Am 2. Februar jährte sich zum 74. Mal die fürchterliche Nacht, in der Staffort, Büchenau und die Nachbarorte das Ziel eines Angriffs britischer Bomber wurden. Um diesem traurigen Jahrestages würdig zu gedenken, wurde am Sonntag, den 3. Februar 2019, eine Ausstellung mit Bildern und Texten in der evangelischen Kirche Staffort eröffnet. Konzipiert wurde die berührende Ausstellung von Dr. Manfred Raupp; Wilfried Süß trug die historischen Fotos zusammen; technische Unterstützung gab es vom Kirchenältesten Erich Strobel.
Manfred Raupp war in dieser Nacht erst knapp dreieinhalb Jahre alt – und dennoch haben sich die Ereignisse tief in sein Gedächtnis eingeprägt.
“Heute vor 74 Jahren lag Brandgeruch über diesem Dorf. Es war eine Nacht des Schreckens, die hinter uns lag”, so begann Raupp seine Eröffnungsrede, in der er eindrücklich von jener Nacht, als die Bomben auf Staffort niedergingen, berichtete:
“Wir, als kleine Kinder, haben die Nacht fürchterlich erlebt. Wir wurden um 11 Uhr in der Nacht geweckt, angezogen und sind in den Keller gegangen, wo eine Sturmlaterne ein fahles Licht verbreitete. Dann gab es einen fürchterlichen Knall und uns ging durch den Luftdruck der Atem weg. Wir konnten nicht atmen. Und als wir uns erholt hatten, sagte zu allem Überfluss unsere Großmutter: ‘Jetzt sterben wir alle.’ Das habe ich nie vergessen.
Als die Sirenen dann schließlich Entwarnung gaben, gingen wir hinaus und sahen, wie in unserer Nachbarschaft acht Häuser zerstört waren. Unser Haus war das erste in der Reihe, das stehengeblieben war. Der Opa Ferdinand im Nachbarhaus war bettlägerig, konnte nicht in den Keller gehen – er war unter dem Haus begraben und tot.
Die Luftminen hatten alle Ziegel weggeblasen und es brannte überall. Die Scheunen, auf die Brandbomben gefallen waren, brannten wie Zunder. Und mit den geringen Möglichkeiten, die man hatte, konnte man des Feuers kaum Herr werden. Unser Großvater lief in den Stall, um mit einem Bolzenschneider die Pferde und Kühe loszumachen. Denn die hingen an den Ketten, die Scheunen brannten; die Gefahr bestand, dass die Kellerdecke einstürzt. So hatten die Bauern dann versucht, wenigstens die Kühe zu retten.
Im Unterdorf hatte es noch viel schlimmer zugeschlagen. Die Kellerdecke des Gasthauses “Kanne” hat dem Angriff nicht standgehalten. Dort starb Elise Nagel mit Großmutter und ihren sechs Kindern.
Es gab insgesamt 25 Tote. Sechzehn Stafforter. Zwei deutsche Soldaten. Und sieben Engländer, die von der deutschen Flak abgeschossen worden waren und dann zwischen Staffort und Büchenau im Feld abgestürzt sind.”
Und dann beendete Raupp seine Rede mit dem nachdrücklichen Aufruf: “Wir kämpfen für den Frieden. Nie wieder Krieg, muss das Credo sein.” und eröffnete die Ausstellung im Seitenschiff der Stafforter Kirche. An fünf Stellwänden sind dort die Ereignisse rund um die Schreckensnacht von 1945 mit Fotografien und Texten dokumentiert. Zu sehen sind unter anderem Fotos eines Bombentrichters von 1941, ein Luftbild mit den Bombeneinschlägen, eine Liste der Opfer dieser Bombennacht, Fotos der englischen Flugzeuge sowie die Schäden an der Kirche in Büchenau.
Als Quellen dieser Ausstellung sind viele private Namen genannt. Insbesondere die Stafforterin Hanna Heidt und der inzwischen verstorbene Heiner Joswig haben über die Jahre und Jahrzehnte hinweg viel historisches Material zusammengetragen.
Um im kommenden Jahr des 75. Jahrestages des Bombenangriffs würdig zu gedenken, bittet die Arbeitsgruppe um Wilfried Süß, Manfred Raupp, Ludwig-Wilhelm Heidt, Reinhard Geissler, Holger Müller und voraussichtlich noch ein bis zwei weiteren Personen aus Büchenau und Staffort herzlich um weitere Informationen und Ausstellungsstücke.
Die Ausstellung ist an den kommenden drei Sonntagen jeweils von 11 bis 12 Uhr geöffnet. Ansprechpartner stehen dann zur Verfügung. Bei Interesse können auch wochentags über das Pfarramt oder Wilfried Süß (Telefon 07249/6097) Termine vereinbart werden.
Quelle: Evang. Kirchengemeinde Staffort-Büchenau
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