Integration per Spaziergang: Asylbewerber helfen im Seniorenzentrum

Von Sebastian Raviol | 22.09.2015 20:50 | 14 Kommentare

Erst nach 15 Monaten Aufenthalt dürfen Asylbewerber in Deutschland arbeiten. Bis dahin bestimmen Anträge, Eingewöhnung und Ungewissheit ihren Alltag. Im Friedrichstaler Asylbewerberheim nehmen einige der Bewohner das Heft selbst in die Hand. Im Senioren-Zentrum Haus Edelberg helfen sie den Betreuerinnen einmal in der Woche bei einem Nachmittag mit den Bewohnern.

„Wir gehen raus, schneiden Papiere oder malen“, erzählt Amis-vo-Rehmann. Seit 10 Monaten ist der Pakistani in Deutschland und findet es „gut für´s Herz, Menschen zu helfen. Deutschland tut etwas für uns, wir wollen auch etwas für die Leute tun.“ Muhammad Asif ist das erste Mal im Seniorenzentrum dabei. „Ich fühle mit den Menschen hier. Ich weiß nicht, wie es mir mal im Alter geht“, sagt er. „Bekomme ich Liebe, dann bin ich glücklich.“ Deshalb wolle er helfen.

Afrikanische Melodien kommen gut an: “A bissel lauter”

Geplant ist heute ein Ausflug zu einer Eisdiele. Auf dem Weg dahin summt Sohonou Ablam ein afrikanisches Lied, während er eine Bewohnerin im Rollstuhl schiebt. Sie genießt seine Einlagen: „A bissel lauter, damit ichs hören kann.“ Sie freue sich, wenn er Melodien summt oder Lieder singt – das Leben sei schließlich ernst genug.

 

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Der Umgang mit den Asylbewerbern aus vielen verschiedenen Ländern bringt eine neue Vielfalt in die Gespräche der Senioren. Die Bewohner erzählen den wissbegierigen Männern von ihrer Heimat und den geschichtlichen Zusammenhängen der Region. Die Bewohner hingegen interessieren sich für die Geschichten der Asylbewerber und die Länder, aus denen sie stammen. „Sie ist meine Mutter“, sagt einer der Helfer über die Seniorin, die er gerade im Rollstuhl schiebt – und beide müssen lachen.

Probleme mit dem Dialekt: “Umleitung sprechen Sie hier anders aus”

In den Gesprächen müssen sich Beide konzentrieren, um einander zu verstehen. Die Asylbewerber erhalten in der Unterkunft zwar Deutsch-Unterricht, der regionale Dialekt aber sorgt für Schwierigkeiten. „Das ist das Grundproblem in Gesprächen. Umleitung zum Beispiel sprechen sie hier anders aus, als ich“, berichtet Asif.

Beim Eis essen schließlich kommen die Helfer auch zu ihrem kulinarischen Vergnügen – haben aber auch alle Hände damit zu tun, die Wespen von den Rollstuhlfahrerinnen zu vertreiben. Insgesamt sind acht Seniorinnen beim Ausflug dabei, sechs sitzen im Rollstuhl. „Je mehr Helfer wir für die Rollstühle haben, umso mehr Bewohnerinnen können an Ausflügen mitgehen“, ist auch Betreuerin Gudrun Bach vom Seniorenzentrum über die Unterstützung erfreut.

Ablam putzt einer Frau das Eis aus den Mundwinkeln. Dann aber passt er auf, dass keine angestrengte Situation daraus entsteht. „Alles klar?“, fragt er gut gelaunt und stupst eine Frau an, ehe er vor der Gruppe einen kleinen Tanz hinlegt.

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Für das anstehende Kegel-Spiel im Haus ist er als Moderator eingeplant. „Können Sie kegeln?“, fragt Bach. „Keine Sorge“, antwortet Ablam und erweist sich als Entertainer.

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Er ist hochmotiviert: „Die Leute und das Land lieben uns. Darüber sind wir glücklich und geben deshalb unser Bestes.“ Im Sitzen rollen die Senioren Kugeln auf die bewegliche Kegelbahn. „Jawoll“, feuert Ablam die Bewohner an.

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Die Männer lernen hier mit Spaß die Sprache – ihre Gedanken aber sind oft in ihrer Heimat. „Niemand möchte ohne Familie leben“, sagt Asif, der alleine aus Pakistan gekommen ist. „Die Situation in unseren Ländern ist sehr schlecht. Wenn wir mit unseren Familien sprechen, leidet unser Herz. Ich kann es nicht mit Worten erklären.“

Auch deshalb sind die Männer froh, wenn sie während der Hilfe Ablenkung bekommen und sich so gleichzeitig integrieren können. Die Idee zum sozialen Einsatz im Haus Edelberg hatte Pfarrer Peter Altenstetter (i.R.). Er unterrichtet im Asylbewerberheim Deutsch und ist sich sicher, “Altenpfleger und Krankenpfleger werden in Zukunft gebraucht, es besteht Mangel an beidem.” Deshalb habe er den Asylbewerbern gesagt: “Probiert mal, ob das euer künftiger Beruf sein könnte.” Dabei ging es Altenstetter auch darum, dass die Männer Wertschätzung erfahren und “beweisen, dass sie mehr können, als nur Unterstützung zu erhalten.”

