DB Netz AG. Dabei ging es v.a. um die gesetzliche Verpflichtung, die Bahnstrecken instand zu halten. Wie im Laufe des Abends noch betont wurde, befinde sich die Bahnstrecke Karlsruhe – Graben-Neudorf am Ende ihrer Lebensdauer, was sich auch durch die in letzter Zeit gehäuften Reparaturarbeiten zeige.

Anschließend übernahm der Projektleiter des Planungsbüros Obermeyer Gallinat, der die Wichtigkeit der Strecke als Teil des Hauptkorridors Rotterdam – Genua hervorhob. Die Planung zu den nun anstehenden Arbeiten habe bereits vor zwei Jahren begonnen. Alle betroffenen Eisenbahnunternehmen, auch international, musste einplanen, die Strecke während der Bauzeit nicht nutzen zu können. Konkret geht es um den Austausch von 32 km Gleis, 6 km Schutzschicht und 2 Weichen.

Da das komplette Gleisbett ausgetauscht werden soll, muss entlang der Strecke entsprechend neues Material vorgehalten werden. Die Stadtverwaltung war darauf bedacht, diese Lagerstellen möglichst weit von der Wohnbebauung entfernt zu platzieren. Auf Stutenseer Gemarkung wird der Neuschotter deshalb im Waldstück zwischen Blankenloch und Friedrichstal gelagert. Der Antransport mit Lkw soll Anfang Juni beginnen. Die Zufahrt zu der Lagerstelle erfolgt von der K3579 bei der Einfahrt Friedrichstaler Allee, dann über Waldwege, die für diesen Zweck extra ausgebaut werden sollen. Es ist bekannt, dass die Wege gerne von Radfahrern und Spaziergängern mit Hunden genutzt werden. Diese müssen ggf. mit Einschränkungen, aber nicht mit Sperrungen rechnen.

Eine weitere Lagerstelle ist nördlich des Bahnhofs Friedrichstal vorgesehen. Dort wird allerdings kein Schotter gelagert, außerdem findet keine Nachtarbeit statt. Da die Fläche relativ klein ist, wird mit weniger Verkehrsaufkommen gerechnet.

Wegen des Bauablaufs wurden verschiedene Varianten diskutiert. Die nun stattfindende Vollsperrung ermöglicht eine Optimierung der Bauzeit auf sechs Wochen, es können möglichst viele Arbeiten durchgefüht werden, und es sind keine automatischen Warnsignale nötig, die bei halbseitigen Sperrungen notwendig gewesen wären, um die Bauarbeiter vor herannahenden Zügen zu warnen. Entsprechend müsste die Lautstärke dieser Signale über denen der Baugeräte liegen.

Sanierung/Neubau der Haltepunkte

Als nächstes übernahm Heiko Ziegler von der AVG und stellte den Um- bzw. Neubau der Haltepunkte Blankenloch und Friedrichstal vor. Dabei hob er hervor, dass die AVG auf Wunsch der Stadt Planung und Bau der beiden Projekte übernommen habe, die Haltepunkte anschließend aber von DB Station + Service AG betrieben werden.

Bei dem Bau der Haltepunkte handelt es sich um ein von der Sanierung der Strecke unabhängiges Projekt. Aus Synergiegründen wurde es aber für den gleichen Zeitraum wie die Sanierung angesetzt, um die Vollsperrung nutzen und damit die Arbeiten beschleunigen zu können.

Standort des neuen Haltepunkts Friedrichstal

Standort des neuen Haltepunkts Friedrichstal

In Friedrichstal pro Fahrtrichtung ein 210 Meter langer und 76 cm hoher Bahnsteig am Saint-Riquier-Platz errichtet. Die Länge ergibt sich aus der Länge von drei Wagen der S-Bahn-Rhein-Neckar, die den Nahverkehr zwischen Karlsruhe und Mannheim betreibt. Platzierung ist zwischen der bestehenden Lärmschutzwand der S2-Haltestelle und dem Lärmschutzwall entlang der Mannheimer Straße. Baubeginn ist am 4. Juli, insbesondere mit Fundamentarbeiten, Inbetriebnahme mit dem großen Fahrplanwechsel am 14. Dezember. Der jetzige Haltepunkt am Bahnhof Friedrichstal wird im Frühjahr 2015 zurückgebaut werden. Weitere Daten sind in unten stehender Tabelle zu finden.

