Katja Stieb stellte ihren BNN-Bericht über die Gedenkstunde und das Foto zur Veröffentlichung an dieser Stelle zur Verfügung:
„Die Trauer war unbeschreiblich – Gedenkveranstaltung zum Angriff britischer Bomber auf Staffort im Februar 1945.“
„Stutensee-Staffort (kab). Es war eine meteorologische Fehleinschätzung der britischen Armee, die vor exakt 70 Jahren den Stutenseer Ortsteil Staffort und die benachbarten Ortschaften in eine Katastrophe stürzte. In der Nacht auf den 3. Februar 1945, drei Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, hatten britische Kampfbomber den Auftrag gehabt, die Stadt Karlsruhe dem Erdboden gleichzumachen. Doch die zur Orientierung der Flugzeugbesatzungen gesetzten „Christbäume“, wie die grünen, an Fallschirmen hängenden Leuchtbomben genannt wurden, wurden durch einen starken Südwestwind von Karlsruhe in Richtung Bruchsal getragen. Auf einen Bereich zwischen Leopoldshafen und Obergrombach und von Weingarten bis Karlsdorf fielen in jener schrecklichen Nacht 392 Tonnen Sprengbomben und 790 Tonnen Stabbrand-, Flammstrahl- und Phosphorbomben.
Der Stafforter Ortsvorsteher Ludwig-Wilhelm Heidt berichtete über dieses tragische Ereignis in der Ortsgeschichte am Montagabend bei der Gedenkveranstaltung anlässlich des verheerenden Bombardements auf dem Stafforter Friedhof. „Bei diesem schrecklichen Luftangriff verloren 15 Stafforter ihre Leben“, so Heidt. „In unserem Ort gab es fast kein unbeschädigtes Gebäude mehr. Die Trauer und die Verzweiflung waren unbeschreiblich groß. Um die Menschen, die in dieser Nacht in Leben verloren, trauern wir auch heute noch ebenso, wie um die 31 vermissten und gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs und die 50 Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkriegs.“
Oberbürgermeister Klaus Demal betonte bei der Gedenkveranstaltung, dass die Bombardierung von Staffort eines der vielen traurigen Beispiele dafür sei, wie verroht und unbegreiflich barbarisch der Zweite Weltkrieg geführt worden sei. „Nicht zuletzt in Anbetracht der aktuellen bewaffneten Auseinandersetzungen in aller Welt gilt es daher, für einen Frieden einzustehen, der auf Recht beruht und die Würde jedes Menschen anerkennt“, sagte Demal.
Nach der Gedenkfeier in der Friedhofskapelle, die vom Posaunenchor umrahmt wurde, legten Heidt und Demal gemeinsam mit dem stellvertretenden Ortsvorsteher Bernd Scholer, Pfarrer Johannes Lundbeck und Volker Schütze, Geschäftsführer des Bezirksverbands Nordbaden des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, am Denkmal und am Soldatengrab Kränze nieder.“ (Ende des BNN-Berichts).
Gemeinsames Gedenken am Grab der beiden getöteten Soldaten
Nachfolgend die Namen der Opfer und der Besatzungsmitglieder des abgeschossenen britischen Kampfbombers vom Typ „Avro Lancaster B1“:
„Wir gedenken heute der am 2. Februar 1945 getöteten Stafforter Bürgerinnen und Bürger: Ferdinand Winnes, im Alter von 78 Jahren, Emilie Stahl, im Alter von 51 Jahren, Hedwig Stahl, im Alter von 24 Jahren, Hermann Hauth, ehemaliger Bürgermeister, im Alter von 52 Jahren, Frieda Hauth, im Alter von 48 Jahren, Karl Sickinger, Großvater von Heinrich und Edgar Sickinger, im Alter von 64 Jahren, Luise Glaser, im Alter von 65 Jahren, Elise Nagel, im Alter von 38 Jahren, die mit ihren sechs Kindern ums Leben kam: Renate Nagel, im Alter von 11 Jahren, Ingeburg Nagel, im Alter von 10 Jahren, Gustav Nagel, im Alter von 9 Jahren, Gertrud Nagel, im Alter von 7 Jahren, Anneliese Nagel, im Alter von 5 Jahren und Ursula Nagel, im Alter von 4 Jahren. Wir gedenken Luise Hager, der Urgroßmutter der sechs Kinder, im Alter von 89 Jahren. In unser Erinnern schließen wir die damals 19-jährige Polin Stefania Bileka mit ein. Wir gedenken gleichermaßen der beiden deutschen Soldaten, die ebenfalls in der Bombennacht ums Leben kamen: Albert Wiedemann, im Alter von 43 Jahren sowie Karl Hahn, im Alter von 25 Jahren. Wir erinnern uns auch der beim Absturz getöteten britischen Besatzungsmitglieder: Thomas E. Gallivan, W. Armstrong, Lawrence Beaumont, Stanley J. Bowden, Albert Balloch, Donald W. Johnson und Edward C. Dufresne.“
Nachstehend einige Passagen aus der Gedenkansprache von Ortsvorsteher Heidt:
„Der unvorstellbare Wahnsinn eines fanatischen und menschenverachtenden Regimes Deutschlands hat mit dem Überfall Polens 1939 in vielen Teilen dieser Erde unsägliches Leid und Elend verursacht. Nach sechs Jahren einer bis dahin nicht gekannten Brutalität lag Deutschland am Boden und war längst selbst nicht mehr in der Lage, sich zu verteidigen, geschweige denn zu schützen. Jetzt kam zurück, was Deutsche und deren Verbündete anderen Völkern an Schlimmem angetan haben, und dies mit geballter Macht! … Heute, 70 Jahre danach, erinnern wir uns an diese so genannte Bombennacht mit ihren Opfern. Die unaufhaltsame Kriegsmaschinerie löste in strategischer Bedeutungslosigkeit auf bisher ungekannte Weise auch hier Flächenbrände aus. Wehrlose, unschuldige Menschen wurden grundlos getötet. Mit brutaler Macht traf diese Mitbürger die Sinnlosigkeit und Perversität eines zu Ende gehenden Krieges. Um sie trauern wir noch heute genauso, wie auch um die 31 vermissten und gefallenen Soldaten des 1. Weltkrieges und die 50 Gefallenen und Vermissten des 2. Weltkrieges.“
Quelle: Ludwig-W. Heidt/Ortsvorsteher Staffort
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