Wie die Parteien und Wählerveinigungen vorhaben, Klima und Natur zu schützen

Beitragsbild: ejaugsburg/pixabay.com

Von Nadine Lahn | 16.05.2019 19:03 | 1 Kommentar

In weniger als zwei Wochen, am 26. Mai, geben die Bürger in Stutensee bei der Kommunalwahl den Kandidaten ihres Vertrauens ihre Stimme.

Klima- und Artenschutz füllen täglich die Schlagzeilen. Viele Menschen demonstrieren bei “Fridays for future” auf der Straße für einen nachhaltigeren und bewussten Umgang mit der Umwelt.

Im Interview haben wir die Parteien und Wählervereinigungen gefragt, was Stutensee ihrer Meinung nach im Kleinen dazu beitragen kann. Wir geben einen Überblick:

CDU

Es gibt viele Kleinigkeiten, die die Stadt beitragen kann. So haben wir z. B. gerade den Antrag gestellt, Stutensee als „Europäische Energie- und Klimaschutzkommune“ zertifizieren zu lassen. Wir hoffen, dass wir die anderen Fraktionen davon überzeugen können. Generell müssen wir aber bei allen städtischen Anschaffungen und Baumaßnahmen den Klima- und Artenschutz im Hinterkopf behalten. In künftigen Neubaugebieten müssen wir uns auch über sogenannte „Steinwüsten“ unterhalten. Aber auch die Stadt muss bei der Bepflanzung und Pflege eigener Flächen als Vorbild vorangehen. Zudem muss die Zusammenarbeit mit den Landwirten, dem ehrenamtlichen Naturschutz und der Stadtverwaltung weiter intensiviert werden.

Freie Wähler

Beim Arten- und Klimaschutz gilt für uns als Kommune das Prinzip „global denken, lokal handeln“. Stutensee ist in Bezug auf Klima- und Artenschutz im Wandel. Staudenprojekte, kostenlose Samenmischung, die Umstellung der Grünflächen auf naturnahe Gestaltung sind Anfänge. Die Bürgerinnen und Bürger sind für das Thema sensibilisiert.

Nun geht es darum, die Flächen auszuweiten. Es gibt noch viele städtische Grünflächen, die umgestaltet werden können. Sie nutzen nicht nur der Tierwelt, sondern sind pflegeleichter und brauchen weniger Bewässerung. Allerdings erfordern sie bei der Bürgerschaft auch mehr Toleranz in der äußeren Erscheinung.

Mobilität, Landwirtschaft, Bebauung von Flächen, ressourcenschonende Bauweisen bei Städtischen Gebäuden, unsere Gewässer, Recycling, Müll und Kleinklima werden unsere Themen für die nächsten Jahre sein. Die Bürgerbeteiligung hat dies deutlich gezeigt. Hier sollten wir Experten aus der Bürgerschaft an den Gesprächen beteiligen. Wir brauchen Ideen und den Mut und Standhaftigkeit Neues auszuprobieren. Die Art und Weise der Umsetzung und ein Zeitrahmen muss explizit im Stadtentwicklungsplan festgehalten werden.

Die Ausnutzung aller möglichen Fördermittel des Bundes – siehe Neufassung der Kommunalrichtlinie zum 01.01.2019. Der Erhalt und die Neugestaltung von wertvollen Landschaftselementen wie Hecken und Gebüsche, Kleingewässer, Trockenmauern und Steinriegeln sind wichtig. Diese Kleinode in der Landschaft bilden wertvolle Rückzugsräume für seltene Arten der Flora und Fauna. Die Bewahrung, Entwicklung oder Schaffung weiterer Biotope zur Vernetzung der Landschaft muss gefördert werden.