 

Bahnhof Blankenloch

Bahnhof Blankenloch

Die Bahnsteige in Blankenloch werden ebenfalls 210 Meter lang und 76 cm hoch sein. Da dort jedoch ein Mittelbahnsteig existiert, muss dieser über eine Aufzugsanlage erschlossen werden. Dazu wird ein Aufzug neben dem bestehenden Bahngebäude und einer auf dem Mittelbahnsteig neben der Treppe errichtet werden. Da in Blankenloch keine alternativer Haltepunkt wie in Friedrichstal existiert, erfolgt zum Ende der Sommerferien eine Teilbetriebnahme. Die Aufzüge und der Bahnsteig von Gleis 3 werden erst anschließend in Angriff genommen.

Ersatzverbindungen

DB Max MaulwurfDer letzte Vortrag kam von Roland Büchel, Leiter Angebotsplanung der DB Regio RheinNeckar. Er erläuterte die alternativen Fahrmöglichkeiten während der Vollsperrung der Bahnstrecke. Die Verkehrsströme werden unterschiedlich gelenkt werden. Der Verkehr von Mannheim wird in Garben-Neudorf auf Busse umsteigen können. Dabei wird eine Buslinie X2 als Schnellbus zum Karlsruher Hauptbahnhof (Südseite) angeboten für alle, die nach Karlsruhe wollen. Für diejenigen, die Friedrichstal oder Blankenloch als Ziel haben, gibt es die Buslinie 12, die nach Friedrichstal Nord pendelt und dort den Anschluss an die Stadtbahnlinie S2 ermöglicht. Genauso in der Gegenrichtung. Wer also von Blankenloch nach Mannheim will, fährt mit der S2 nach Friedrichstal Nord, steigt dort in den Bus 12 nach Graben-Neudorf und bekommt dort den Anschlusszug nach Mannheim. Wer von Stutensee zum Karlsruher Hauptbahnhof möchte, wird auf die S2 verwiesen mit Umsteigemöglichkeit am Kronenplatz in Richtung Hauptbahnhof. Eine direkte Busverbindung von Stutensee zum Hauptbahnhof wurde geprüft. Aufgrund der Durchquerung von Karlsruhe würde sie aber keine Fahrzeitvorteile gegenüber der S2 bringen.

Die Fahrpläne der Deutschen Bahn, auch im Internet, sind bereits seit April auf diese Ersatzverbindungen eingerichtet.

Zeitplan

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Fragen aus dem Publikum

Nach dem Abschluss der Vorträge hatte das Publikum die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Davon wurde reichlich Gebrauch gemacht. Einige der Fragen sollen hier kurz wiedergegeben werden:

Werden auf der Linie S2 zu Stoßzeiten größere oder mehr Wagen eingesetzt werden?

Nein, da nur Stutenseer Fahrgäste von der Regionalbahn auf die S2 umsteigen werden, während alle von Mannheim kommenden Fahrgäste in Graben-Neudorf den Ersatzbus nehmen. Da sich die Baumaßnahme über die Sommerferien erstreckt, fallen alle Schüler und einige Pendler weg, so dass nicht mit Engpässen gerechnet wird.

Werden die Fahrradständer am Bahnhof Blankenloch erneuert?

Normalerweise ist das Umfeld des Haltepunkts nicht Bestandteil der Baumaßnahme, aber man wird das mit dem Betreiber (DB Station + Service AG) klären.

Wird der Belag in der Unterführung in Blankenloch erneuert?

Der Gehweg in der Unterfühung wird zur Andienung von Baumaterial verwendet werden, weshalb die Fußgänger auf die Straße ausweichen müssen. Der Kfz-Verkehr wird einspurig mit einer Ampel daran vorbeigeleitet. Nach Abschluss der Arbeiten wird der Straßen- und Gehwegbelag selbstverständlich wiederhergestellt werden.

Ist die Verkehrsanbindung in Friedrichstal am St.-Riquier-Platz nicht zu ungünstig für den Pendlerverkehr?

Die Verlegung des Haltepunkts an den St-Riquier-Platz wurde bereits vor 10-12 Jahren getroffen und steht jetzt, kurz vor Baubeginn, nicht mehr zur Diskussion. Grund war u.a. die Siedlungsentwicklung, die im Süden Friedrichstals stattfindet, nicht im Norden. Es werden weitere P+R-Parkplätze auf der Westseite geschaffen werden.

