Klingendes Blech, eine Schweigeminute und gut gefüllte Sitzreihen – Am vergangenen Wochenende hatte der Musikverein Harmonie Blankenloch zum Herbstkonzert in die Blankenlocher Festhalle geladen. Das Publikum erlebte eine rund zweistündige Reise durch verschiedene Stilrichtungen, von der Polka über Jazz und Hardrock bis hin zum Chanson. Besonders gut kam der Auftritt des Einsteigerorchesters an. Zu Gast waren auch Bewohner der Flüchtlingsunterkunft im Blankenlocher Industriegebiet.
Ganz zu Beginn herrschte eindrucksvolles Schweigen in der Blankenlocher Festhalle. Zu tief saß der Eindruck der Geschehnisse vom Vortag, als über 100 Menschen in Paris den Tod durch die Hand von Terroristen fanden. Moderator Thomas Ernst hatte das Publikum um die Geste gebeten, so einfach könne man an diesem Abend nicht mit dem Auftritt beginnen. Doch wolle man sich von diesen Aktionen auch nicht zu sehr einschüchtern, sich die Freude an der Musik und am Leben nicht nehmen lassen.
So legte sich der Musikverein Harmonie Blankenloch e.V. anschließend auch mächtig ins Zeug. Waren zu Beginn noch einige Unsicherheiten nicht zu überhören, hatte sich das Erste Orchester unter der Leitung von Guido Schumm spätestens im zweiten Teil richtig warm gespielt. Stücke wie die Titelmelodie zum Film „Children of Sanchez“ aus der Feder von Chuck Mangione oder „The New Village“ von Kees Vlak schienen geradezu dafür geschaffen, die volle Bandbreite des Bläsersounds auszukosten.
Absolutes Highlight des Abends war der Auftritt des „Einsteigerorchesters“ unter der Leitung von Marco Pack. Das Ensemble vereint Musikbegeisterte, die ihr Instrument erst seit vergleichsweise kurzer Zeit spielen, oder über geringe Erfahrung im Orchesterbereich verfügen. Zu den Stücken, die Pack gemeinsam mit seinen Schützlingen ausgewählt hatte, zählte auch der Hardrock-Klassiker „Smoke on the water“ von Deep Purple.
Celine Steinle aus Blankenloch gehört zu den jüngsten Mitgliedern des Einsteigerorchesters. Die elfjährige Schülerin spielt bereits seit vier Jahren Querflöte. „Musik macht mir unglaublich viel Spaß. Gut fand ich vor allem das Stück Park Street Celebration, weil die Querflöten da ein Solo hatten“, begeistert sich die Nachwuchskünstlerin lächelnd. Dem Musikverein hält sie seit einer Schnupperprobe im vergangenen Jahr die Treue.
„Unsere drei Jüngsten stehen den älteren Mitgliedern in musikalischer Hinsicht in Nichts nach“, versichert Marco Pack. „Das war ihr erster großer Auftritt vor einem Konzertpublikum und den haben sie richtig gut gemeistert“, erklärt der Musiker, der im Ersten Orchester am Bariton sitzt, weiter. Die aus 19 Musikerinnen und Musikern bestehende Formation soll Stück für Stück noch professioneller werden und die Künstler nach und nach in das Erste Orchester aufrücken. Ihr nächstes großes Ziel ist die Hitparade, die im kommenden Jahr als Herbstveranstaltung des Musikvereins stattfinden wird.
Von der Qualität des Gehörten waren auch einige besondere Gäste an diesem Abend überzeugt. Auf Initiative des Musikvereins besuchten mehrere Bewohner der Blankenlocher Flüchtlingsunterkunft das Konzert. N. und A. (*) waren mit ihren Söhnen gekommen. Wichtigstes Ziel sei es für sie momentan zwar, die deutsche Sprache zu lernen, damit sie aktiv am Leben vor Ort teilnehmen können. Die Familie, die vor dem Bürgerkrieg im Irak geflohen ist, genoss die für sie ungewohnte Musik aber sichtlich und bedankte sich herzlich für die Einladung.
(*) Die Namen sind der Redaktion bekannt, es wurde darum gebeten, sie in unserem Artikel nicht zu nennen.
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