Notwendig hierzu sind Regeln oder Vorgaben, aber auch Aufklärung und Förderung:

  • Bei Neubauten mit Flachdächern, z. B. in Gewerbe- und Industriegebieten ist, neben der Installation von regenerativen Generatoren, auch eine Begrünung der Dächer vorzugeben. Die Versiegelung von Parkflächen und Vorgärten muss aufgebrochen werden.
  • Das Bewusstsein für lebendige, grüne und blühende (Vor-)Gärten bei den Bürgern ist zu fördern, damit Insekten, Vögel, Reptilien und Lurche wieder einen Lebensraum bekommen.
  • Eine Landwirtschaft fördern, die auf Spritzmittel verzichten kann – viele Bürger sind mittlerweile auch bereit, für regionale, ökologisch unbedenklich angebaute und gesunde Lebensmittel etwas mehr zu bezahlen. Hier sind vor allem Aufklärung, Information und gute Beispiele notwendig.
  • Ausbau und Unterhaltung des Radwegenetzes, insbesondere nach Karlsruhe, Bruchsal und zum KIT. Damit werden Anreize geschaffen, damit Berufstätige das Fahrrad anstatt motorisierte Verkehrsmittel nutzen (können).

Solche Programme können nur dann nachhaltig sein, wenn sie durch Öffentlichkeitsarbeit, Vortrags- und Bildungsangebote (Volkshochschule, Begegnungszentrum Regenbogen, Familienzentrum etc.) durch Aktionen mit Kindergärten und Schulen oder durch Einbindung von Vereinen entsprechend begleitet werden. Ebenso wichtig sind kontinuierliche Gespräche mit unseren Landwirten, um bei der nachhaltigen und umweltfreundlichen Bewirtschaftung unserer Flächen weiter voran zu kommen.

Grundsätzlich muss der Umweltbereich innerhalb der Stadtverwaltung einen höheren Stellenwert bekommen, hier wurden die Weichen jüngst richtig gestellt.

SPD

Was die Natur und Umwelt anbetrifft, so wurde durch die Fortsetzung des Programms „Natur Nah Dran“ sowie das Staudenprogramm für den Erhalt der Insektenvielfalt einiges erreicht. Wichtig waren auch die Pflege der Feldgehölze sowie die Entfernung invasiver Pflanzen und Krebse zum Schutz einheimischer Arten. Diese Aktivitäten sind fortzusetzen und darüber hinaus sollte die Schlammansammlung in der Pfinz-Heglach reduziert werden. Für die Artenvielfalt sind im landwirtschaftlichen Bereich Blührandstreifen und ein stark verminderter Pestizideinsatz notwendig. Dem „Runden Tisch“ mit den Landwirten kommt hier eine wichtige Aufgabe zu.

Grüne

Wir wollen die negativen Auswirkungen des Klimawandels reduzieren. Der Klimawandel wird die Lebensverhältnisse nicht nur weltweit, sondern auch in Stutensee immer weiter negativ beeinflussen durch intensivere und länger anhaltende Trockenphasen und extremere Starkniederschläge. Hierauf sollte die Stadt Stutensee vorbereitet sein. Wir wollen die Natur erhalten und fördern. Tier- und Pflanzenarten sind in einem dramatischen Rückgang begriffen, mit fatalen Folgen für die Natur und die Ernährungssituation.

  • Erstellung eines Gesamtentwicklungskonzeptes für die Tier- und Pflanzenwelt von Stutensee zusammen mit dem Ehrenamtlichen Naturschutz.
  • Beschluss, dass die städtischen Flächen naturnah umgestaltet, die Natur erhaltend gepflegt und dieses entsprechend kontrolliert wird.
  • Die Einschränkung der Nutzung von Pestiziden und Kunstdünger auf Flächen, die der Stadt gehören und von ihr verpachtet werden.
  • Beschluss, dass Stutensee an dem verabschiedeten Ziel, den Landkreis bis 2050 zeozweifrei zu bekommen, aktiv mitarbeitet. Erstellung eines umfassenden Energiekonzeptes für die Stadt, das systematisch die hohen Energieeinsparpotenziale und Solarenergiepotenziale nutzt.

