Manfred Lucha ist Sozial- und Integrationsminister des Landes Baden-Württemberg und tourt auch in diesem Jahr wieder durch das ganze Bundesland. Er möchte sich auf diesem Weg ein umfassendes Bild über verschiedene Projekte und Einrichtungen machen. Bei seinem Besuch der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee am Montag (30. Juli) kam er recht schnell mit dem Geschäftsführer Jens Brandt und den Mitarbeitern sowie Jugendlichen der Institution ins Gespräch und konnte sich so über die vielfältigen Angebote vor Ort informieren.
„15 Minuten vor der Zeit war der Minister schon da“, zeigte sich Jens Brandt beeindruckt. Man konnte also bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen locker ins Gespräch kommen, bevor der offizielle Rundgang begann. Seinem Spitznamen „Manne“ machte der Minister bei der Besichtigung alle Ehre, denn seine offene und unkomplizierte Art ließ ihn wie einen „Kumpel“ erscheinen. Ohne Krawatte und neugierig ging er auf die drei Jugendlichen im Heinrich-Wetzlar-Haus zu. Diese führten die Delegation, der auch der Landrat Christoph Schnaudigel, Andrea Schwarz (MdL) und Bürgermeister der Stadt Stutensee Edgar Geißler angehörten, durch die Sondereinrichtung zur U-Haft-Vermeidung. Hier sind männliche Jugendliche untergebracht, gegen die ein Haftbefehl erlassen wurde und gegen die deshalb Untersuchungshaft zu vollziehen wäre. Die U-Haft-Vermeidung im Schloss Stutensee dämmt die negativen Einflüsse einer Jugendhaftanstalt ein und bietet den jungen Straftätern eine gute Chance, sich wieder in unsere Gemeinschaft zu integrieren. Andrea Schwarz (MdL) ist überrascht: „Die Kosten zwischen einer Unterbringung in der U-Haft-Vermeidung oder in einem Jugendgefängnis sind fast identisch.“
Manfred Lucha war augenscheinlich gut auf seinen Besuch vorbereitet. „Und man merkt, dass er vom Fach ist“, freute sich Sabine Haid über die fachlich kompetenten Fragen des Sozialministers, der eine Ausbildung zum Krankenpfleger und ein Masterstudium für Management im Sozial- und Gesundheitswesen absolvierte. Seit drei Jahren ist sie Bereichsleiterin „Sondereinrichtungen“ und kennt jeden Jugendlichen in der U-Haft-Vermeidung und in den zwei Intensivgruppen, die zum Teil geschlossen sind, gut. „Die meisten Straftaten entstehen aus einem „Looser“-Dasein heraus“, meinte sie. Die Kinder und Jugendlichen sind in der Gemeinschaft nicht gut angesehen und behaupten sich dann auf einem kriminellen Weg. Sind die Minderjährigen dann erst einmal in diesem Trott gefangen, ist es schwer, da wieder heraus zu kommen. Manne Lucha durfte am Montag Geschichten, Meinungen und auch Träume der Jugendlichen kennenlernen. Eine kleine Anekdote aus ihrer inzwischen zwölfjährigen Tätigkeit am Schloss Stutensee erzählte Haid: „Mein erster Jugendlicher, den ich hier betreut habe, hat mich zu seiner Hochzeit eingeladen.“ Er kam als 14-Jähriger in die Einrichtung und steht nun mit 26 Jahren mitten im Leben.
100-Jahre Jugendeinrichtung im Schloss Stutensee
Natürlich wurden im Rahmen des Besuches auch anstehende Aufgaben besprochen. Hier gilt ein besonderes Augenmerk der U-Haft-Vermeidung: So soll das Angebot in Zusammenarbeit mit dem Land Baden-Württemberg neu aufgebaut und das Heinrich-Wetzlar-Haus saniert werden. Dabei wird das Nutzungskonzept der Sondereinrichtung ebenfalls neu entwickelt. Bereichsleiter der UMA (Unbegleitete Minderjährige Ausländer), Timo Spohrer, wird wohl beim Rückbau der Belegungsplätze in seinem Arbeitsgebiet behilflich sein. Und das nächste große Ereignis wirft seine Schatten voraus: Die Ausrichtung der 100-Jahr-Feier am 19. Juli 2019!
Doch jetzt sind auch im Schloss Stutensee erst einmal Ferien. Rektorin der Schloss-Schule Ursula Botz und die Schulhündin Hazel erledigten die letzten Arbeiten. Und was machen die Schülerinnen und Schüler in den Sommerferien? „Wer nach Hause kann, geht nach Hause“, sagte Timo Spohrer. Für alle anderen gibt es ein buntes Ferienangebot. „Wir planen einen Kulturtag, wollen Mountain-Bike fahren, gehen ins Schwimmbad und paddeln“, zählte Haid auf.
Für den Sozial- und Integrationsministers Manne Lucha hat sich der Besuch mehr als rentiert. Großen Respekt zeigte er vor dem Einsatz und der Leidenschaft der Mitarbeiter, die er kennenlernen durfte. Sein Fazit: „Als Gesellschaft haben wir noch viel zu tun.“
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