„Alderle, dr Liebscher kommt, alderle, do isch was los“, begann Else Gorenflo und war scho mitte drin in dere Sach: im Event „Mundart und Musik“, veranstaltet von der Ortsverwaltung Friedrichstal, alljährlich am Kerwe-Montag in der Sängerhalle. Thomas Liebscher und Else Gorenflo, zwei ganz Große der badischen Mundart und mehrfache Preisträger, gaben sich ein Stelldichein, um zwei Stunden abwechselnd ihre Erfahrungen über allerlei Gattungen ihrer Mitmenschen zum Besten zu geben. Zum Beispiel über streitige Nachbarn. Keinen hat „der Bierebaam“ gestört, der genau auf der Grenze steht. Bis zu dem Tag, als die neuen Nachbarn ein Mäuerchen gebaut haben. Das hochaktuelle Thema unserer Zeit, „von dem zwei Anwälte gut leben können“.
Scharf beobachten, und dann mit ein bissel Spott und Schadenfreude, Humor und Augenzwinkern wiederzugeben, das ist Else Gorenflos Metier. Hier kennt sie sich aus. Die Themen ihrer Geschichten stammen aus dem prallen Leben, aus dem aktuellen Jetzt, aber sehr viele auch aus der Vergangenheit. Kindheit, Heimat, Großmutter. Vanilleduft und karges Brot, arme Kindheit, glückliche Kindheit sind die Spickzettel in der zweiten Schublade ihrer Schatzkiste.
Thomas Liebscher hat einen anderen Ansatz. Er ist der Sprachspieler. Derjenige, der mit minimalem Aufwand dem Wort den größtmöglichen Effekt verleiht. Der nicht minder scharfsinnig formuliert und pointiert. Seine Themen sind ebenso dem Alltag entnommen, aber er beobachtet nicht, sondern sinniert. Wenn Männer zum Frühschoppen gehen, gehen Frauen shoppen. Ein einziger Buchstabe gibt einen ganz anderen Sinn. Liebscher spielt mit der Sprache, jongliert mit den Wörtern, lässt sie schillern und tanzen wie Seifenblasen, um am Ende doch ein solides Gebilde zu bauen: „Rad raus fers Rothaus“. Wer nach Sinsheim will, muss sich sagen lassen, „Sin Se in Sinse, sin Se nie sicher, dass Se em richtige Sinse sin“. Spätestens bei der Radiodurchsage der Straßensperrung „L560K3530L559K3579L558“ weiß der Zuhörer, wie man Einfaches kompliziert ausdrückt: „man kann nemme von Blankenloch direkt nach Spöck fahre, sondern bloß noch iwwer Friedrichstal.“ „Ufgeschnapsel“ nennt der Autor die trockenen und inhaltsreichen Essenzen auf zwei, drei Zeilen. Was ist eine Stadtführung? „Walk and talk“ oder besser „dappe und gucke“. Spätestens beim Blick in den Schrank „mit dene gucke, zu denen die Pfälzer dutte sage“, hat er den Zuhörer schwindlig geredet. Zeit zum Uffhöre, es geht weiter mit der Else.
Der „Sängerbund“ unter Leitung von Thomas Kästner hat mit mehreren Liedern die Musik beigetragen.
Quelle: Kurt Gorenflo/Ortsvorsteher Friedrichstal
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