Wir setzen wir uns z. B. ein:

  • für die Neuanlage von Trittstein- und Korridorbiotopen wie Ackerrandstreifen, Hecken, Baumreihen, Alleen und Blühstreifen.
  • für die Anlage von Streuobstwiesen und ihre Pflege.
  • für die Strukturierung landwirtschaftlicher Flächen durch Bäume und Sträucher.
  • dass die Stadt Stutensee mehr Bäume innerhalb der Ortsteile pflanzt, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen, die Temperaturen zu senken, Staub zu binden, Schatten zu spenden und die Aufenthaltsqualität zu erhöhen.
  • dass die Stadt Stutensee Gelder des Bundes und des Landes zur Einstellung eines Klimaschutzmanagers nutzt.
  • für eine vorrangige Förderung von Dach- und Fassadenbegrünungen bei Neubauten.
  • für ein Verbot von Schottergärten.
  • dass die Gewässer und der Wasserhaushalt geschützt und besonders die Fließgewässer naturnah gestaltet werden. Das betrifft sowohl die Form des Wasserlaufs als auch die Gestaltung der Ufer und des näheren Umlandes. Schon alleine für den Hochwasserschutz werden entlang der Gewässer Überflutungsflächen benötigt. Aber auch zahlreiche, oft sehr schöne Tier- und Pflanzenarten brauchen naturnah gestaltete Gewässer. Außerdem ist der Erholungswert der Gewässer für die Lebensqualität in Stutensee ein wichtiger Faktor.
  • dass weitere Maßnahmen aus dem Gewässerentwicklungsplan, den es schon seit fast 20 Jahren gibt, umgesetzt werden und Wehre oder andere größere Hindernisse im Gewässerlauf beseitigt werden, um die Wanderung von Tieren im Laufe ihres Lebenszyklus zu ermöglichen.

FDP

  • Bei der Ausweisung neuer Baugebiete und eventuell auch bei Sanierungsverfahren in die Planungen Richtlinien mit einbeziehen, die das Anlegen von Steingärten unattraktiv machen.
  • Das Wässergrabensystem in der Feldflur wieder in Stand setzen.
  • Die Pflege der Gewässer zweiter Ordnung regelmäßig durchzuführen und nicht nur sporadisch oder erst  bei drohender Gefahr von Überschwemmungen.
  • Investitionen in eine effektive Verkehrsinfrastruktur auch durch öffentlichen Verkehr.

Junge Liste

Für uns ist wichtig, dass sowohl die Stadt Stutensee ihren, als auch wir Bürger unseren Teil zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen. In vielen Bereichen haben wir schon die richtige Richtung eingeschlagen. Möglichkeiten sehen wir bspw. in der weiteren energetischen Sanierung und dem Ausbau der Stromerzeugung durch Photovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden. Die stadteigenen Grünflächen sollen sukzessive naturnah gestaltet und die Bürger angeregt werden, eigene Flächen ebenfalls z. B. mit insekten- und bienenfreundlichen Gewächsen zu bepflanzen.

forum Kommentare

Rolf Pessel

Danke für die guten, übersichtlichen Gegenüberstellungen!

Grünflächenschnitt: „Rasen mähen“

Ich habe es im letzten Jahr schon nicht verstanden und verstehe es in diesem Jahr wieder nicht, dass Grünflächen in Friedrichstal unterschiedlich behandelt werden.
Zum Beispiel wurden und werden die Flächen südlich des Kreisverkehrs in Richtung Sportplatz aus ökologischen Gründen nur in sehr, sehr großen Zeitabständen gemäht. Die Flächen nördlich des Kreisverkehrs, d.h. links und rechts der Wallonenstraße werden hingegen in mehrwöchigem Abstand radikal, ohne Insekteninseln oder dergl stehen zu lassen, gemäht.
Was südlich richtig ist, kann doch nördlich nicht falsch sein!
Über dies, so lese ich häufig, seien die Mitarbeiter*innen des Bauhofs mehr als ausgelastet.
Wenn wir nun auch im nördlichen Teil ökologisch sinnvoll handeln, dann werden auch die Mitarbeiter*innen des Bauhofs durch weniger Arbeit davon profitieren.