Stutenseer nähen Atemmasken

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Von Sofie Wirth | 31.03.2020 21:03 | Keine Kommentare

In den Apotheken und Supermärkten sind Atemschutzmasken weitestgehend ausverkauft und auch in Krankenhäusern sowie anderen Pflegeeinrichtungen gelten sie verstärkt als Mangelware. Die Menschen aus Stutensee wollen helfen und nähen dafür Atemmasken von zu Hause aus.

Viele Leute wollen sich mit dem Tragen oder gar eigenständigen Nähen einerMund-Nase-Maske vor dem Corona-Virus schützen und somit ihren Teil zur Verlangsamung der Ausbreitung des Virus beitragen.

So unter anderem auch die Stutenseerin Sonia Villar. Durch ihre spanischen Wurzeln verfolgt sie mit großer Sorge die Entwicklung in Spanien und Italien. Sie möchte helfen und vermeiden, dass es in Stutensee zu einer ähnlichen Situation kommen könnte. Zuerst habe sie einem Bekannten eine Atemmaske genäht, nun möchte sie weitere für die Bewohner der Seniorenheime in Friedrichstal und Blankenloch nähen. Dafür sucht sie fleißige Helfer*innen mit Nähmaschine und Zeit. Wer sich an diesem Projekt beteiligen möchte oder einfach Gummikordeln oder Stoff (Baumwolle, oder bei 60-70°C waschbar) spenden möchte, kann sich hierfür an die Kontaktdaten von Sonia Villar wenden (Im Unterfeld 35, 76297 Stutensee; Svillar@t-online.de; 015140801049).

Doch Sonia Villar bleibt mit ihrem Vorhaben nicht die Einzige. Weitere Stutenseer*innen, wie unter anderem Marianne Röger* (Name von der Redaktion geändert), wollen ihre zusätzlich gewonnene Zeit sinnvoll nutzen und fangen an, zu Hause Atemmasken zu nähen. Bei Marianne Röger stehe dabei der solidarische Gedanke im Vordergrund. Für sie sei das Tragen bzw. das Nähen ein Symbol der Solidarität, das Zeigen von  Verantwortung, welche man für sich und seine Umwelt übernimmt.

Mittlerweile existiert auch ein weiteres ehrenamtliches Projekt, bei welchem insgesamt 32 Vereinsmitglieder der Blankenlocher Hardtwaldhexen, dem Karnevalsclub ‘Die Piraten’ Stutensee, dem Carnevals Club Waldstadt, der Mühlburger Karnevalsgesellschaft und des Elferrats des Liederkranzes Friedrichstals eigenständig Masken nähen und an Bedürftige spenden. Susanne Dörflinger, Gründungsmitglied der Hardtwaldhexen, arbeitet ehrenamtlich in der Sozialstation Blankenloch. Wie in Krankenhäusern oder Apotheken herrscht auch auf der Sozialstation ein Notstand an Atemschutzmasken. Die Sozialstation habe Dörflinger nach einer Aushilfe durch Nähen von Masken gefragt, und das sei der Ausgangspunkt für die nun rund 32 nähenden Vereinsmitglieder gewesen. Auch bei ihnen gilt: Jede helfende Hand ist willkommen. Wer sich an diesem Projekt beteiligen möchte, kann sich an Susanne Dörflinger (01791146478) oder Ute Winkler (01604424758) wenden. Die genähten Masken werden dann der Sozialstation und anfragenden Pflegeeinrichtungen oder Kinderarztpraxen zur Verfügung gestellt.

Auch die Lebenshilfe Karlsruhe oder die MVZ Radiologie Karlsruhe haben Mundschutz-Spendenaufrufe gestartet; an sie kann man sich ebenfalls wenden. Anweisungen für Spenden an die Lebenshilfe finden Sie auf der Website. Spenden an die Radiologie können entweder persönlich abgegeben oder per Post zugeschickt werden (Karlstraße 104-106, 76137 Karlsruhe). Der Landesverband des deutschen Hausärzteverbands hat hierfür eine Nähanleitung hochgeladen, auf die Interessierte zugreifen können.

Inwiefern helfen Atemschutzmasken?

Laut dem Robert-Koch-Institut scheint der Hauptübertragungsweg des Corona-Virus die Tröpfcheninfektion zu sein. Theoretisch seien auch Schmierinfektion und eine Ansteckung über die Bindehaut der Augen möglich. Die Infektion mit dem Virus über eine Tröpfcheninfektion kann ganz einfach aussehen: Hustet, niest oder atmet ein Infizierter das Virus aus, steht dieser in Form einer Tröpfchenwolke, auch Aerosol genannt, in der Luft. Gesunde Menschen, die diese Luft dann einatmen, können mit dem Virus infiziert werden. Der Virus ‚wandert‘ in den Rachenbereich und kann so zur Lungenkrankheit Covid-19 führen. Eine Atemschutzmaske könnte eine Barriere für diesen Vorgang darstellen und zumindest partiell eine Ansteckung vermeiden.

