Die Fraktion der Grünen im Stutenseer Gemeinderat hat einen Antrag eingebracht, der eine Änderung in der Bewirtschaftung des stadteigenen Waldes verfolgt. So wird der Verzicht auf den Einsatz schweren Geräts und der Verzicht auf Holzentnahme bis 2022 gefordert. Zudem solle ein neues Waldkonzept erarbeitet werden. Alle Punkte wurden vom Gemeinderat mehrheitlich abgelehnt.
Die Grünen begründeten ihren Antrag mit den Auswirkungen des Klimawandels, Stürmen und Trockenheiten, die den Stutenseer Wald sehr geschädigt hätten. Der Einsatz schwerer Maschinen, sogenannten Harvestern, würde den Waldboden sehr stark verdichten und damit zerstören, insbesondere wenn die Arbeiten bei feuchtem Boden durchgeführt würden. Bis ein neues Konzept zum Erhalt des Waldes erstellt ist, fordern die Grünen ein Aussetzen des Einsatzes solcher Maschinen, aber auch des Fällens weiterer Bäume, außer zur Verkehrssicherung an Wegen und Spielplätzen.
In der Gemeinderatssitzung am 20. Juli nahmen drei Vertreter des Forsts zu den Punkten Stellung. “Es gibt zwei Alternativen: Wir vertrauen auf die Selbstheilungskräfte der Natur oder auf Steuerungswirkung”, so Forstamtsleiter Martin Moosmayer. Sein Fazit: Man könne auf eine aktive Steuerung nicht verzichten. Es seien neue Baumarten zu etablieren, die besser mit höheren Temperaturen umgehen können. Überwiegend werde aber auf Naturverjüngung vertraut. Nur in kleinerem Maßstab werde nachgepflanzt.
Etwa 42 Prozent des Plans sei nach einem Drittel der Zeit bereits gefällt in den Stutenseer Waldgebieten Lachwald, Hinterau, Lochenwald, Büchiger Hardt und Am Wasserwerk. Dabei sei die “zufällige Nutzung”, also das Entfernen kranker Bäume wegen Dürre- und Pilzschäden, Eschentriebsterben, Ahorn-Rußrindenkrankheit und so weiter bei 76 Prozent einzuordnen. Die Rückegassen sieht Moosmayer nicht als schlimm an. Der Forst habe ein Bodenschutzkonzept. Der Einsatz von Pferden könne gerne ausprobiert werden. Letztlich sehe er diese aber nur als Alternative zum Seil, um den Baum auf den Weg zu befördern, nicht zu den Maschinen.
Thomas Hornung (CDU) betonte, dass mit dem Wald kein Cent zu verdienen sei. Der Verlust steige durch Klimaschäden. Sandige Böden seien am stärksten betroffen. Es finde derzeit gar keine Bewirtschaftung statt, nur Verkehrssicherung.
Sven Schiebel und Klaus Mayer (Freie Wähler) sehen den Wald als Erholungsgebiet in Gefahr. Eine Sicherung müsse sein, sonst könne man den Wald nicht mehr betreten. Schiebel schätzte die Forstmitarbeiter als Waldfreunde ein.
“Als Nutzwald taugt er nicht viel”, bestätigte Wolfgang Sickinger (SPD). Im Herbst solle es eine Dialogveranstaltung mit den Bürgern zu den Maßnahmen im Wald geben. Das wolle er abwarten. Er warf jedoch ein, dass Holz vielfach als nachhaltiger Baustoff gefordert werde – woher solle dieser aber kommen, wenn man gleichzeitig kein Holz aus dem eigenen Wald nutzen wolle?
Auch Manfred Beimel (Freie Wähler) und Marius Biebsch (Junge Liste) wiesen auf diesen Aspekt hin, zumal die Grünen gleichzeitig die Verwendung von Holz zum Bauen beantragt hätten. “Der Wald muss genutzt werden, statt dass es aus dem Regenwald geholt wird”, so Beimel.
“Wir haben einen kranken Wald”, entgegnete Thomas Hornung (CDU). Dieser habe massive Probleme. An eine Nutzung sei überhaupt nicht zu denken. “Wir müssen den Wald gesund bekommen, das wird Jahrzehnte dauern.”
Nicole LaCroix (CDU) bezeichnete den Antrag der Grünen als “sehr ideologisch”. Vieles sei sicher zustimmbar. Aber pilzbefallenes Holz könne man beispielsweise nicht liegen lassen. Man solle nicht ideologisch an die Sache herangehen. Sie vertraue den Fachleuten des Forsts.
