„Wir haben uns überlegt: Wenn eine junge Frau jetzt in unsere Welt hinein kommt, was passiert mit diesem Wesen, das nichts von unserer Welt kennt, das nichts von unseren Gebräuchen, Sitten und Angewohnheiten weiß? Wie wird es damit umgehen? Dadurch kommt die Frau in eine Identitätskrise, kann sich dann aber auf Grund der Beobachtungen der Menschen, die sie trifft, fangen und entwickelt sich und bekommt dann einen selbstständigen Charakter.“ So erklärt Heidi Harmsen, seit 1999 Leiterin und Gründerin der Spielgmeinde Karlsruhe, das Theaterstück „Rosedorn“. Dieses wurde vergangenen Samstag in der St. Josefs-Kirche in Blankenloch aufgeführt.
Wie jedes andere Stück der Spielgemeinde Karlsruhe ist „Rosedorn“ selbst geschrieben. Sowohl Geschichte als auch Musik und Kostüme wurden von den Schauspielern, unter denen jede Menge „alte Hasen“ zu finden sind, und Harmsen selbst entworfen.
„Alle arbeiten gleichermaßen mit. Das ist eine Wahnsinnsarbeit und dauert auch sehr lange. Daher muss sich ein Neueinsteiger auch für zwei Jahre verpflichten“, so Harmsen.
Das Stück „Rosedorn“ handelt von der Prinzessin Rosedorn, die aus der Zeit fällt und plötzlich mit der Wirklichkeit unseres heutigen Lebens fertig werden muss, ohne irgendeine Ahnung von dieser zu haben. Dadurch gerät sie mehr als einmal in Konflikt mit den Menschen.
Dabei werden in dem Stück Fragen aufgeworfen wie: Wer bin ich? Was bedeutet es erwachsen zu werden? Können wir Einsamkeit ertragen? Warum brauche ich einen Gegenüber?
Auf die Frage, wie sie auf die Idee für „Rosedorn“ gekommen sei, erläuterte Harmsen, früher Kunst- und Theaterlehrerin am Thomas-Mann- Gymnasium (TMG): „Das ist eine witzige Sache. Ich habe mit den Schülern vor Jahren mal Dornröschens Traum gemacht und dann habe ich gedacht: Das wäre doch mal eine tolle Sache, wenn ich das jetzt mal mit den Erwachsenen probieren würde. Wie gehen wir, wenn wir des Märchen verwandeln, um? Und da ist jetzt ‘Rosedorn’ bei rausgekommen.“
Zehntes und letztes Stück
Zum Bedauern der Schauspieler wird „Rosedorn“, das das zehnte Stück der Karlsruher Spielgemeinde in 20 Jahren ist, voraussichtlich das letzte Stück sein.
„Es ist wahnsinnig schwer, neue Schauspieler zu finden, weil in Karlsruhe ja unendlich viele Gruppen aufgemacht haben”, so Harmsen. “Außerdem ist es sehr schwer, junge Schauspieler zu finden. Früher haben wir auch noch teilweise die Schüler vom TMG gehabt, aber das hat dann allmählich aufgehört.”
Da sie auch Musiker und Beleuchter für ihre Aufführungen brauchen, aber keine ehrenamtliche Unterstützung finden, müssten diese bezahlt werden. “Das können wir nicht, weil unser Prinzip war: Wir wollten nie Geld nehmen.” Über aufgestellte Spendenkörbchen komme immerhin so viel zusammen, wie sie für die Produktion bräuchten. “Das mit dem Geld ist wirklich ein ganz wesentlicher Grund gewesen. Außerdem denke ich, irgendwann muss alles mal aufhören“, bedauerte Harmsen.
Dennoch werden einige der Schauspieler versuchen, weiter ihrer Leidenschaft nachzugehen. So will zum Beispiel Wolfgang Nill, der unter anderem den „König“ spielte, eine andere Theatergruppe finden, bei der er weiterhin auf der Bühne stehen kann. Währenddessen hat Tobias Dreher , der unter anderem „Nico“ spielte, vor, in Zukunft Kindern in Krankenhäusern als „Vistienclown“ Freude zu bereiten und somit seine Talente in einer ähnlichen Branche anzubringen.
Die Abschlussaufführung der Spielgemeinde Karlsruhe wird am 18. Mai um 20 Uhr in der Emmauskirche in der Königsbergerstraße 35 in Kalsruhe- Waldstadt stattfinden.
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