Die närrischen Tage sind in diesem Jahr anders als gewohnt. Vor einem Jahr ahnte noch niemand etwas von den entbehrungsreichen Monaten, die damals kurz bevor standen. Prunksitzungen und Faschingsveranstaltungen fanden wie gewohnt statt. Und was machen die Karnevalisten in diesem Jahr?
Nach außen ist von den Karnevalsvereinen kaum etwas zu sehen. “Wir machen keine digitalen Prunksitzungen”, so Peter Rensch, Präsident des Karnevalsclubs “Die Piraten” Stutensee. Eine Prunksitzung müsse Hand und Fuß haben. Er mache lieber nichts als etwas halbherzig. Auch beim Elferrat Liederkranz Friedrichstal wurde alles abgesagt, wie Vizepräsidentin Michaela Mai mitteilt. Und den Hardtwaldhexen fehlen die Faschingsumzüge in der Region.
Umso aktiver sind die Vereine intern für ihre Mitglieder. Eine Schnitzeljagd wurde durchgeführt, berichtet Peter “Pepe” Rensch, ebenso ein Malwettbewerb für die Kleinen und eine Online-Bierverköstigung für die Großen. Das Training der Garden finde momentan online statt. Ebenso gebe es Piratensport für alle Mitglieder ebenfalls über das Internet. Und die Korallen-Garde hat sogar ein gut halbstündiges Fasnachtsprogramm als Video produziert mit Tänzen und Büttenreden.
“Wir halten alle Vorgaben ein”, betont Rensch. Bei Videos, die beispielsweise auf Instagram veröffentlicht werden, seien alle Akteure getrennt voneinander aufgenommen worden. “Wir haben schließlich eine Vorbildfunktion.”
Beim Elferrat in Friedrichstal finden die Präsidiumssitzungen ebenfalls online statt.
Bei den Hardtwaldhexen gab es als Überraschung “Fasnet für Dahoim” – für die Erwachsenen ein Bier, Schnaps, Pfefferbeißer und eine Bildercollage, dazu ein Code zum Abruf eines Videos mit den Highlights aus dem vergangenen Jahr. Für die Kinder gab es Süßigkeiten. “Wir sind eher ein Verein, der die Umzüge zelebriert und nicht die Hallenfastnacht”, berichtet Pia Dörflinger, Schriftführerin bei den Hardtwaldhexen. “Deshalb machen wir auch keine Onlinesitzung oder so etwas.”
Der Optimismus ist dern Jecken jedoch erhalten geblieben: Die Piraten haben mit der Planung des diesjährigen Oktoberfests begonnen. Das Zelt ist bereits bestellt und die Bands gebucht.
Auch ohne Veranstaltungen hat Peter Rensch, Präsident der Piraten, es nicht lassen können und Büttenreden verfasst:
Denk ich an Fasching vor einem Jahr,
die Kampagne – sie war wirklich wunderbar,
zaubert es ein Lächeln in mein Gesicht,
auch wenn mir dieses Jahr das Herz fast bricht!
Tanzen, schunkeln und viel lachen,
all das war noch unbeschwert zu machen,
Frohsinn, Ironie und Leidenschaft,
alles, was den Verein ausmacht,
konnten wir im letzten Jahr noch leben
und dem Brauchtum ein Zuhause geben!
Dann kam Corona – schicksalsträchtig wie noch nie,
nicht nur ein Virus – gleich eine ganze Pandemie!
Weltumspannend steht seither das Leben still,
und man kann es sehen, wie man will,
es hat einen jeden von uns kalt erwischt,
und Vorsicht ist nun erste Bürgerpflicht.
Natürlich sind wir traurig – ist doch klar,
würden lieber feiern auch in diesem Jahr,
Die Aktiven, die Großen und die Kleinen
ihnen allen ist’s zum Weinen!
Doch wir alle sollten nicht mehr jammern
Nicht an das, was eh nicht geht, uns klammern,
wir werden all das überstehn,
und Fasching wird nie untergehn!
Wer’s mag, kann online Fasching konsumieren,
oder Freunde zum Plauschen kontaktieren,
kann zu Faschingsliedern stylisch wippen
oder auch ein, zwei Sektchen kippen
und auch der, der gar nichts macht,
weil er auf Sicherheit bedacht,
ein jeder, der traurig ist an diesen Tagen
dem möcht’ ich folgendes noch sagen:
Corona wird uns nicht besiegen,
wir werden es ganz zäh bekriegen
Und nach der Impfung sind wir frei
Wer sehnt sich das denn nicht herbei!
