Wohnraummangel in Stutensee: Was möchten die Parteien und Wählervereinigungen unternehmen?

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Beitragsbild: ngad/freepik.com

Von Nadine Lahn | 15.05.2019 19:07 | Keine Kommentare

In weniger als zwei Wochen, am 26. Mai, geben die Bürger in Stutensee bei der Kommunalwahl den Kandidaten ihres Vertrauens ihre Stimme.

Steigende Nachfrage an Wohnräumen, geringes Angebot, teure Mieten und Kaufpreise – Wohnungsnot ist auch in Stutensee ein brisantes Thema.

Was die Parteien und Wählervereinigungen konkret umzusetzen planen, haben sie uns im Interview mitgeteilt. Wir geben einen Überblick:

CDU

Die Perspektivwerkstatt „Zukunft Wohnen in Stutensee“, an der sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger beteiligt haben, hat uns den klaren Auftrag gegeben, dass man sich künftig einen langsameren und geringeren Flächenverbrauch insbesondere im Außenbereich wünscht. Wir werden daher den Fokus auf eine maßvolle Innenverdichtung richten – allerdings nur dort wo es die Infrastruktur ermöglicht. In künftigen Wohngebieten werden wir über die Geschosshöhen nachdenken müssen: da die Flächen knapp sind, wird man Mehrfamilienhäuser höher bauen müssen – auch, um die hohen Grundstückkosten auf mehr Wohnfläche umlegen zu können.

Was den „bezahlbaren“ Wohnraum angeht, wird dieser nur auf Flächen möglich sein, die bereits heute der Stadt oder dem Land gehören. Es gibt in Büchig (Wasserwirtschaftsamt) und Friedrichstal (an der DB-Trasse bei „Wohnen mit der Sonne“) Landesflächen, die geeignet wären. Bei der Konzeption der Flächen könnte unter Bürgerbeteiligung etwas Gutes gelingen. Der CDU-Landtagsabgeordnete Joachim Kößler hat der Stadtverwaltung angeboten, hier mit dem Land Baden-Württemberg zu vermitteln, um die Flächen günstig zu bekommen.

Freie Wähler

Wo möglich und finanziell realisierbar muss die Stadt Angebote für günstigen Wohnraum ermöglichen.

Stutensee verfügt über wenige eigene Grundstücke. Mit dieser Ressource muss die Stadt verantwortungsvoll umgehen, denn „Grund“ wächst nicht nach. Wir sehen hierzu unterschiedliche Ansätze, um kostengünstiges Bauen zu ermöglichen:

  • die Überprüfung des Erbpachtrechtes, damit bauwillige junge Familien das Grundstück nicht teuer kaufen müssen, um ihren Traum von den eigenen vier Wänden zu realisieren. Außerdem bleiben dadurch die Grundstücke auch für spätere Generationen in städtischer Hand.
  • beim Verkauf städtischer Grundstücke an Bauträger setzen wir uns für klare Vorgaben der Stadt bzgl. des Anteils an kostengünstigen Mietwohnungen und Wohneigentum ein. Der Begriff „bezahlbarer Wohnraum“ muss hier klar definiert werden und die Mietentwicklung über einen langen Zeitraum festgeschrieben sein. Das bedeutet, dass wir beim Wohnungsbau dem erfolgreichen Modell vom „Wohnpark Mittendrin“ (ehemaliges Neise- und Schwimmbadgelände) folgen wollen, wo es gelungen ist, bezahlbaren Mietwohnungsbau mit Wohneigentum in einem Areal zu kombinieren.

Da es vermutlich schwer ist, eine eigene städtische Baugesellschaft zu gründen, müssen wir neue Wege gehen. Die Freien Wähler haben im letzten Jahr auf das Mietshäusersyndikat aufmerksam gemacht. Dieses regelt in den Satzungen die Miethöhen und die Unveräußerbarkeit. Hier bietet sich der Stadt die Chance, bezahlbaren Wohnraum zu fördern, ohne selbst der Akteur zu sein. (Ausführliche Informationen hierzu finden Sie auf unserer Homepage unter Kommunalwahlen 2019).

Das Quartiers- und Flächenmanagement ist eingeführt. Jetzt gilt es, Ergebnisse zu bringen und in die weiteren Planungen, transparent für die Bürger*innen, einzubeziehen. Da es sich dabei um privates Eigentum handelt, müssen die Bürger*innen hierfür gewonnen werden. Ausreichend innerörtliche Grünflächen müssen hierbei erhalten bleiben.

Bei der Vergabe von stadteigenen Flächen (für den Bau eines Eigenheims) setzen wir uns dafür ein, dass soziale Aspekte (beispielsweise junge Familien) künftig stärker berücksichtigt werden. Dies betrifft sowohl die Vergabekriterien als auch die Preisgestaltung.
Man muss sich jedoch im Klaren sein, dass der größte Teil der Flächen in einem Baugebiet in privater Hand sind. Hier regeln Angebot und Nachfrage den Preis. Da sind der Stadt und dem Gemeinderat weitgehend die Hände gebunden. Die Stadt kann ihr Vorkaufsrecht nur  im Rahmen enger gesetzlicher Vorgaben ausüben.