“Die Nachpflanzung in der Büchiger Hardt war rausgeschmissenes Geld”, so Karl Mittag (Grüne). Die Naturverjüngung funktioniere dort hervorragend. Generell sei das Holz wertlos und nur für die Papierherstellung nutzbar, nicht für den Bau.
“Da es sich um sehr lange Zeiträume handelt, kommt es nicht auf Monate an”, versuchte Wolfgang Sickinger (SPD) einen Kompromiss zu finden. Er wolle erst den Dialog führen. Die Grünen bestanden jedoch auf einer Abstimmung ihres Antrags.
Für die Aussetzung der schweren Maschinen stimmten nach knapp zweistündiger Diskussion nur die Grünen, die SPD enthielt sich. Ähnlich war das Bild bei der Aussetzung der Holzentnahme.
“Große Maschinen werden nicht ohne Not eingesetzt”, betonte Oberbürgermeisterin Petra Becker. Man wolle an einem naturnahen Konzept arbeiten. Selbstverständlich müsse für Verkehrssicherheit gesorgt werden. Die Nutzung des Waldes für Erholung und Freizeit solle nicht eingeschränkt werden.
Vor Beginn der Gemeinderatssitzung demonstrierten Vertreter der Bürgerinitiative “Lachwald erhalten” und Greenpeace vor dem Eingang der Festhalle, wo die Sitzung stattfand. Sie sehen es als erwiesen, dass das Forstamt aus dem Stutenseer Wald mehr Holz entnommen habe, als genehmigt. “Ein eklatanter Verstoß gegen unsere Rechtsordnung.” Es gebe eine doppelte Aktenführung, um die Öffentlichkeit zu täuschen. Zu einer naturnahen Waldbewirtschaftung würden weder Kahlschläge und Harvestereinsätze noch “sündhaft teure” Nachpflanzungen gehören.
forum Kommentare
… ein schwieriges Thema, das einen Neuanfang erfordert. Im Sinne einer umfassenden Meinungsbildung ist es notwendig, dass zu solch einer Gemeinderatssitzung nicht nur Vertreter des beauftragten Forstes, sondern auch alternativer Konzepte eingeladen werden. So wurde nur in der eigenen Suppe gerührt. Ein Lob an Thomas Hornung für seine, trotz CDU, naturnahe Argumentation – nicht immer auf Linie seiner Fraktionskolleg*innen…
So wie das Corona-Virus in der gesamten Menschheit teilweise verheerende Spuren hinterlässt und die Eliten von weltweit anerkannten Wissenschaftlern total kontroverse Meinungen zu Bekämpfungsstrategien vertreten, so unterschiedlich sind die Meinungen derer, die sich erlauben, über unsere Natur, über unseren Wald, über unsere Lebensgrundlagen zu urteilen und Konzepte zu entwickeln. Mir scheint dies alles mehr mit einer Entscheidung durch einen Münzwurf -Kopf oder Zahl- oder gar direkt im Bereich der Glücksspiele angesiedelt zu sein. Das Klima ist schuld, die schweren Maschinen sind schuld, nein es ist der Borkenkäfer. Früher war es der saure Regen usw. usw. Als Unwissender behaupte ich, es ist von allem etwas. Alles ist etwas zu viel geworden für uns- und unsere Natur. Und das alles noch einmal, so wie immer in Einklang zu bringen, das wird eine Aufgabe sein, die nur alle Menschen dieser Welt gemeinsam lösen können. Aber gerade dazu stehen auf dieser Welt zu viele Dinge sich selbst im Wege, die eine Gesundung durch das eigentlich Hoffnungsvollste, die Selbstheilungskraft der Natur, von Anfang an ausschließt. Der Wald ist krank, die Oma ist auch krank. Und wenn das Holz nur noch für Papier nutzbar ist, dann können wir wenigstens den grünen Männchen noch eine Nachricht unserer ständigen Dialoge hinterlassen, wie sie es nach uns, auf diesem blauen Planeten nicht machen sollten. Vielleicht beklagt man in ein paar Jahrzehnten, dass vielleicht ein robuster, amerikanischer Amberbaum, als einziger dem Dauerstress der Welt, auf dem Festhallenplatz getrotzt hätte, und wer eigentlich seine Lebensgeschichte an diesem Ort verhindert hat..