Vergangenen Donnerstag fand das 1. Jugendforum in der Blankenlocher Festhalle statt. An die 100 Mädchen und Jungen ab 13 Jahren hatten sich eingefunden, weil sie ihr Wohnumfeld mitgestalten wollen. Im Vorfeld hatten Schulsozialarbeiterin Stella Schultheiß und das Jugendzentrum GrauBau mit Vlado Draca für eine Teilnahme geworben. Die Organisatoren vom Familienbüro der Stadt zeigten sich sehr erfreut, dass der Einladung so viele gefolgt waren.
Die Veranstaltung sei erst der Startschuss, erklärte Oberbürgermeister Klaus Demal in seiner Begrüßungsansprache. “Eure Meinung ist uns wichtig!”
Sechs Arbeitsgruppen wurden gebildet. Jede hatte ihr eigenes Thema, das von jeweils fünfzehn bis zwanzig Jugendlichen unter Leitung von zwei Erwachsenen diskutiert wurde. Dabei ging es beispielsweise darum, wie man überhaupt Mitteilungen der Stadtverwaltung erhalten kann, wie Stutensee bei den Jugendlichen ankommt und wie sich die jungen Leute künftig eine Beteiligung vorstellen könnten. Anfangs brauchten die zufällig zusammengewürfelten Gruppen etwas, um ins Gespräch zu kommen. Am Ende hingen jedoch überall viele bunte Kärtchen an Pinnwänden.
Durch den Abend führte Rafael Dreher, Mitarbeiter der Caritas in Bruchsal im Bereich Kinder- und Jugendarbeit. “Ein solches Format gibt es auch in anderen Städten”, berichtete er. Jugendgemeinderäte seien nicht mehr sehr gefragt, weil man sich dafür längerfristig festlegen müsse. Es gebe aber in anderen Städten auch andere Aktionen wie “Pizza und Politik”, bei denen sich Jugendliche beim Essen mit Gemeinderäten austauschen könnten.
Die Beobachtungen, dass sich Jugendliche nicht mehr längerfristig festlegen wollen, hatte auch Stadtrat Ludwig Streib gemacht. Streib war einer der Vertreter des Gemeinderats, jede Fraktion hatte einen abgesandt, die als stille Beobachter die Diskussionen in den Arbeitsgruppen beobachteten.
“Es sind tolle Ideen entstanden”, freute sich Oberbürgermeister Demal am Ende der Veranstaltung. Bei Vorschlägen wie der Errichtung einer Skate-Anlage sah er jedoch das Problem, dass solch eine Einrichtung dann gleich von allen vier Stadtteilen gefordert werden würde.
“Die Kommunikation ist das Problem”, stellte Erste Bürgermeisterin Sylvia Tröger fest. Jugendliche wüssten häufig nicht, dass und wie man die Stadtverwaltung ansprechen könne. “Ich bekomme so viele Einladungen und Vorschläge von der Generation 60+, aber leider nichts von der Jugend.” Das kam auch in den Arbeitsgruppen zutage: Facebook oder Zeitung? Das ist doch was für Alte! Die Jugendlichen wünschten sich vielmehr eine Instagram-Seite, einen Snapchat-Kanal oder eine WhatsApp-Gruppe von der Stadtverwaltung. Darüber könne man beispielsweise über Projekte informieren, bei denen man sich einbringen könne, so die Idee der jungen Leute. Projektbezogene Beteiligung ist das, was sich viele wünschen.
Es wurde jedoch auch konkret: Eine Abrissparty im alten Hallenbad wurde vorgeschlagen. Schließlich müsse man danach auch nicht mehr groß aufräumen. Eine Hütte mit Bänken auf einer Wiese, wurde auch für eine gute Idee gehalten. “Zum Chillen.” Immerhin fühlen sich die meisten wohl in Stutensee. Es gebe viele Sportvereine, es gebe schöne Naturflächen, und die Bus- und Bahnverbindungen seien gut. Die Öffnungszeiten des Jugendzentrums sollten allerdings erweitert werden, und die Mensa sei zu teuer im Vergleich zum früheren Verkauf beim Hausmeister.
Ein zweites Jugendforum werde auf jeden Fall stattfinden, betonte Jugendzentrumsleiter Vlado Draca zum Abschluss. Bis dahin werde die Stadt alles konsolidieren und auswerten.
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“Das kam auch in den Arbeitsgruppen zutage: Facebook oder Zeitung? Das ist doch was für Alte! Die Jugendlichen wünschten sich vielmehr eine Instagram-Seite, einen Snapchat-Kanal oder eine WhatsApp-Gruppe von der Stadtverwaltung. Darüber könne man beispielsweise über Projekte informieren, bei denen man sich einbringen könne, so die Idee der jungen Leute. ”
In der Internet-Steinzeit waren es Usenet-Gruppen, Mailinglisten und IRC-Channels. Später lösten ICQ, MSN- und Yahoo-Messenger sowie allfällige Webforen die vorgenannten ab.
Vorgestern waren’s dann Myspace, WKW, Mein- und StudiVZ, gestern Facebook und eventuell Google+, heute dann WhatsApp/Snapchat/Instagram. Morgen wird eine andere Sau durchs Dorf getrieben.
Wie wäre es stattdessen mit einer dauerhaften, eigenen interaktiven Präsenz der Stadt? Kostet auch nicht mehr, als 1001 Social Networks zu bespaßen, ist aber dauerhafter.
Oh, wait, da müsste man dann ja *selbst* drauf und bekommt es nicht bequem im Feed des Social Networks der Wahl …
So weit geht das Interesse, sich zu informieren oder gar einzubringen dann offenbar doch nicht.