Vom Youtube-Song bis zur Hollywoodmelodie – Hitparade in Blankenloch gut besucht

Beitragsbild: Musikverein Blankenloch

Von Olaf Matthei-Socha | 22.11.2018 20:43 | Keine Kommentare

Manch eine stimmliche Überraschung hielt die diesjährige Hitparade des Musikvereins Harmonie in der Stutenseer Festhalle bereit. Das Bläserensemble begleitete so viele Sänger „von außerhalb des Vereins“ wie noch nie, wie Moderator und Saxophonist Thomas Ernst in seiner Begrüßung erklärte. Mit 91 von 483 abgegebenen Stimmen landete Andrea Scharmann-Schumm an diesem Abend auf dem ersten Platz. Die Frau von Dirigent Guido Schumm interpretierte die „Unchained Melody“, unter anderem bekannt aus dem Hollywood-Streifen „Ghost – Nachricht von Sam“.

Bis zum letzten Platz gefüllt waren die Tische der Stutenseer Festhalle am vergangenen Wochenende. Wie in jedem zweiten Jahr veranstaltete der Musikverein Harmonie Blankenloch seine Hitparade mit Tombola sowie Speis und Trank. Insgesamt zehn Titel konnten die Besucherinnen und Besucher hören, von volkstümlichen Polkas übrer berühmte Show tunes hin zu Popsongs. Darunter auch „I kenn di von mein Handy“ von Nico Samitz. Der Sänger und Trompeter von „BlechReiz“ hatte das Lied ursprünglich als Kritik an Facebook geschrieben. Viral ging das Lied dann aber eben genau über diese Plattform und Youtube. Interpretiert wurde es von Manuel Sandhaas und Vanessa Maisenbacher, die damit einen guten fünften Platz belegten.

1. Platz: Siegertitel “Unchained Melody” mit Andrea Scharmann-Schumm

Maisenbacher schaffte es gemeinsam mit Desirée Wöstmann übrigens auch auf den dritten Platz. In grellbunten 70er-Jahre-Kleidern brachten sie eine kurzweilige Interpretation verschiedener ABBA-Hits auf die Bühne. Einen eindrucksvollen zweiten Platz belegte Tabea Alina Šejić. Die junge Frau überraschte mit einer stimmsicheren Interpretation von „Feeling good“, die an die unnachahmliche Version von Jazz-Ikone Nina Simone erinnerte. Mit „New York, New York“ gab es ein weiteres Lied, das ebenfalls aus einem Musical stammt. Beeindruckend war die souveräne Vortragsleistung von Willy Schmidt insbesondere deswegen, weil der Gewinner der letzten Hitparade aufgrund einer Erkältung eingeschränkt war.

Im zweiten Teil der Veranstaltung präsentierte das Jugend- und Einsteigerorchester sein Können mit Ed Sheerans „Perfect“ und „Blue Overture“ von Steve Hagedorn. Im Anschluss fand die Verlosung der über 30 Sachpreise statt, die im Rahmen der Stimmabgabezettel-Tombola gewonnen werden konnten. Gestiftet wurden sie von Orchester, Privatpersonen und Stutenseer Unternehmen.

Blasmusik kann auch Spaß machen

Ein sehr subjektiver Kommentar

Zugegeben… ich bin kein Freund von Blasmusik. Bin ich noch nie gewesen. Klar, ab und an mal Balkanstyle wie Berlinski Beat oder die Fanfare Ciocarlia. Kann nett sein. Big Band-Sound geht auch von Zeit zu Zeit… in kleinen Dosen. Wie gesagt, freiwillig wäre ich früher nie zu reinen Bläserkonzerten gegangen. Aber freundschaftsbedingt beobachte ich den Musikverein Harmonie Blankenloch nun schon einige Jahre immer wieder live und hautnah. War ich anfangs noch skeptisch, kann ich jetzt vollkommen unumwunden sagen: Da hat sich was getan!

Klar, wir haben es immer noch nicht mit einem symphonischen Orchester zu tun – was mir persönlich mehr liegen würde. Aber darum geht es ja auch gar nicht. Bei den meisten Liedern macht das Zuhören jetzt sogar mir Spaß. Da ist nichts ungeordnet oder zu dissonant, und nicht immer nur einfach laut. Tempo passt, das Zusammenspiel läuft und auch die Dynamik ist angemessen, das Wichtigste: die Bandbreite der Stilrichtungen ist wirklich groß. Bei der Hitparade konnte das Orchester das nun erneut unter Beweis stellen.

Auch die Gesangsbeiträge fand ich dieses Mal in der Summe besser, sicherer und breiter vom stimmlichen Umfang her als in den Jahren zuvor. Insbesondere die Beiträge von Tabea Šejić und Willy Schmidt überzeugten in diesem Sinne sowie durch den jeweiligen Interpretationsansatz. Großes Potential habe ich auch bei Tong Cha gesehen, der mit seiner Version von „Mustang Sally“ aber nur auf den sechsten Platz kam.

Und da, bei der Platzierung, stellt sich mir nun aber eine gar nicht unwichtige Frage. Aus der Sicht eines Gastes. Nämlich die zum Wahlprozedere der Gewinnertitel. Brav wie ich bin, habe ich mir und den Kindern jeweils nur einen Stimmzettel gekauft und abgegeben. Aus dem Augenwinkel konnte ich dann aber Leute sehen, die einen ganzen Packen von Zetteln ablieferten. Klar, wohl der Tombola wegen… Eine Schelmin, die da Böses denkt.

Aber Moment… rund 250 Gäste sollen anwesend gewesen sein und die Zahl der gültigen Stimmen lag bei… 483! Ich war ja noch nie gut im Rechnen, aber das fällt dann sogar mir auf. Wenn das nicht mal ein interessantes Beispiel von „wundersamer“ (Stimm-)Vermehrung ist. Klar, ich weiß, die Sache soll Spaß machen und das tut sie ja auch. Ob ich dann aber die Ergebnisse als wirklich so repräsentativ einordnen kann, wie ich das erwarte, wenn es heißt: „Das Publikum hat entschieden“…

Ich werde auf jeden Fall auch beim nächsten Mal dabei sein – wenn nichts dazwischenkommt – und gespannt verfolgen, um welche Potenz sich die Stimmen dann vermehren.

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