Oberbürgermeisterin kurz nach Amtsantritt entmachtet

Beitragsbild: Olaf Matthei-Socha

Von Olaf Matthei-Socha | 12.11.2018 15:23 | Keine Kommentare

Bei bestem Wetter und strahlendem Sonnenschein läuteten die Blankenlocher Narren die fünfte Jahreszeit ein. Piraten und Hardtwaldhexen enterten das Stutenseer Rathaus und entführten die frischgebackene Oberbürgermeisterin Petra Becker. Im Vereinsheim der Piraten endete der Kampf um den Schlüssel zur Stadt mit einer Niederlage der Stadtverwaltung. Nach der Verkündung der Narrenregeln konnten die versammelten Faschingsfans eine kleine Vorschau auf die kommenden Veranstaltungen mit Garde, Hexentanz und Büttenreden erleben. Als Stargast kam das saarländische Original De Hausmeischda nach Blankenloch.

Man wolle ihr „Welpenschutz“ gewähren, erklärte Piratenpräsident Peter „Pepe“ Rensch. Schließlich sei es mehr als mutig von Petra Becker, nach all dem was im letzten Jahr passiert ist – darüber wolle man an diesem 11. November „mit Bedacht schweigen“ – das Oberbürgermeisteramt auf ihre Schultern zu nehmen. Darum gab es diesmal auch kein offizielles Narrengericht mit Verurteilung. Dennoch hielt Oberhexe Reinhold Nagel der Verwaltung vor, es werde zu wenig gegen „Fremdmüll“ getan, und Pepe Rensch wies auf die Verwirrungen im Rahmen der Enthüllung des neuen Ordens der Badisch-Pfälzischen-Karnevalsvereine hin, der in diesem Jahr das Kerns-Max-Haus zeigt.

Die sichtlich gut gelaunte Becker nahm es mit Humor und verteidigte sich gekonnt. Im Kampf um den Schlüssel zur Stadt war sie dennoch unterlegen, und so konnten die Narren die Herrschaft über Stutensee übernehmen. Die Regeln, die sie für den Zeitraum bis Aschermittwoch verkündet haben, gehen dann auch voll zu Lasten der Stadtverwaltung. Von Sonderschichten der Rathausmitarbeiterinnen und -mitarbeiter bei den närrischen Veranstaltungen, über Gratisglühwein von der Oberbürgermeisterin bei Temperaturen unter fünf Grad bis hin zum Aussondern von hexenbesentauglichem Baumschnitt des Bauhofes. Und Fastnachtsmuffel stehen natürlich bis zum Ende der fünften Jahreszeit unter Hausarrest.

Ob die frisch gebackene Oberbürgermeisterin wirklich regelmäßig Glühwein ausschenken wird, bleibt abzuwarten. Die Faschingszeit findet Becker aber richtig gut. Zwar habe es in ihrer Kindheit keinen Karneval wie heute gegeben, und als später die ersten Ordensveranstaltungen kamen, sei das aus ihrer jugendlichen Sicht heraus „eher etwas für alte Leute“ gewesen. Doch schon seit langem besucht sie mit ihrer Schwester und ihrer Familie regelmäßig die karnevalistischen Highlights im heimatlichen Friedrichstal und auch anderswo. Als guten Rat für die nun angebrochene Amtszeit mahnt sie die Narren, nie den Humor zu verlieren. Denn nur wer sich seinen Sinn für Humor nicht nehmen lasse, könne auch schwierige Aufgaben ohne größere Probleme bewältigen.

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