“Mit brutaler Macht traf auch unseren Ort die Sinnlosigkeit und Perversität eines zu Ende gehenden Krieges”, beschrieb Stafforts Ortsvorsteher Ludwig-W. Heidt den Abend des 2. Februar 1945. “In unserem Ort gab es fast kein unbeschädigtes Gebäude mehr. Trauer und Verzweiflung waren unbeschreiblich groß.”
Genau 75 Jahre danach fanden sich am Sonntag Abend viele Stafforter sowie Politiker aus Stadt und Bund in der Aussegnungshalle des Stafforter Friedhofs ein, um den Opfern dieser Nacht, aber auch insgesamt der beiden Weltkriege zu gedenken.
Bei Staffort war damals auch ein britisches Kampfflugzeug mit sieben kanadischen und britischen Besatzungsmitgliedern abgestürzt. Aus diesem Anlass war Oberst Mark Heffron, Luftwaffenattaché an der britischen Botschaft, aus Berlin angereist. “Das ist eine besondere Geste der Versöhnung”, betonte Oberbürgermeisterin Petra Becker.
Vierzehn Lancaster-Maschinen seien bei dem Einsatz der British Air Force damals verloren gegangen, berichtete Heffron. “Dass wir der siebenköpfigen Crew nicht nur am 75. Jahrestag ihres Absturzes gedenken, sondern dies sogar fast auf die Minute genau zum Zeitpunkt ihres Starts vom Royal-Air-Force-Stützpunkt Spilsby in Lincolnshire tun, ist sehr bewegend”, so Heffron gegenüber meinstutensee.de. Er dankte den Staffortern für das Bewahren der Erinnerung an die damaligen Ereignisse und das Errichten der Gedenkstätte für die britisch-kanadische Besatzung. “Für deren Verwandte und Freunde ist es sehr tröstlich, dass nun vor Ort an sie erinnert wird. Viele von ihnen haben einen weiten Weg auf sich genommen, um bei der Einweihung der Gedenkstätte dabei zu sein.”
Heffron erläuterte, warum er bei der neuen Gedenkstätte nur einen kleinen, schlichten Kranz aus Kunstblumen niederlegen werde: Die Mohnblüte sei im Feld von Flandern im Ersten Weltkrieg gefunden worden, und ihr Rot gelte in Großbritannien als Symbol der Verluste von Menschenleben im Krieg. Der Kranz sei aus einer Vielzahl solcher Mohnblüten in einer Fabrik von Veteranen in der Nähe von London hergestellt worden im Gedenken an ihre Kameraden. “Dadurch, dass die Blüten künstlich sind, werden sie für immer halten und sind ein Symbol dafür, dass wir niemals vergessen werden.”
“Wir müssen dafür sorgen, dass so etwas nie wieder geschieht”, waren sich Oberbürgermeisterin Becker als auch die beiden Pfarrer Müller und Maierhof einig.
Umrahmt wurde die Gedenkstunde vom Stafforter Posaunenchor und dem Gesangverein Germania Staffort. Im Anschluss wurden Kränze am Ehrenmal der Bombenopfer, an Soldatengräbern der beiden Weltkriege sowie an der neuen Gedenktafel für die britisch-kanadische Besatzung niedergelegt. Die Tafel wurde gesponsert und ist an der Friedhofsmauer unweit des Soldatengrabs des Zweiten Weltkriegs angebracht. Auf ihr sind die Namen aller Besatzungsmitglieder aufgeführt.
Zum Zeitpunkt des Angriffs ab 23.25 Uhr läuteten in Staffort die Kirchenglocken.
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