“Habe viel Schlimmeres befürchtet” – Schulleiterin über Fernlernen

Thomas-Mann-Gymnasium

Beitragsbild: Myriam Laubach

Von Martin Strohal | 25.01.2021 21:22 | Keine Kommentare

Seit dem Ende der Weihnachtsferien lernen Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg von zu Hause aus. Viel war seitdem zu hören von technischen Problemen mit diversen Lernplattformen. Wie sieht es in Stutensee aus? Wir haben Silvia Anzt, die Schulleiterin des Thomas-Mann-Gymnasiums in Blankenloch, gefragt.

Insgesamt zeigt sich Anzt zufrieden. “Natürlich hat es am ersten Tag geholpert, manchmal tut es das noch immer, aber ehrlich gesagt habe ich viel Schlimmeres befürchtet”, berichtet sie. Kurz vor Weihnachten habe die Lernplattform “Moodle” mit 50.000 parallelen Zugriffen einen ersten Rekord gehabt. Aktuell seien es sogar dreimal so viele.

Im ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr war die Schule noch anders aufgestellt gewesen. Auf einem schuleigenen Server habe es bereits Cloud-Lösungen gegeben, Videokonferenzen wurden unter anderem mit Zoom, Skype, Teams, Jitsi durchgeführt. Jeder Lehrer habe das System genutzt, mit dem er am besten zurechtkam. Für alle Beteiligten sei diese Situation stressig gewesen.

Die Schule entschied sich dann für Moodle und das Videokonferenzsystem BigBlueButton. Eine Entscheidung, die Anzt bis heute nicht bereut. Sie sehe es kritisch, Daten Minderjähriger den Internetgiganten anzuvertrauen und Schüler damit zu künftigen Kunden von Microsoft und Co zu machen. Die Lehrer seien in internen Fortbildungen geschult worden.

Die Zusammenarbeit mit der Stadt als Schulträger lobt Anzt. Bereits seit mindestens drei Jahren habe jeder Lehrer einen eigenen Rechner gehabt. Diese Aufgabe habe sie eigentlich beim Land gesehen. “Da war unser Schulträger sehr aufgeschlossen unseren Wünschen gegenüber und machte Dinge möglich, von denen andere Kollegien nur träumen konnten”, so die Schulleiterin.

Inzwischen laufe in der Regel alles gut. “Manchmal wird so getan, als habe man ein halbes Jahr lang die Hände in den Schoß gelegt”, bedauert Anzt. Man solle nicht nur die Defizite hervorheben. “Was da eine übersichtliche Anzahl von Mitarbeitern auf die Beine gestellt hat, verdient meines Erachtens alle Achtung und ich wünsche mir, dass sie seitens der vorgesetzten Dienstbehörde alle materiellen und personellen Ressourcen bewilligt bekommen, die sie haben wollen.”

Für die künftige Verwaltung der Schultechnik wünscht sich Anzt Entlastung für ihre Lehrer-Kollegen. Diese hätten schließlich anderes studiert und gelernt als Informatik und Netzwerktechnik. “Hier ein effizientes Supportsystem hinzubekommen, halte ich für eine der großen Herausforderungen der Zukunft, denn jeder Schule seinen eigenen technischen Assistenten – das wird wohl noch dauern.”

In den Haushaltsreden vor wenigen Wochen forderten SPD und Grüne bereits personelle Verstärkung in der Verwaltung für die Wartung der Verwaltungs- und Schulnetze sowie des Gerätepools.

Die Landesregierung will diese Woche prüfen, ob die Schulen – beginnend mit den ersten beiden Klassen der Grundschulen – ab 1. Februar wieder öffnen können. Zumindest den Schülern der weiterführenden Schulen wie dem Thomas-Mann-Gymnasium stehen noch einige Wochen Fernlernen bevor.

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