Welche Arten von Masken gibt es?

  • Zum einen gibt es den Mund-Nasen-Schutz (kurz MNS), auch Operationsmaske genannt. Sie wird überwiegend in der medizinischen Erstversorgung, der ambulanten Behandlung oder in der Pflege verwendet. Das Tragen dieser Maske schützt nicht den Träger, sondern sein Umfeld. So wird beispielsweise der Patient vor möglicherweise über Mund oder Nase abgegebenen Speichel- oder Schleimtröpfchen des Maskenträgers geschützt. Die Maske sollte nach dem Tragen nicht mehr wiederverwendet werden.
  • Eine weitere Art sind die sogenannten FFP-Masken. FFP steht für ‚filtering face piece‘, auf Deutsch ‚Partikelfiltrierende Halbmaske‘. Diese liegen eng an und besitzen ein Filtersystem. Sie existieren in verschieden hohen Schutzklassen (FFP1, FFP2, FFP3), zum Schutz von Ärzten oder Pflegekräften vor einer Ansteckung des Corona-Virus sollte mindestens eine Maske der Schutzklasse FFP2 verwendet werden. Das Tragen der Maske schützt den Träger, kann aber nach längerer Tragezeit unangenehm werden. Auch diese Maske ist nur für den einmaligen Gebrauch zu verwenden.
  • Momentan sind zudem viele selbst genähte Masken im Umfeld. Diese bestehen entweder aus Stoff oder aus Fließ. Ihr Schutz ist aber nicht bestätigt, da sie in den meisten Fällen kein Filtersystem besitzen. Dennoch stellt diese Maske eine Art Auffangbarriere für die Aerosole dar und ist letztendlich besser als gar kein Schutz. So könnten Infizierte ihr Umfeld wenigstens partiell schützen. Wichtig dabei ist, die Maske nicht zu verwenden, wenn diese feucht ist. Vor einer Wiederverwendung sollte sie zusätzlich bei 60-70°C gewaschen werden.

Was sagen Experten zu dem Tragen von Masken?

Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kann das Tragen einer Maske, neben den anderen Maßnahmen wie einer guten Händehygiene und dem Abstandhalten, durchaus sinnvoll sein. Zumindest in Bezug einer akuten Atemwegsinfektion erkrankten Person, um das Risiko einer Ansteckung anderer Personen zu verringern (Schutz der Mitmenschen). Durch den MNS oder einer alternativen Barriere vor Mund oder Nase könne eine größtmögliche Zurückhaltung von Tröpfchen, welche beim Niesen oder Husten entstehen, erreicht werden. Die Bundeszentrale verweist jedoch darauf, dass die Maske korrekt sitzen sollte, um optimalen Schutz zu bieten und warnt vor falschen Sicherheitsgefühlen, die durch das Tragen einer Maske aufkommen könnten. Die zentralen Hygienemaßnahmen und Abstandsmaßnahmen sollten auch weiterhin beachtet werden. Dieselben Anweisungen gibt auch das Robert-Koch-Institut.

In einem Podcast des Bundesgesundheitsministeriums mit Prof. Dr. Petra Gastmeier, Leiterin am Institut für Hygiene an der Berliner Charité, sagt diese: „Zur Prophylaxe braucht man keinen Mund-Nasenschutz. Es hat sich gezeigt, dass ein Tragen eines Mund-Nasenschutzes nicht vorbeugend wirksam ist für den Erwerb der Coronavirus-Infektion. Aber natürlich müssen Mitarbeiter im Gesundheitswesen einen Mundschutz tragen, wenn sie mit diesen Patienten Kontakt haben. Und betroffene Patienten, die also selbst erkrankt sind, sollten auch einen Mund-Nasenschutz tragen, wenn sie sich außerhalb ihrer eigenen Räumlichkeiten bewegen“ . Sie bildet damit eine ähnliche Meinung zu der des Präsidenten der Bundesärztekammer Dr. Klaus Reinhardt: „Diese Masken garantieren keinen Schutz vor Ansteckung. Aber sie können ein wenig helfen, das Risiko zu verringern, andere anzustecken oder selbst angesteckt zu werden.“ Zudem weist dieser daraufhin, dass die Ausstattung an Schutzausrüstung von Ärzten, Praxismitarbeitern und Pflegepersonal unzureichend sei und man professionelle Masken dem Gesundheitswesen überlassen solle.

Der Berliner Virologe Christian Drosten schlägt im Corona-Update des NDR Podcasts außerdem vor, einen Schal als Alternative zu verwenden. Es ginge ja grundlegend darum, eine Art Barriere zu erschaffen, welche die großen Tröpfchen abfangen würden. Das Tragen einer Maske habe mehr einen psychologischen Effekt, sie sei eine Höflichkeitsgeste. Die Leute würden zeigen, dass sie nicht wissen, ob sie den Virus bereits in sich haben – Krankheitsanzeichen können erst Tage später auftreten -, und übernehmen durch das Tragen der Masken Verantwortung für die Sicherheit der Mitmenschen.

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