Viele Friedrichstaler – und eine Frau aus Spöck

Else Gorenflo und Gunzi Heil

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 23.10.2017 21:03 | Keine Kommentare

Zum 18. Mal fand im Rahmen der Friedrichstaler Kerwe ein Mundartabend in der Sängerhalle statt. Erstmals an einem Samstag, statt am Kerwe-Montag wie bislang üblich. Gunzi Heil sei Schuld, erklärte der ehemalige Ortsvorsteher Kurt Gorenflo, der die Veranstaltung organisiert hatte. An 51 Montagen im Jahre hätte dieser Zeit gehabt – nur am Kerwe-Montag nicht. Deshalb wurde der Termin kurzerhand auf Samstag verlegt. So standen der Karlsruher Kabarettist und die “Lokalmatadorin” Else Gorenflo vor ausverkauftem Haus auf der Bühne.

“Ich habe mein Pulver durch die jährlichen Auftritte bereits verschossen”, meinte Else Gorenflo. Trotzdem begeisterten ihre Geschichten und Gedichte, mundartlich vorgetragen, das Publikum. Mit offenen Augen und einer großen Portion Humor beobachtet die Friedrichstaler Dichterin ihre Umgebung, die Nachbarschaft und das Leben allgemein. Wer kennt nicht die Situation, wenn man die Sitzordnung für eine große Familienfeier planen muss und sich fragt: Wer verträgt sich mit wem? Oder wer kennt nicht Ansprachen zu Dienstjubiläen? “Der Lügendetektor hätte ausgeschlagen, wenn alle angeschlossen gewesen wären”, so Gorenflo schmunzelnd.

Gunzi Heil war beim Betreten der Bühne sehr gut vorbereitet, was die Ortsgeschichte angeht, wie sich zeigte. Entsprechend wollte er als erstes wissen, woher das Publikum kam. Besonders begeistert zeigte er sich über eine Dame aus Spöck, die unter vielen Friedrichstalern saß. “Das ist nach über 300 Jahren Feindschaft zwischen Spöck und Friedrichstal doch ein Zeichen der Versöhnung”, fand er. Schränkte aber anschließend ein, dass die Dame vielleicht ja doch nur nach Weingarten wollte und ihr Wagen liegen geblieben war. Außerdem sei es sicher besser, wenn sie nach Veranstaltungsende wieder zurück nach Spöck gehe.

Es folgten waghalsige Berechnungen über die besondere Bedeutung des Auftrittsdatums und kreative Namensspiele. Vieles kombinierte Heil mit umgetexteten Hits von Peter Maffay, Herbert Grönemeyer bis zur Ersten Allgemeinen Verunsicherung, die er auf dem Klavier direkt anspielte. Das Publikum klatschte begeistert mit. Nach einer Abhandlung über Steine (von Bersteinketten bis zum Grabstein) stellte er fest, dass Steintafeln zum Glück sehr schwer seien. Auf diesen habe Moses die zehn Gebote empfangen. “Nicht auszudenken, wenn es damals schon Laptops gegeben hätte!”

Obwohl im Badischen, wagte er es, Äffle und Pferdle als große Handpuppen aus dem Koffer zu holen und sie ein schwäbisches Gespräch führen zu lassen. Sie zeigten auf Lutz Schönthal und Kurt Gorenflo im Publikum. “Die arbeiten auch eng zusammen, wie wir”, stellte das Pferdle fest. “Und wer von beiden ist der Aff’?” Das Publikum lachte Tränen.

Else Gorenflo als Meisterin im Beschreiben der komischen Seiten des Alltags, Gunzi Heil als Meister des Wortspiels und der Musikparodie auf Klavier, Gitarre und Mundharmonika. Da kamen die Besucher der Sängerhalle voll auf ihre Kosten.

forum Kommentare

Kommentare sind geschlossen