Die Bewohner sind erfreut über den Nachmittag. Irene Mangold kommt „gerne mit fremden Leuten zusammen.“ Vor allem seien es Leute, deren Völker sich nicht verstehen. „Ich werde 88, habe Krieg erlebt und möchte das nicht mehr erleben. Egal, was für Leute: Es sind Menschen. Der Mensch kann nichts dafür, dass er geboren wird“, sagt sie mit Tränen in den Augen.

 

 

forum Kommentare

toll! :-D

Hey, das ist bei uns! Das ist Ablam Sowonou☺☺☺

Er ist echt klasse!

Wow😊 klasse Aktion

Das ist ja eine tolle Idee.

finde ich ganz toll weiter so

Nur so geht es. Es sollten noch viel mehr werden,denn es fehlt an allen Stellen und so kann man sich besser annähern

So ein dummer Quatsch!
die “ISLAMISCHE Republik Pakistan” ist ein sicheres Herkunftsland, die sollen da drüben IHREN Leuten helfen, ihr Land DORT aufbauen und ihre Musik DORT hören.
TOLL ist höchstens, dass WIR diesen Menschen hier Unterkunft und Arbeit geben!!
Es ist die verdammte PFLICHT dieser Menschen, sich hier einzubringen und ihre Schulden zu begleichen.
Wie verblendet seid ihr Deutschen?

Na hoffentlich müssen Sie, der Alte, niemals von einem freiwilligen Helfer bespaßt werden. Diese Hoffnung zielt dabei in beide Richtungen. Wer wie in Ihrem Falle SCHREIT hat übrigens unrecht, wie ein altes deutsches Sprichwort besagt…

Zum Glück wird dieses Land nicht von Leuten wie Ihnen, die Aussagen anderer als dummen Quatsch bezeichnen anstatt seine Argumente sachlich und ohne groß geschriebene Wörter vorzubringen, regiert…

Aber wen wundert dies zur Zeit, einige besorgte Bürger haben wohl niemals gelernt, wie man sich anständig benimmt…

xuthor – Sie schreiben sehr viel, sagen aber absolut nichts. Natürlich kann man sich an der Groß- und Kleinschreibung aufhängen wenn man keine sachlichen Argumente hat. Der “Dumme Quatsch” bezog sich auf den ganzen Artikel. Tausende Jugendliche werden/wurden aus ihren Berufen und Ausbildungen herausgerissen um Zivildienst zu leisten. Das war bisher noch kein Artikel wert. Und ich hoffe für Sie, dass sie im Alter von kulturfremden Islamisten betreut werden – das finden Sie ja offenbar ganz toll und ich möchte Ihnen nur das Beste wünschen.

Na wenigstens haben Sie meinen Rat befolgt und schreiben nun etwas leserlicger. Großschreibung bedeutet im Neuland Internet schreien und das gehört sich nicht. Ich darf Sie darüber informieren, dass in der Pflege und in vielen anderen Berufszweigen vor allem im Handwerk, händeringend nach Auzubildenden gesucht wird. Viele der von Ihnen genannten Jugendlichen sind dazu nicht fähig oder wollen diese Berufe nicht erlernen… Und nicht jeder Muslimische Immigrant ist ein Islamist. Der Zivildienst wurde vor einigen Jahren übrigens abgeschafft…

“… nun etwas leserlicger.” – wenn ich jetzt wie Sie argumentieren würde, würde ich auf IHRE Leserlichkeit eingehen. (Uuuups hab ich jetzt wieder geschrien? Tut mir Leid.)
Wie wir alle mittlerweile wissen, kommen keine bildungswilligen, jungen Menschen hier her. Das ist durch Studien belegt. Zudem gibt es nur einen Islam. Der sogenannte Fachkräftemangel wurde generiert um ein Zielpublikum, wie Sie es sind, von der Zuwanderung zu überzeugen. Klappt ja offenbar prima. Informieren Sie sich bitte über die wirklichen Zahlen von der Handwerkskammer etc. und lassen Sie sich nicht von den Medien einlullen. Dann gerne wieder hier zur Diskussion – aber mit etwas mehr Hintergrund. Solch halbgares Bildzeitungswissen ist in Zeiten großer, weltweiter Probleme durch Zuwanderung sehr gefährlich und nicht mehr tragbar.

Mit Ihnen zu diskutieren macht keinen Sinn. Ich werde Ihnen jetzt nicht die Unterschiede zwischen Sunniten und Schiiten erklären. Zudem lese ich die Bildzeitung nicht. Die darin erscheinenden Artikel passen eher zu Ihren Äußerungen als zu meinen. Sprechen Sie doch einmal mit einigen Selbständigen hier in Stutensee und fragen diese, ob Sie genug qualifizierte Auszubildende gefunden haben…

Ich lege Ihnen diesen Film ans Herz. Nehmen Sie sich die Zeit. Er ist von der ARD, ich hoffe, wenigstens von denen nehmen Sie ein bisschen was an.
https://youtu.be/lFq2aAcf-8s
Mangel gibt es dort, wo nichts bezahlt wird. Und hier sind wir wieder bei Flüchtlingen und Asylbewerbern – unter der Mär vom Fachkräftemangel soll unser hart erarbeiteter Mindestlohn untergraben werden.
Ich weiß, es ist sehr schwierig, andere Meinungen zu akzeptieren, zu prüfen oder gar seine Eigene zu ändern. Das hat noch nirgends geklappt. Aber versuchen Sie es mal :-)