Rallye für einen guten Zweck
Peter Heidt aus Staffort und sein Freund Siegfried Fernschild aus Straubenhardt haben Großes vor: Sie wollen Ende des Jahres mit einem 18 Jahre alten Volkswagen T4 siebentausend Kilometer in das westafrikanische Land Gambia fahren. Dort soll das Fahrzeug versteigert werden. Der Erlös ist für lokale Hilfsprojekte gedacht. Alles unter dem Vorbehalt, dass Corona ihnen keinen Strich durch die Rechnung macht.
Bis vor kurzem herrschte in Gambia eine Diktatur. Jedes Jahr verlassen mehrere Tausend junge Menschen ihre Heimat in dem westafrikanischen Land, um Arbeit und somit ihr Glück in Europa zu finden. Zwischen 2014 und 2018 erreichten über 35.000 von ihnen lebend das Ziel ihrer Träume. Im Ländle befinden sich derzeit rund 11.000 Menschen aus dem Zwergstaat, der komplett vom Senegal umgeben ist und der mit seinen gut 11.000 Quadratkilometern kleiner als Schleswig-Holstein ist. Die meisten von ihnen haben nach dem begonnenen Wandel Gambias zur Demokratie keine Bleibeperspektive. Die Lebensumstände in der zu den ärmsten Staaten weltweit zählenden Republik sind aber nach wie vor fatal.
Peter Heidt und Siegfried Fernschild kennen sich bereits seit zwanzig Jahren. Sie waren Arbeitskollegen im Verlagswesen und privat auch bis heute über den Sport verbunden. Im Herbst wollen sie sich auf den umgekehrten Weg machen, von Europa an die Mündung des Gambia-Flusses. Vor zwei Jahren war Peter Heidt mit seiner Frau dort im Urlaub gewesen und hatte die Ankunft der Rallye Dresden – Dakar – Banjul miterlebt. Schnell hatte er seinen alten Freund überzeugt, mitzumachen. “Die Aktion hat mich sofort überzeugt – dass man den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe gibt”, so Fernschild. Man sehe direkt, wo die Spendengelder ankommen und was mit deren Hilfe bereits erreicht worden ist.
“Gambia ist ein Land von knapp zwei Millionen Einwohnern und hat eine Arbeitslosenquote von rund 30 Prozent”, so Heidt. Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer verdiene umgerechnet etwa 34 Euro monatlich, während die Preise in den Supermärkten etwa das Niveau Deutschlands hätten.
Die Rallye findet üblicherweise zweimal im Jahr statt und das nun schon zum dreißigsten Mal. Heidt und Fernschild wollen als Team “Friends for Africa” zum ersten Mal dabei sein. Zwanzig Tage lang werden sie zu zweit von Stutensee aus die siebentausend Kilometer durch sieben Länder bis nach Gambia fahren, dabei auch mehrere Tage durch die Wüste, vor der sie besonderen Respekt haben. Vier oder fünf Tage sind die Renter in dem alten VW-Bus dann auf sich selbst gestellt. Sechs bis sieben Liter Wasser pro Kopf und Tag müssen mit an Bord sein, Benzin, drei Reservereifen, Felgen. “Im schlimmsten Fall müssen wir bei anderen zusteigen, wenn das Fahrzeug liegen bleibt”, so Fernschild.
Bei der Rallye steht der gute Zweck im Vordergrund. Es geht nicht darum, als Schnellster am Ziel zu sein, sondern um die Herausforderung an sich. Der Dresdner Verein Breitengrad e.V. organisert die Rallye seit 2006. “Die Strecke ist grob vorgegeben, als Empfehlung”, erklärt Fernschild. Jeder könne aber entscheiden, wie er fährt. Es gebe vier Pflichttreffpunkte, um sicherzugehen, dass alle gemeinsam ankommen.
Am Ziel wird die Hilfsorganisation Dresden-Banjul-Organisation (DBO) die Erlöse, die durch die Versteigerung der Fahrzeuge und der Ausrüstung zusammenkommen, an verschiedene lokale Hilfsprojekte verteilen. Die letzte Versteigerung von etwa fünfzig Fahrzeugen habe über 120.000 Euro eingebracht.
“Wegen Corona musste die März-Rallye kurz vor dem Ziel abgebrochen werden”, so Fernschild. Geplante Abfahrt für die beiden Badener ist im November – ob das aber stattfinden kann, sei wegen Corona noch unklar. “Wir planen das so, aber auch gleichzeitig mit dem nächsten Termin Ende Februar.” So verschärfe etwa Marokko derzeit die Einreisebedingungen wieder. Wenn nur ein Land auf der Strecke zwei Wochen Quarantäne verordnen würde, wäre das das Aus für das Vorhaben.
Den T4 haben sie von einem Team aus Lörrach übernehmen können, das es wegen Corona im März nicht bis zum Ziel geschafft hat. “Nach dem Fahrzeug haben wir lange gesucht”, berichtet Heidt. Während der Fahrt werden die Rentner in dem Kleinbus übernachten. Sie nehmen jedoch auch ein Zelt mit. Bis Marokko könne man zudem in kleinen Hotels nächtigen. Das sei jedoch eine Kostenfrage.
“Unser Hauptanliegen ist wirklich nicht, dass wir unseren Spaß haben”, betont Fernschild. “Es geht um die Sache.” Dafür seien auch Sponsoren willkommen, die beispielsweise die Ausrüstung finanzieren würden. Sofern möglich, wollen die beiden Männer Ende August in Staffort öffentlich über ihr Vorhaben informieren und Spenden dafür sammeln.
Informationen zum aktuellen Stand sind auf der Website des Teams “Friends for Africa” zu finden.
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