Marianne Lother stellte dankenswerterweise auch diesen Bericht, den sie für die BNN und den KURIER schrieb, und das Foto zur Veröffentlichung an dieser Stelle zur Verfügung.
„Stutensee-Staffort (ml). Einen besonderen Schwerpunkt auf das Judentum in Deutschland legte der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge in seiner jüngsten Ausstellung „14/18 – mitten in Europa. Die Urkatastrophe des Ersten Weltkriegs und ihre Auswirkungen“. In dieser Ausstellung soll aufmerksam gemacht werden, dass bereits im Ersten Weltkrieg die Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung begonnen hatte und somit der Samen für den Holocaust gelegt wurde. Um ein deutliches Zeichen, ein Signal zu setzen, dass es Antisemitismus nie wieder geben dürfe, hat der Vorsitzende des Bezirks Nordbaden des Volksbundes, Axel Fischer, den Vorsitzenden der jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe, David Seldner zu einer Besichtigung in den Stafforter Rathaussaal eingeladen. Seldner hatte das Zeichen richtig gedeutet und war gern gekommen. Fischer erläuterte dem Gast die Einzelheiten an den Stellwänden: Die Ausstellung beginnt mit der Entstehungsgeschichte über „Deutschland im Krieg“, der nur als Verteidigungskrieg gesehen wurde und darum als „Pflicht, fürs Vaterland zu sterben“, schildert „Kriegsbegeisterung“, Soldaten an der Front, den Gasangriff, den „Weihnachtsfrieden 1914“, gibt einen Überblick über politische Bündnisse und Konstellationen, wirft ein Licht auf die damalige Propaganda und endet mit den Auswirkungen der Friedensverträge, die bis in die Gegenwart wirken.
Oberbürgermeister Klaus Demal nannte Zahlen: Zu den 13,3 Millionen vom deutschen Kaiser in den Krieg geschickter Soldaten gehörten auch 96 000 Deutsche jüdischen Glaubens. Mehr als 77 Prozent wurden direkt an der Front eingesetzt. Der Krieg erschien ihnen als Chance, ihren Patriotismus zu beweisen. Die Juden in Deutschland wollten Anerkennung und Integration und sahen eine Möglichkeit darin, „Seite an Seite mit Nichtjuden brüderlich zu kämpfen.“ Seldner bemerkte hierzu, dass prozentual mehr Juden im Krieg umgekommen seien als Nichtjuden. Ludwig-Wilhelm Heidt, Vorstandsmitglied des Volksbundes bestätigte dies und ergänzte, auch dazu habe es Gegendarstellungen gegeben, indem den Juden nachgesagt worden sei, sie hätten sich einer ordentlichen Ausbildung verweigert. Zur Arbeit des Volksbunds berichtete Ludwig-Wilhelm Heidt von der Arbeit in den Workcamps und vom Bestreben, die Jugend auf diese Weise zusammenzuführen und zu sensibilisieren. Heute werde Demokratie als viel zu selbstverständlich genommen, aber sie müsse jeden Tag erarbeitet werden, ergänzte Fischer. Seldner bestätigte, die Arbeit des Volksbunds sei nicht hoch genug zu bewerten. Er setze „Hoffnung in die Jugend von heute. Wichtig sei nicht nur, aus der Geschichte zu lernen, sondern selbständiges Denken einzusetzen.“ (Ende des BNN- und KURIER-Berichts).
Foto von links: Axel Fischer (Vorsitzender Volksbund Bezirk Nordbaden), Oberbürgermeister Klaus Demal, David Seldner (Vorsitzender Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe), Ortsvorsteher Ludwig-W. Heidt sowie Volker Schütze, Geschäftsführer Bezirk Nordbaden des Volksbund
Quelle: Ludwig-W. Heidt/Ortsvorsteher Staffort
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