Kreischend flüchten fünf Mädchen aus dem Pavillon des GrauBaus. Halloween im Jugendzentrum Blankenloch, der hintere Pavillon ist umgebaut zu einer professionellen Geisterbahn mit Sound- und Lichteffekten sowie speziellen Gerüchen. Den Mädchen ist das zu viel Grusel, sie machen direkt hinter der Eingangstür wieder kehrt. Damit sind sie nicht die einzigen am Abend des 31. Oktober. Zwischen 18 und 20 Uhr ist die Geisterbahn, “Heinz’ Horror-Haus” genannt, für Kinder geöffnet. Härtere Dinge wie der Kettensägen-Mann kommen erst später bei den Älteren zum Einsatz. Im Pavillon hört man die nächsten Kinder kreischen. Vor der Eingangstür wartet eine lange Schlange auf Einlass. “Super”, findet ein Vater. “Da steckt richtig Arbeit dahinter!” Auch andere Eltern, die ihre Kinder begleitet haben, sind begeistert. “Toll gemacht!” Die ängstliche Mädchengruppe vom Anfang diskutiert, ob sie noch einen Versuch wagen soll.
Wenige Stunden vorher
Wenige Stunden vorher: Das Team um Lukas Riffel ist im Stress. Die Pneumatikadapter sind verschwunden. Lukas muss weg, um neue zu besorgen. Auch sonst gleicht der Pavillon des Jugendzentrums in Blankenloch noch einer großen Baustelle. Hinter dem Ausgang von “Heinz’ Horror-Haus” wird aus Brettern ein Unterstand gezimmert, in dem sich später der Kettensägen-Mann verstecken und die Besucher erschrecken soll. “Ich bin kurz vor dem Nervenzusammenbruch”, sagt Lukas. “Später kommt dann der Spaß.” Er hat hohe Ansprüche an seine Arbeit und versucht, alles möglichst perfekt umzusetzen. Es kommt immer wieder zu unvorhergesehenen Problemen, die keinem Besucher auffallen würden. Lukas versucht aber bis zur letzten Minute, sie zu beheben. Neu ist ein goldfarbener Bilderrahmen im Eingangsbereich des Hauses, der das Bild über einen Medienplayer darstellen sollte, geliefert von einem speziellen Halloween-Händler aus Amerika. Dieser funktioniert jedoch nicht. Der Controller ist defekt. Jetzt muss ein statisches Bild eingeklebt werden. “Wir machen das Beste draus.” Direkt daneben, aber funktionierend, ist ein Standard-Halloween-Skelett, das die Jungs komplett ausgeschlachtet und mit neuer Technik und Programmierung versehen haben. Da entdeckt Lukas, dass im Eingangsbereich der rote Teppich auf dem Boden fehlt, den er sich dort vorgestellt hat. “Das habe ich fünfmal angesprochen!” Bis zur Eröffnung der Geisterbahn um 18 Uhr ist noch viel zu tun.
Fünf Tage hat der Aufbau des Horror-Hauses benötigt. Neun junge Leute helfen beim Aufbau, auch die Mitarbeiter des Jugendzentrums fassen mit an. Täglich arbeite die Mannschaft zehn, elf Stunden am Stück. Am Tag des Events noch länger. Lukas und Tino schwören dabei auf einen bestimmten Eistee. “Bei diesem Tag- und Nachtrhythmus funktioniert nichts anderes mehr”, sagen sie und lachen. Verdient wird an der Veranstaltung nichts, im Gegenteil. Lukas und sein Team machen das, weil es ihnen Spaß macht.
Entstehung der Geisterbahn
Begonnen hat alles 2009. Direkt am Treppenaufgang seines Zuhauses hat Lukas Riffel das erste Element installiert: eine Tonne, deren Deckel sich über einen Bewegungsmelder gesteuert automatisch öffnet und aus der dann eine gruselige Gestalt herausschaut. Diese Tonne ist auch heute noch im Einsatz. Sein Vater habe ihm damals noch unter die Arme gegriffen. In den Folgejahren zog die Geisterbahn in die heimische Garage um und wurde nach und nach um ein Zelt davor und einen Teil des Gartens erweitert. Anschließend folgte der Umzug in das Jugendzentrum GrauBau. Im ersten Jahr noch recht primitiv mit Bauzäunen als Trennwände. Inzwischen wurde die Geisterbahn zum vierten Mal im GrauBau aufgebaut. Was Lukas antreibt? “Ganz normal bin ich definitiv nicht”, sagt der 20-Jährige und lacht. “Mich faszinieren solche Sachen seit jeher.” Das hat ihn auch dazu gebracht, in Berlin Veranstaltungstechnik und -management zu studieren. Mit seiner Firma Luki-Lights ist er schon seit Jahren in Stutensee aktiv.
“Beim ersten Mal hatte ich noch Angst vor dem Publikum”, erinnert sich Lukas an das erste Halloween im GrauBau. Seine Sorge sei gewesen, dass seine Effekte bei den Jugendlichen nicht ankommen. Doch er wurde überredet. “Anfangs konnten wir für diesen Platz gar nicht genügend Attraktionen bieten”, meint er rückblickend. Aber jedes Jahr wurde das Horror-Haus erweitert. Neuestes Element in diesem Jahr: eine Kamera, die den Besucher im Horror-Haus fotografiert, während er sich über eine Luftdruckkanone erschrickt. Das Bild wird im Außenbereich auf einem Monitor angezeigt. Ganz wie in einem richtigen Freizeitpark. Ausdrucken lässt es sich allerdings noch nicht – das kommt vielleicht im nächsten Jahr.
Auch sonst überlegt Lukas bereits, was sich beim nächsten Mal noch besser machen ließe. Eine Neuauflage des Horror-Hauses im GrauBau ist also gut vorstellbar.
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