Stutensee auf der offerta

Entenangeln am Messestand von Stutensee

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 21.11.2019 20:47 | 2 Kommentare

Am 1. November ging die Verbrauchermesse offerta 2019 und mit ihr die erste derartige Messe, auf der sich die Stadt Stutensee an allen Tagen umfangreich präsentierte, zu Ende. Die Lokalpolitiker sind von der Aktion jedoch nicht restlos begeistert.

Vom 24. Oktober bis 1. November fand in der Karlsruher Messe in Rheinstetten die jährliche Verbrauchermesse Offerta statt. Die Stadt Stutensee war in diesem Jahr zum ersten Mal mit einem eigenen Stand vertreten. Unter dem Motto “Tradition und Moderne” war dieser Stand zweigeteilt und stand Stutenseer Vereinen, Gewerbetreibenden und der Stadtverwaltung selbst zur Präsentation zur Verfügung.

Bei der Eröffnungsshow, die von BadenTV übertragen wurde, wirkte Oberbürgermeisterin Petra Becker als Bühnengast mit. Auch an weiteren Messetagen hatte Stutensee die Möglichkeit, das Bühnenprogramm mitzugestalten, beispielsweise mit der Irish Dance-Gruppe aus Friedrichstal.

OB Petra Becker bei der Eröffnung

Bei den Vertretern des Stutenseer Gemeinderates ist das Echo auf diese Messeteilnahme, die mit dem Gremium im Vorfeld nicht abgesprochen war, gemischt.

Der Jungen Liste erschließe es sich nicht, weshalb eine Stadt für sich werben müsse, deren Wohn- und Gewerbeflächen knapp seien und zu Höchstpreisen veräußert würden, so Tobias Walter. Unter dem Aspekt der Wirtschaftsförderung erscheine es jedoch sinnvoll. “Dazu sollte allerdings mit den Gewerbetreibenden ein Konzept entwickelt werden.”

Auch die CDU/FDP-Fraktion stellt sich die Frage nach dem Sinn der Werbemaßnahme. “In Stutensee sind wichtige Themen anzugehen, die abgearbeitet werden müssen, bevor man in die Kür geht”, so Nicole LaCroix. “Reine gewerbliche Werbung für einzelne Betriebe kann jeder Unternehmer selbst initiieren. Dafür sollten keine Steuergelder eingesetzt werden.” Auf die inhaltliche Auswertung sei die Fraktion gespannt.

Heimatverein Blankenloch/Büchig

Die Freien Wähler stehen der Aktion positiv gegenüber. “Als Stadt stehen wir im Wettbewerb mit den umliegenden Gemeinden, daher ist eine attraktive Außendarstellung wichtig”, so Klaus Mayer. Er lobt die Koordination durch die Stadtverwaltung: “Die Aktion war sehr gut vorbereitet, Messebesucher nahmen die Gelegenheit wahr, um sich zu informieren, und Stutensee hat diese Marketing-Gelegenheit ergriffen, um sich ganzheitlich zu präsentieren.” Die Freien Wähler plädieren für eine Wiederholung nach Abwägung des Aufwands in Abständen von zwei bis drei Jahren.

Die SPD-Fraktion wartet auf ein Fazit der Stadtverwaltung. Ihr Vorsitzender Wolfgang Sickinger zeigte sich persönlich jedoch beeindruckt von dem großen Engagement der Stadtverwaltung und der beteiligten Vereine.

Die Grünen freuen sich ebenfalls über die erfolgreiche Präsentation der Stadt auf der Offerta. “Da Stutensee nicht vom Tourismus lebt, fragen wir uns, was der Sinn eines solchen Standes ist”, so Kathrin Weisser. Sie plädiert dafür, dass Stutensee dazu beiträgt, dass sich die Messe mehr den aktuellen gesellschaftlichen Themen annimmt, also neben klassischen Vereinen und dem Gewerbe auch die Gruppierungen und Maßnahmen präsentiert, welche Stutensee im Bereich Klimawandel und Artenschutz aufweisen kann.

Auf Anfrage von meinstutensee.de konnte die Stadtverwaltung die Kosten, die ihr für den Offerta-Auftritt entstanden sind, noch nicht beziffern, da noch Rechnungen ausstünden. Die Teilnahme werde nun evaluiert, wobei alle Mitwirkenden einbezogen würden. Spätestens im Januar sollen diese Ergebnisse dem Gemeinderat vorgelegt werden.

forum Kommentare

Frieder Demuth

Beim Lesen des Artikels „Stutensee auf der „offerta“ sind mir ein paar Äußerungen aufgefallen, die ich kommentieren möchte:

Herr Walter von der „ Jungen Liste“ bemerkt: „Der jungen Liste erschließe es sich nicht, weshalb die Stadt (Stutensee) für sich werben müsse.“ Herr Walter hat, so macht seine Bemerkung den Eindruck, noch nicht bemerkt, dass alle größeren Städte und Gemeinden schon seit Jahren Stadtmarketing mit großem Aufwand betreiben. Unter der URL http://www.karlsruhe-event.de/ kann Herr Walter sehen, wie erfolgreiches Stadtmarketing der Stadt Karlsruhe betrieben wird.

