Lachwald: Pflegemaßnahmen erhitzen die Gemüter

Lachwald (Februar 2018)

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 29.01.2019 20:50 | Keine Kommentare

Im November hatte der Stutenseer Gemeinderat Pflegemaßnahmen für den Lachwald bei Büchig beschlossen. Etwa 730 Bäume in dem kleinen Waldstück sind zum Fällen markiert – viel zu viele, wie die Bürgerinitiative “Lachwald erhalten” um Joachim Heger und Susanne Suhr beklagen. Sie sehen einen Verstoß gegen den Bürgerentscheid vom Februar 2018, bei dem sich eine Mehrheit für den Erhalt des Waldes in seiner jetzigen Form ausgesprochen hat.

Bereits im Dezember 2018 hätten die Baumfällarbeiten nach Durchführung einer Bürgerinformation durch Förster Christian Haag stattfinden sollen. Wegen weiterem Informationsbedarf der Bürgerinitiative “Lachwald erhalten” fand am 22. Dezember ein weiterer Rundgang durch den Lachwald statt, diesmal unter Begleitung von Oberbürgermeisterin Petra Becker. Da die Gruppierung mit einer einstweiligen Verfügung drohte und Aufsichtsbeschwerde beim zuständigen Regierungspräsidium einreichte, setzte sich der Gemeinderat vergangenen Montag erneut mit dem Thema auseinander. Revierleiter Haag sowie der Leiter des Forstamts Martin Moosmayer erläuterten ausführlich ihr geplantes Vorgehen.

“Es gibt andere Maßnahmen, den Wald zu bewirtschaften”, meinte Susanne Suhr als Vertreterin der Bürgerinitiative. Es solle mehr Totholz stehengelassen werden, man könne den Wald zum Bürgerwald machen, auf jeden Fall sollten deutlich weniger Bäume gefällt werden als geplant. Vielmehr könne die Stadt als Eigentümerin des Waldes an einem Bundeswettbewerb zum Klimaschutz teilnehmen.

Die Forstexperten Moosmayer und Haag verwiesen darauf, dass eine Waldbewirtschaftung langfristig geplant werde und man nicht kurzfristig umsteuern könne. “Der Lachwald hat einen Durchforstungsrückstand von 100 Prozent”, erklärte Moosmayer. In den letzten Jahren sei also zu wenig passiert, was nun nachgeholt werden müsse. Der Wald sei viel zu dunkel und die Stammzahl viel zu hoch. An vielen Kiefern gebe es Pilzschäden, so dass diese Bäume absterben werden. Ebenso habe der trockene Sommer dem Wald zu schaffen gemacht. Weitere Probleme seien das Eschentriebsterben und Maikäfer-Engerlinge im Boden. “Tote Bäume können wir leider nicht stehen lassen”, so Moosmayer. Man wolle keine abgezäunten Bereiche im Wald, der Wald sei ein Erholungsgebiet. Stadt und Forst seien für die Verkehrssicherung in der Pflicht. Sollte sich aber eine abgelegene Ecke finden, in der ein umfallender toter Baum keinen Schaden anrichten könne, werde man ihn stehenlassen. Totholz sei gleichzeitig aber kein Vorteil für das Klima, da es das gespeicherte Kohlendioxid wieder abgebe. Einem Bürgerwald stehe man prinzipiell offen gegenüber. Allerdings machte Moosmayer keine Hoffnung auf eine baldige Umsetzung, da derzeit eine Verwaltungsreform stattfinde und es deshalb keine Kapazitäten dafür gebe. “Das ist ein Thema für unseren neuen Umweltexperten”, so Oberbürgermeisterin Becker.

Langfristig wolle man die Struktur des Waldes verändern und wertvolle Bäume wie Eichen fördern, die auch mit dem Klimawandel besser zurecht kommen.

Thomas Hornung (CDU) empfahl, etwas Totholz liegen zu lassen, da es für Tiere wertvoll sei. Um eine Naturverjüngung zu ermöglichen, müsse aber Licht auf den Boden kommen. “Wir stehen zum Ergebnis des Bürgerentscheids”, beteuerte Klaus Mangold (Freie Wähler). Das heiße aber nicht, dass jeder Baum und jeder Strauch exakt so stehen bleiben müsse. “Wir haben einen sehr hochwertigen Wald, der qualitativ nachhaltig bewirtschaftet wird.” Dies sei zu erhalten, weshalb die Maßnahmen durchgeführt werden müssten.

Wolfgang Sickinger (SPD) lobte die große Transparenz mit der auf die Kritik vonseiten der Bürgerinitiative eingegangen werde. “Nadelbäume sind nicht standortgerecht”, stellte Lars Zinow (Grüne) fest. Aber vielleicht könne man ein paar Bäume mehr stehen lassen.

Da die Zeit zur Baumfällung nun knapp geworden sei, würden bis zum Frühling nur noch die Maßnahmen zur Verkehrssicherung durchgeführt, so die Forstexperten, insbesondere das Entfernen pilzbefallener Kiefern. Ab September werde man sich den weiteren Maßnahmen zuwenden, wobei man mit Augenmaß versuche, den einen oder anderen Baum mehr stehen zu lassen.

Dieses Vorgehen wurde vom Gemeinderat einstimmig gebilligt.

Die zweite Bürgerinitiative “Rettet den Lachwald” um Klaus Gompper sowie die von den Bürgerinitiativen unabhängigen Lachwaldfreunde und Ärzte, die im Zuge des Bürgerentscheids vor einem Jahr für den Erhalt des Waldes gekämpft hatten, distanzierten sich von dem Vorgehen der “Lachwald erhalten”-Gruppe.

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