Naturschutz auf der Friedrichstaler Düne

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 22.09.2019 21:25 | Keine Kommentare

Regelmäßig veranstaltet die Agendagruppe “Natur und Umwelt” Expeditionen in die Stutenseer Natur. An diesem Sonntag war das Ziel die Binnendüne in Friedrichstal.

In einer Traumreise mit geschlossenen Augen nahm Reiner Dick, mittlerweile pensionierter Leiter der Stabstelle Umwelt der Stadtverwaltung, die gut dreißig interessierten Teilnehmer mit in die Vergangenheit, an das Ende der letzten Kaltzeit. Damals gab es keinen Wald, nur spärlichen Bewuchs auf ebener Fläche. Der Rhein spülte Sedimente an, der Sand wurde von starken Winden verteilt. So hat sich zwischen Offenburg und Mannheim ein Sandgürtel entwickelt. Im Naturschutzgebiet Wilhelmsäcker beispielsweise haben sich Flugsandfelder gebildet. Auch im Hardtwald befinden sich Hügel – Reste von Dünen.

Bei der vor zehn Jahren angelegten Binnendüne südlich von Friedrichstal an der Bahnstrecke (Kirschenallee) gelegen handelt es sich um eine Ausgleichsmaßnahme für das Neubaugebiet “Wohnen mit der Sonne”. Eine große und eine kleine Düne befinden sich auf dem eingezäunten Grundstück. Die Seiten der größen Düne zur Kreisstraße und zur Bahnstrecke sind mit dichten Büschen bewachsen und sollen zum Lärmschutz beitragen. Das ist auch der Grund, weshalb die Düne “verkehrt herum” steht. Hätte sie sich natürlich gebildet aus Sand, der aus Südwesten angeweht wird, würde sie aus dieser Richtung ansteigen und am Ende steil abfallen. Das wäre aus Lärmschutzsicht allerdings ungünstig gewesen. “Die Düne ist übrigens der höchste Punkt in Stutensee”, erläuterte Dick.

Die übrige Fläche bildet ein Biotop für Pflanzen und Tiere, die es heiß und trocken mögen. Der Sand wurde damals aus Knielingen antransportiert.

Bernhard Rapp, Pflanzenexperte

Der Friedrichstaler Pflanzenexperte Bernhard Rapp und Reiner Dick begleiten das Projekt seit Beginn. “Die Stadt hat Neuland betreten”, erläuterte Dick. “Wir mussten erst Erfahrungen sammeln.” Er sei aber dankbar, dass sich der Gemeinderat damals darauf eingelassen habe.

Blick auf Friedrichstaler Neubaugebiet “Wohnen mit der Sonne”

Das Areal werde regelmäßig gepflegt, unerwünschte Pflanzen, die ansonsten alles verdrängen würden, werden von einer Fachfirma regelmäßig entfernt. Alle zwei Jahre gebe es ein Monitoring, das auch die vorhandenen Arten feststellt. Rapp zeigte sich erfreut über die Ansiedlung vieler bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Ödlandschnecke, Eidechsen, Gottesanbeterinnen, Sandwegerich, Silbergras, Steppenwolfsmilch sind nur einige, die in dem Biotop zu finden sind, neuerdings auch die Töpferwespe, die Heuschreckensandwespe und die Sandgoldwespe. Über hundert Tier- und Pflanzenarten sind auf dem Gelände zu Hause.

Ziel sei, dass sich das Biotop allein hält und keine unerwünschte Pflanzen mehr entfernt werden müssen, so Dick. Es befinde sich jedoch noch in der Entwicklungsphase, die Maßnahmen seien überschaubar. Für die Zukunft wünscht sich der Umweltfachmann die Erweiterung des Biotops in Richtung Osten zu einer dort befindlichen Baumgruppe. Zudem seien ehrenamtliche Helfer oder Schul-AGs willkommen, um bei der Pflege zu unterstützen.

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