Erfolgreiches Marketing kostet Geld bringt dann aber auch eine deutlich erhöhte regionale Wahrnehmung, die dem Standort Stutensee deutlich fehlt. Umliegende Gemeinden sind dort wesentlich besser aufgestellt. Hat dies die damalige CDU Fraktion verschlafen?

Im gleichen Artikel gibt Frau N. LaCroix folgendes Statement ab: „In Stutensee sind wichtige Themen anzugehen, die abgearbeitet werden müssen, bevor man in die Kür geht.“ Frau LaCroix legt hier offen, dass sie sich nicht mit der Thematik Stadtmarketing und deren Bedeutung für die Stadt befasst hat. Bezüglich „wichtige Themen“ wäre es sinnvoll, sie hätte sich unter anderem mit dem Einzelplan Festhalle Blankenloch befasst . Die Halle braucht Wartung und es fallen auch Kosten durch die Unterhaltung an. Hier kann „Stadtmarketing“ deutlich helfen die Unterbelegung der Halle zu verändern.

Laut LaCroix: “Reine gewerbliche Werbung für einzelne Betriebe kann jeder Unternehmer selbst initiieren. Dafür sollten keine Steuergelder eingesetzt werden.” Interessanterweise sehen, dass die anderen Kommunen und Landkreise nicht so und waren mit wesentlich größeren Ständen vertreten auf denen Ihre Gewerbe und Vereine präsentiert wurden. Diese wissen anscheinend, wie man Steuergelder sinnvoll einsetzen kann.

Ich selbst war an drei Terminen auf dem Stand der Stadt Stutensee bzw. auf der großen Bühne der „offerta 2019“ tätig und habe hautnah mitbekommen, wie notwendig es ist, dass die Stadt Stutensee ein Stadtmarketing in Zukunft bei jeder sich bietenden Gelegenheit durchführen sollte.

Leider habe ich weder Herrn Walter noch Frau LaCroix auf dem Stand der Stadt Stutensee begrüßen können.

Das Stutensee „Wir-Gefühl“ fehlt einfach noch.

Der Auftritt der Stadt Stutensee auf offerta war ein tolles Erlebnis für Vereine, wie auch Gewerbetreibende. Die Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit war sehr positiv. Gerne wünsche Ich mir noch mehr Vielfalt durch Vereine, Initiativen und den Gewerbetreibenden aus Stutensee.

Noch einmal ein Dank an das Organisationsteam der Stadt Stutensee!

Tobias Walter

Sehr geehrter Herr Demuth,

bei meinem Besuch der Offerta und des Standes der Stadt Stutensee am 29. Oktober habe ich mir sehr bewusst angeschaut, welche Städte und Gemeinden mit einem Stand vertreten sind und welches Konzept diese Kommunen verfolgen.

Auf der Offerta werben überwiegend Kommunen und Regionen, die eine starke Tourismusbranche haben. Beispielsweise “Baiersbronn”, die “südliche Weinstraße” sowie “Ettlingen und das Albtal”. Das ist sehr verständlich, leben diese Kommunen doch zum guten Teil vom Fremdenverkehr. Stutensee hingegen ist kein (Kurz)Urlaubsziel. Der Begriff “Tourismus” kommt auf der Website unserer Stadt sogar nur dreimal vor: immer im Zusammenhang mit “(Sperr)Mülltourismus”.

Stadtmarketing ist wichtig, aber kein Selbstzweck. Wir sollten vielmehr definieren, welche Ziele wir als Stadt mit dem Stadtmarketing verfolgen. Hierzu drei Gedanken:

– Mangelnde regionale Wahrnehmung spüre ich am Standort Stutensee nicht. Sowohl unsere Gewerbe- als auch unsere Wohngebiete finden reißenden Absatz. Die regionale Wahrnehmung ist sogar so groß, dass viele Karlsruher nach Stutensee ziehen und hier den Wohnungsmarkt leerfegen.

– Die Präsentation unserer Vereine und ihres ehrenamtlichen Engagements ist wichtig. Jedoch bin ich überzeugt, dass es dafür bessere und zielgerichtetere Möglichkeiten gibt als die Offerta. Beispielsweise eine jährliche “Vereinsmesse” in der Festhalle. Hier könnten Stutenseer Vereine sich selbst präsentieren und die Bürgerinnen und Bürger sich über die Angebote informieren.

– Ein Stand unter dem Aspekt der Wirtschaftsförderung. Dem aufmerksamen Leser ist nicht entgangen, dass ich einen Stand der Stadt Stutensee für und mit Stutenseer Gewerbetreibenden positiv sehe. Stutensee hat schon lange eine starke Wirtschaftsförderung. Hier gilt es, in Zusammenarbeit mit den Firmen, ein schlüssiges Konzept zu entwickeln. Beispielsweise für junge Unternehmen, für die ein eigener Stand weder finanziell noch personell darstellbar ist.

Abschließend möchte ich mich Ihnen anschließen: Stadtmarketing ist wichtig, aber nur wenn wir als Stadt Stutensee ein klares Konzept verfolgen.