Am Samstag feiert das Betreute Wohnen im Seniorenzentrum Stutensee sein 10-jähriges Jubiläum. Dazu hat eine Bewohnerin den folgenden Bericht über das Leben in der Wohnanlage verfasst:
Am östlichen Ende der Wiesenstr., gefolgt von einem Landschaftsschutzgebiet mit ebenen Wegen, liegt das Seniorenzentrum Stutensee. Dazu gehört einmal das Seniorenheim, bestehend aus ausgedehntem Gebäudekomplex für stationäre Pflegebewohner, sowie für Gäste, die nur tagsüber hier Aufnahme und Betreuung finden, die Nächte aber und das ganze Wochenende Zuhause in ihrer vertrauten Umgebung verbringen.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich dann das erst später erbaute „Betreute Wohnen“. Eine Hausgruppe aus vier Wohngebäuden um einen idyllischen Innenhof gelegen, mit insgesamt 43 seniorengerechten Wohnungen. Hier wohnen Ehepaare, Partnerschaften und vorwiegend Einzelpersonen, die das Alter von 60 Jahren überschritten haben. Die Gründe hier einzuziehen waren vielfältig. Manche wollten wieder in die Nähe Ihrer Kinder und Enkel ziehen, andere hat Krankheit oder die Beschwerlichkeit des Alterns dazu bewogen, ihr Haus oder die zu groß gewordene Wohnung aufzugeben und andere wiederum wollten der Hektik einer Großstadt entfliehen und haben durch Kauf oder Miete hier eine seniorengerechte Wohnung bezogen. In unserem „Betreuten Wohnen“ sind optimale Möglichkeiten gegeben, den Lebensabend so zu gestalten, wie es die körperliche Verfassung erlaubt und wie es unseren Vorstellungen und Gewohnheiten entspricht.
Wie ist unser Zusammenleben?
Ein höfliches Miteinander, Hilfsbereitschaften und Freundschaften, aber auch Zurückgezogenheit und freiwillige Isolation. Unsere noch junge Hausdame, die uns offiziell von Montag bis Freitag für eine Stunde täglich, aber darüber hinaus jederzeit mit Rat und Tat zur Seite steht, trug viel dazu bei, dass ein Zusammengehörigkeitsgefühl bei uns aufgekommen ist. Durch ihr tatkräftiges Wirken finden in unserem Gemeinschaftsraum z.B. Kaffeenachmittage, Schmankerlessen, Sitzgymnastik, Kinovorführungen usw. statt. Wir haben mit Ihrer Hilfe in unserem Innenhof gegrillt, in diesem Jahr den Altweiberfasching lustig begangen und es findet jedes Jahr eine besinnliche Weihnachtsfeier statt. Die Geburtstage der Bewohner werden ebenfalls nicht vergessen. In diesem Sommer hat durch das Bemühen unserer Hausdame eine 2-stündige Rheinfahrt mit der „Karlsruhe2“ stattgefunden und allen Teilnehmern so gut gefallen, dass für das kommende Jahr eine noch längere Fahrt auf dem Rhein geplant ist. Wir sind aber auch alle bei festlichen Anlässen, die das Seniorenheim veranstaltet, gern gesehene Gäste. Und es finden sich von uns auch immer welche zusammen, die an den Blankenlocher Festlichkeiten und Veranstaltungen gemeinsam teilnehmen. Da ist ein Rollator kein Hindernis!
Langeweile also? Keine Spur!
Wir sind Singpaten in einem Kindergarten, aktives Mitglied eines Kirchenchors, sind leidenschaftliche Rad- und Autofahrer und auch kirchlich engagiert. Für Bewohner jedoch, die sich nur noch mit dem Rollator fortbewegen können, und das sind nicht wenige, ist z.B. der Einkauf hier im Ort nur bedingt günstig. Bäcker, Metzger, Post und Bank, Apotheke oder ein Schreibwarengeschäft und selbst der Wochenmarkt am Samstag sind gut erreichbar. Das wichtige Lebensmittgeschäft am südlichen Ende des Ortes ist aber schon fast zu weit entfernt. Besonders bei der Rückkehr mit vollen Taschen ist die Überquerung der vielbefahrenen Hauptstraße und der Gleise der Straßenbahn sehr beschwerlich und nicht immer ungefährlich. Das Industriegebiet nördlich von Blankenloch mit seinen guten Einkaufsmöglichkeiten ist aber für Rollator Fahrer viel zu weit entfernt. Sicher, Verwandte und bezahlte Hilfskräfte können dies Manko beheben, aber – und da gehen ich von mir aus – wir kaufen auch noch selber gerne ein, möchten selbst auswählen können und uns Anregungen holen.
Im betreuten Wohnen leben bunt zusammengewürfelte Menschen „Multi-Kulti“ also, denn wir sind geboren an der Nordseeküste, in Niedersachsen, Berlin, im ehemaligen Oberschlesien, in der einstigen Tchechei, in Sachsen, Ober- und Unterfranken, Niederbayern, Baden-Württemberg usw. Das macht sich besonders bemerkbar nicht nur in der Sprache, sondern auch an den Vorlieben für regionale Gerichte und Gewohnheiten. Aber alle haben wir ein langes, Schicksal reiches Leben hinter uns. Nicht wenige von uns haben noch als Kind oder Jugendlicher den zweiten Weltkrieg überstanden, haben Bombardierungen, Hunger und Rationierungen erlebt und erlitten, und so mancher musste auch die alte Heimat zwangsweise verlassen, und mit ihren Familien eine neue Bleibe suchen. Wir haben gute Schulen besucht, ein arbeitsreiches Leben gemeistert, Kinder großgezogen und berufsbedingt oder auf Urlaubsreisen etwas von der Welt gesehen.
Auf eine weitgehende Selbstständigkeit, trotz unseres fortgeschrittenen Alters legen wir noch großen Wert. Der Name für unsere Wohnanlage „Betreutes Wohnen“ gilt für die meisten von uns eigentlich nur, weil in allen Wohnungen Notrufanlagen vorhanden sind, und eine tägliche Meldepflicht besteht, die durch eine elektrische Einrichtung ermöglicht wird und von unserer Hausdame gewissenhaft überwacht wird. Ab- und Anmeldepflicht vor und nach einer unternommen Reise besteht ebenfalls. Somit ist eine „fast“ lückenlose Überwachung unseres Wohlergehens gewährleistet. „BIG BROTHER IS WATCHING YOU“
Unsere kleinen aber funktionellen Küchen ermöglichen allen, die noch gerne kochen, braten oder backen wollen, dies auch tun zu können. Es besteht aber auch die Möglichkeit das Mittagessen täglich geliefert zu bekommen oder eine naheliegende Gaststätte aufzusuchen. Im Duschraum ist genügend Platz für Waschmaschine und Trockner, und so kommen die meisten von uns mit der Wäschepflege ohne fremde Hilfe aus.
Ich selbst bin jetzt schon 8 Jahre hier in meiner kleinen Wohnung und fühle mich „gut aufgehoben“. Obwohl ich die achtzig schon weit überschritten habe, genieße ich noch immer mein abwechslungsreiches Leben. Und jeder neue Tag ist ein willkommenes Geschenk.
Am Samstag, den 13. September 2014 werden wir das 10- jährige Jubiläum des Betreuten Wohnens feiern. Die Feierlichkeit beginnt um 12:00 Uhr im Seniorenzentrum Stutensee. Interessierte Besucher sind herzlich Willkommen!
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