“Mit dem Marktplatz haben wir eine tolle öffentliche Fläche”, befand Friedrichstals Ortsvorsteher Lutz Schönthal in der März-Sitzung des Ortschaftsrats. Auch wenn er nicht in der geographischen Mitte des Stadtteils liege, sei er bei Weihnachtsmarkt oder Marktplatzfest immer gut besucht – auch von außerhalb. “Warum nicht auch für andere Attraktionen nutzen?”
Anlass für diese Überlegungen war der evangelische Pfarrer Lothar Eisele, der dem Ortschaftsrat zwei Ideen präsentierte, die sich nur auf dem Marktplatz umsetzen lassen würden:
Zum einen wollen alle evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Stutensee und Weingarten am Pfingstmontag zu Ehren des Lutherjahres einen gemeinsamen Gottesdienst feiern. Eigentlich sei das Schloss Stutensee dafür angedacht gewesen. Dieses war jedoch aus verschiedenen Gründen nicht praktikabel. Eine Bewirtung sei nicht vorgesehen, so Eisele. Vielmehr solle auf das Pfingstparkfest des nahegelegenen Vogelparks hingewiesen werden. Zudem bestünde die Möglichkeit, an diesem Tag das Heimatmuseum für die Besucher von außerhalb zu öffnen.
Die zweite Idee ist noch nicht beschlossen. Es handelt sich um die sog. Zeltkirche. Die evangelische Landeskirche Württemberg sei in Deutschland die einzige Kirche mit einem großen Zelt und Personal, das sich eigens um entsprechende Projekte kümmert. Für das Jahr 2019 gebe es noch freie Termine, die Württemberger würden auch nach Baden kommen. Zwei Wochen würde das Zelt auf dem Marktplatz stehen und eine ganze Reihe kultureller Veranstaltungen beherbergen können, wie Frühstücke, Kindernachmittage, Seniorennachmittage, Abendkonzerte usw. Dafür sei natürlich eine enge Kooperation mit den örtlichen Vereinen erforderlich. Etwa 100 Helfer seien erforderlich, um solch ein Projekt zu stemmen. Ob diese Idee umgesetzt werden soll, ist noch nicht beschlossen. Am 7. April soll es eine Versammlung im Gemeindehaus geben, zu der alle eingeladen sind. Dort wird darüber diskutiert werden. Eisele wollte jedoch im Vorfeld schon klären, ob der Marktplatz prinzipiell dafür nutzbar wäre.
Ortschaftsrat Thomas Hornung (CDU) begrüßte die Ideen des Pfarrers und hoffte auf eine Belebung des Marktplatzes. Auch die anderen Ortschaftsräte schlossen sich dem an und stimmten dafür, den Marktplatz für solche Attraktionen zu öffnen.
forum Kommentare
Was Du auch tust, handele klug und bedenke das Ende.
Der republikanische Gedankenansatz von Herrn Lutz Schönthal den Marktplatz, das städtebauliche Kleinod in Friedrichstal schlechthin, wieder zur einer res publica, sprich öffentlichen Angelegenheit zu machen und ihn durch mehr Veranstaltungen zu beleben, wird von der Idee her bestimmt eine breite Zustimmung im Ort und darüber hinaus erfahren, einmal abgesehen von den direkten Anwohnern, deren Freude möglicherweise etwas gedämpfter ausfallen wird. Welchem Veranstalter, mit welcher Zielrichtung und für welchen Zeitraum kostenlos öffentlicher Raum zu Verfügung gestellt werden soll, bedarf der reiflichen Überlegung. Unter Beachtung des Versammlungs- und Demonstrationsrechts sollten wir, und ich bin gespannt wie viele Bürger aus unserem Friedrichstal derselben Meinung sind, bei weltanschaulich, religiös gebundenen Veranstaltern die buchstäbliche Kirche im Dorf lassen. Man stelle sich eine politische Partei, andere Glaubensgemeinschafen oder sonstige Interessensverbände vor, die man selbst für den Teufel hält, hätten das Ansinnen unter kostenloser zu Hilfenahme des Arbeitseinsatzes der Mitglieder der örtlichen Vereine, selbstverständlich eine selbstlose, nicht der Selbstdarstellung dienende und nicht Mitglieder werbende, sprich nicht missionierende zweiwöchige Veranstaltung kostenlos auf dem Marktplatz durchzuführen. Man wäre zu Recht skeptisch. Erlaubt man es einmal, dann wird ein zu einem späteren Zeitpunkt abgewiesener Andersdenkende sehr schnell auf den Gleichheitsgrundsatz pochen. Kurz um, ich bin dagegen, öffentliche Plätze für interessengebundene Werbeveranstaltungen zur Verfügung zu stellen.