Wie sieht es mit der Lärmbelästigung durch Lautsprecherdurchsagen am St-Riquier-Platz aus?

Die Bahnstrecke ist eine Schnellfahrstrecke mit bis zu 200 km/h, weshalb Lautsprecherdurchsagen vor jeder Zugdurchfahrt aus Sicherheitsgründen vorgeschrieben sind. Die Stadt hat Wert auf eine Optimierung der Ausrichtung gelegt.

Die neuen Bahnsteige am St.-Riquier-Platz sind aufgrund von Lärmschutzwall und -wand nicht einsehbar. Wie sieht es mit der Sicherheit aus?

Die Bahnsteige sollen hell ausgeleuchtet werden. Die Zugänge werden großzügig gestaltet, es wird keine dunklen Ecken geben. Ansonsten wäre nur Video-Überwachung durch den Betreiber möglich, die aktuell aber nicht vorgesehen sei.

Gibt es einen Zeitplan für Lärmbelästigung durch die Baustelle?

Die Bauarbeiten finden an mehreren Stellen mit großen Maschinen gleichzeitig statt. Parallel dazu wird es auch viele Begleitarbeiten, Transporte, Einsatz von Baggern usw. geben, so dass nicht genau vorher gesagt werden kann, wann es wo wie laut werden wird. Es wird also immer wieder Lärmspitzen geben, aber genauso auch ruhigere Phasen. Es wird nicht sechs Wochen lang an einer Stelle gleich laut sein.

Wird es durch die neuen Schienen eine Verbesserung beim Lärm geben?

Aus Erfahrung der Planer werden die neuen Gleise zu einer Verminderung des Lärms um 3 bis 4 db führen, was aber von Menschen nicht als Verbesserung wahrgenommen werden kann. Vorteil ist auf jeden Fall, dass sich die Strecke nach der Sanierung im Neuzustand befindet und in den nächsten Jahren keine Reparaturarbeiten erforderlich sein werden.

Wird es Verbesserungen beim Lärmschutz geben?

Die Strecke wird jetzt bereits mit 200 km/h befahren. Die Sanierung erfolgt als 1:1-Erneuerung. D.h. es gibt keine Geschwindigkeitsanhebung und keine ansteigende Lärmbelästigung. Aus Sicht der Bahn sind alle Lärmschutzmaßnahmen abgeschlossen und keine Mängel bekannt. Da die Auslastung der Strecke bereits jetzt sehr hoch ist, ist es fast nicht mehr möglich, noch mehr Züge fahren zu lassen.

Welche Belastungen wird es in der Bauphase neben Lärm geben?

Bei den Arbeiten werden keine Chemikalien eingesetzt, es kommen keine Verfahren mit chemikalischen Stoffen zum Einsatz. Staub lässt sich nicht vermeiden (neuer Schotter). Dieser beschränkt sich aber auf das unmittelbare Umfeld und die Lagerflächen, es werden keine ganzen Ortschaften verstaubt werden. Zudem kommt es zu Erschütterungen wegen des Einsatzes von Verdichtungsgeräten. Diese sollen aber nur in geringer Entfernung spürbar sein. Mit Schäden an Wohngebäuden ist nicht zu rechnen.

Abschluss

Zum Abschluss der Veranstaltung dankten OB Demal und Bürgermeister Ehrlein den angereisten Podiumsteilnehmern sowie den interessierten Bürgern. Es sei allen bewusst, dass die Maßnahmen zu Einschränkungen führen würden. Allerdings gebe es viele Vorteile: barrierefreie Bahnsteige, keine Reparaturarbeiten in den nächsten Jahren und Standortvorteile für Stutensee. Im Übrigen sei die Finanzierung der kompletten Baumaßnahmen unter Dach und Fach.

Die gezeigten Präsentationsfolien werden in Kürze auf der Website der Stadt verfügbar sein.

forum Kommentare

… Die Verlegung des Hp Friedrichstal ist nicht diskutierbar…
so geht die Politik mit Steuergeldern um. Eine Entwicklung die sich nach zehn Jahren seit den ersten Festlegungen eigentlich überlebt hat muß doch zu stoppen sein.
Für mich ein “Hammer der Woche”