Wir sammeln derweil die Kräfte neu
Und werden – worauf ich mich besonders freu
Im nächsten Jahr ein wahres Feuerwerk erleben
Ein jeder wird mehr noch als sein Allerbestes geben!
Mit oder ohne Maske – das ist dann egal
Wir feiern ausgelassen Karneval!
Wie Phönix aus der Asche sich erhoben,
das können wir euch heut schon geloben,
wird sich Fasching dann erheben,
ihr werdet staunen und Phantastisches erleben.
Mangel weckt Begehrlichkeit,
und durch die Abstinenz in dieser Zeit,
wird Fasching bald zu „Megastar“,
so toll, wie’s niemals vorher war!
Drum haltet durch, bleibt stark und auch gesund
Dann gibt es für uns alle einen guten Grund
Die närrischen Tage frohen Muts zu überstehn,
denn bald, ja bald – ist ein Ende abzusehen.
Wir freuen uns auf euch, drum bleibt uns treu
Darauf ein dreifach Blankenloch Ahoi
Schweißgebadet – ich – am Morgen aufgewacht,
was hab ich diese Nacht nicht alles mitgemacht
schockerstarrt und irritiert
hab ich mich erst mal neu sortiert.
War das wirklich nur ein Traum?
Diese Frage stand erst mal im Raum.
Oder hab ich es in echt erlebt,
da mir die Angst noch in den Augen steht!
Ich erinn’re mich an Menschenmassen,
wandelnd durch die dunklen Gassen,
„Wie kann das sein, in diesen Tagen“,
hör’ ich mich die Menschen fragen.
„Ausgangssperre herrscht doch hier im Land,
ist euch das denn völlig unbekannt?“
Ich selbst such’ meinen Weg nach Haus,
doch ich komm nicht aus der Gruppe raus.
„Wohin..?“, frag ich, doch leicht empört,
„wohin des Wegs“, frag ich sie all
Worauf man laut im Chor nur hört –
Wir gehen doch zum Maskenball!
Und als ich mich dann umgeschaut,
sah ich es – uns allen wohl vertraut,
Masken hier und Masken da,
das fand ich dann doch wunderbar,
KN95 und FFP
Weiß und blau wie im OP
Ich selbst war auch maskiert,
wie immer wird da nix riskiert.
Bislang war’s recht froh und heiter,
doch so ging es dann nicht weiter
Aluhüte kamen uns entgegen,
schrien und schimpften ganz verwegen,
vegane Köche rezitierten,
und die dumpfe Alu-Masse imitierte
„Wohin des Wegs“, fragten sie all
und wir: „Wir gehen doch zum Maskenball!“
So mussten wir dann alle laufen
Zu entgehen diesem wirren Haufen,
Ich wusste gar nicht, was die wollten
warum sie uns so heftig grollten
Dann konnt’ ich in der Ferne sehn,
wohin wir alle wirklich gehn
ein großes Haus, dezent geschmückt
mit roten Kreuzen – ich wird verrückt
Das Motto überragte alles noch
„Deutschland krempelt die Ärmel hoch“
ok, es war stilistisch nicht so toll,
dennoch war die Halle voll!
Und eh ich mich nun konnt’ besinnen
Oder versuchte zu entrinnen
Wurden mir die Ärmel hochgekrempelt
Und ne Spritze in den Arm gerempelt!
Die Eintrittskarte habe ich dann bekommen,
von dem Schrecken noch benommen,
Konnte ich in die VIP-Launch gehen
Und das Ende eines langen Tunnels sehn!
Der Puls war hoch, der Atem schnell,
die Musik laut, das Licht so hell,
als letztes hör ich noch den frohen Hall
Wir feiern heut den Maskenball!
Dann bin ich endlich aufgewacht
und habe so bei mir gedacht
Wenn sich die Angst in Deine Träume schleicht,
und Dir nicht von deiner Seite weicht,
wenn Dir Fröhlichkeit und Fasching fehlt,
bist Du von einem Wunsch beseelt!
Die Pandemie soll endlich weichen,
doch bis dahin muss die Erinnerung uns reichen,
und darauf freut euch überall,
denn bald gehen wir zum Maskenball
Darauf ein dreifach Blankenloch Ahoi!
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