Wohnen ist ein Grundrecht! Wir stehen für eine gerechte und sozial verantwortungsbewusste Wohnungsbaupolitik in Stutensee.

SPD

Dass ausreichend Wohnraum zur Verfügung steht, war und ist uns besonders wichtig. Das Neubaugebiet „Vierundzwanzigmorgenäcker“ in Spöck ist endlich in der Umlegung und das Projekt  „Wohnpark Mittendrin“ auf dem bisherigen Neise-Areal in Blankenloch ist auf den Weg gebracht. Das letztgenannte Vorhaben ist besonders zukunftsweisend, denn hier werden auch in nennenswertem Umfang bezahlbare und soziale Wohnungen geschaffen. Dabei darf es nicht bleiben; deshalb ist das beschlossene kommunale Flächenmanagement unverzichtbar. Wir hoffen, dass es  dadurch in ausreichendem Umfang gelingen wird, Leerstände zu aktivieren, Baulücken zu schließen und in geeigneten innerörtlichen Bereichen maßvoll nachzuverdichten. Darüber hinaus könnte bezahlbarer und sozialer Wohnraum durch die Zusammenarbeit mit dem Landkreis in Form einer kreisweiten Wohnungsbaugenossenschaft geschaffen werden.

Grüne

Wir wollen sozial gerechtes Wohnen und ökologisches Bauen fördern. Wohnen ist ein Grundbedürfnis, das durch die aktuelle Preisentwicklung vor allem für Menschen mit geringem Einkommen häufig eingeschränkt ist. Die Situation dieser Menschen zu verbessern und gleichzeitig die Natur zu schonen, ist eines unserer wichtigsten Ziele.

Bei der Schaffung neuen Wohnraums müssen vor allem soziale Aspekte betrachtet werden, daher sollen Neubauten nicht nur Ein-, Zwei- und Reihenhäuser sein, sondern besonders auch Mehrfamilienhäuser.

In Neubaugebieten sollte höher gebaut werden, damit man mehr Wohnfläche pro Quadratmeter erreicht. Größere Parkplätze sollten nach Möglichkeit mehrgeschossig oder in ein Gebäude integriert anlegt werden, um so Flächen zu sparen. Ausbau von Bestandsgebäuden (im Dachstuhl, Speicher), Erhöhungen im Bestand und Bauen in zweiter Reihe sollten mit möglichst wenig bürokratischen Hindernissen möglich sein. Dies sollte aktiv unterstützt werden. Innerörtlich vor Außenbereich.

Die neu einzustellende Person „Flächenmanager*in“ sollte sich neben dem Flächensparen vor allem für die Schaffung von sozialem Wohnraum einsetzen, außerdem ein Leerstandskataster erstellen und Hilfen für ältere Mitbürger*innen bei einem Wohnungswechsel anbieten.

Es sollte geprüft werden, ob eine Wohnungsbau und -verwaltungsgesellschaft zusammen mit Nachbargemeinden möglich wäre und damit verbunden die Nutzung des Instrumentes der Sozialbindung und der Verbleib von Eigentum in kommunaler Hand. Zudem könnte man Gewerbegebieten als Mischgebiete umplanen und so Gebäude für das Gewerbe mehrstöckig erstellen, auch in Mischnutzung.

Durch Erstellung von Gebäuden, die wenig Energie benötigen, sowie Nutzung der Umgebungsenergie und ökologischer Baustoffe könnten langfristig die Nebenkosten gesenkt werden.

Man muss aber auch bedenken, dass der Wohnraummangel ein Problem ist, das nicht nur auf kommunaler Ebene gelöst werden kann, sondern auf landes- und vor allem auf Bundesebene gelöst werden muss.

FDP

  • Entwicklung eines nachhaltigen und ganzheitlichen Wohnraumkonzeptes für alle Bürgerinnen und Bürger.
  • Anreize schaffen, die es Bürgern  ermöglichen, über ihren eigenen Bedarf hinaus zu bauen, um so den Mietwohnungsbau zu fördern, dies ist jedoch nicht alleine auf kommunaler Ebene möglich, hier muss der Bund und die Länder die Voraussetzungen schaffen.

Junge Liste

Stutensee wird, genauso wie die gesamte Region, weiterhin einen Zuzug erleben. Dabei ist es wichtig, dass es nicht zu einer Verdrängung der angestammten Bevölkerung kommt. Dieser Entwicklung wurde in der Vergangenheit zu wenig Beachtung geschenkt. Der kommunale Wohnungsbau kann hier Abhilfe schaffen. Unter Ausnutzung diverser vorhandener Förderprogramme lassen sich so bezahlbare Wohnungen schaffen und den vorhandenen Wohnraum effizienter nutzen. Damit wollen wir gerade auch für junge Stutenseer die Chance eines Eigenheim im Heimatort ermöglichen.

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