Die Zahl der Corona-Infizierten in der Stadt Stutensee befindet sich derzeit auf einem hohen Stand, der im bisherigen Verlauf der Pandemie nicht erreicht wurde. Das war Thema in der Gemeinderatssitzung am gestrigen Montag.
109 Personen sind derzeit in Stutensee mit Covid-19 infiziert, wie das Gesundheitsamt ermittelt hat. Damit befindet sich die Zahl knapp unter dem bisherigen Höchststand der Pandemie, der am 25. April mit 114 Infizierten erreicht wurde. Während in der ersten Welle im vergangenen Frühjahr gleichzeitig höchstens 80 Stutenseer:innen betroffen waren, fiel die zweite Welle mit einem Höchststand von 54 im Dezember sogar noch geringer aus.
Aktuell liegt Stutensee noch vor Bruchsal (106 Infizierte) und Ettlingen (80 Infizierte), obwohl beide Städte deutlich mehr Einwohner haben.
In Stutensee gebe es keine Hotspots, berichtete Oberbürgermeisterin Petra Becker in der Gemeinderatssitzung am gestrigen Montag auf Anfrage von Stadtrat Lutz Schönthal. Es handele sich um ein diffuses Geschehen. “Die Mutanten schlagen bei den Kontaktpersonen durch”, ergänzte Thomas Schoch, Leiter des Ordnungsamts. Während in den ersten Wellen meist keine Haushaltsangehörigen angesteckt worden seien, sei dies bei der vorherrschenden britischen Mutation fast immer der Fall.
Berechnet rein für die Stadt Stutensee mit etwa 25.000 Einwohnern würde das eine Inzidenz von über 400 bezogen auf 100.000 Einwohner bedeuten. “Ist es verantwortbar, dass Schulen und Kindertagesstätten bei uns noch offen sind?” fragte Stadträtin Nicole LaCroix.
Die offiziellen Inzidenz-Zahlen würden immer nur pro Landkreis erhoben, so Becker. Die Stadt könne keine Schulschließungen verfügen. Das liege in der Macht des Gesundheitsamtes. Man versuche, in den Schulen so viel wie möglich zu testen.
Mit 170,7 liegt die 7-Tage-Inzidenz im Landkreis Karlsruhe nach den am heutigen Abend veröffentlichten Zahlen bereits zum zweiten Mal über der Grenze von 165. Sollte der Wert ein drittes Mal in Folge überschritten werden, müssen die Schulen am dann übernächsten Tag geschlossen werden.
forum Kommentare
In diesem Fall müssten so schnell wie möglich alle Einwohner von Stutensee per Schnelltest getestet werden. Mit solchen Zahlenmanipulationen, wo hohe Ansteckungszahlen mit Niedrigeren mathematisch vermittelt werden, würde das ja bedeuten, dass man einen eigentlichen Virusherd gar nicht finden will. Das wäre ja genauso, wenn man auf Schnapsflaschenetiketten mit 45 % igem Alkoholgehalt des Flascheninhalts alkoholfrei schreibt, und gleichzeitig daraus ableitet, dass man dann eigentlich keine Autofahrer mehr auf Alkohol kontrollieren müsste. Der von Frau Becker gewählte Begriff eines diffusen Geschehens ist gut gewählt, wenn man ihn auf das jetzige Ereignis und die daraus folgende Einschätzung des Gesundheitsamtes bezieht. Sehr ungeordnet und ohne einheitliche Richtung. Sehr diffus.
Sicher, dass hier die 7-Tages Inzidenz gerechnet wurde?
Die Zahlen hier: https://corona.karlsruhe.de/aktuelle-fallzahlen zeigen die aktuell Infizierten.
Da sind (Stand gestern, 27.04.) für Stutensee 109 gelistet, das entspricht 436 Infizierten pro 100.000.
Für die 7-Tage-Inzidenz muss man sich aber die neuen Infektionen anschauen. Diese kann man sich über die absoluten Infektionen ausrechnen, wenn man die Grafik von vor einer Woche hat. Am 20.04.2021 Hatten wir 715 Infektionen, am 27.04.2021 796. Das mach 81 Neuinfektionen in 7 Tagen. Gerechnet auf 100.000 sind wir bei 324. Immer noch hoch, aber nicht über 400.
Es ging nur um einen Überschlag und dass Stutensee damit deutlich über 165 liegt, was die Grenze zur Schließung von Schulen ist. Von 7 Tagen steht im Text nichts. Es wurde nur die aktuelle Zahl der Infizierten auf 100.000 überschlagen. Da der Wert in der Beurteilung der Situation durch das Gesundheitsamt keine Rolle gespielt, kam es hier nicht auf Genauigkeit an. Aber danke für’s Mitrechnen!
Achja, ich habe mit 25.000 Einwohnern gerechnet.
Diffuses Geschehen ist natürlich eine gute Angabe. Ich glaube weniger, dass man sich in den Geschäften oder aktuell sogar mit den Tests in den Schulen ansteckt, sondern in den Familien und den zahlreichen Kontakten. Wir haben im Umfeld Familien, die täglich Besuch von verschiedenen anderen Familien erhalten, am Wochenende zum Teil sogar von mehreren Familien gleichzeitig oder nacheinander. Da muss man sich dann nicht mehr wundern. Die einen passen auf und versuchen Kontakte zu vermeiden und andere wiederum schlagen alle Warnungen in den Wind und treffen sich mit “Hinz und Kunz”.
Heute (28.04.2021) wird auf der Homepage der Stadtverwaltung Stutensee unter „Wichtige Informationen“ auf die 7-Tage Inzidenz von über 170 im Landkreis hingewiesen und auf das daraus resultierende erhöhte Risiko, sich mit dem Corona-Virus anzustecken. Das ist in Ordnung so. Auch der Hinweis auf diffuses Infektionsgeschehen und Testmöglichkeiten in Stutensee.
Was aber gänzlich fehlt ist, dass die Stadtverwaltung die Bürgerinnen und Bürger darüber informiert, wie dramatisch hoch die aktuelle 7-Tage Inzidenz in Stutensee ist. Sie liegt heute bei fast 360 (gerechnet mit der aktuellen Einwohnerzahl von 25.050). Also mehr als doppelt so hoch wie im Landkreis! Der 165er Wert wurde bereits am vorletzten Wochenende überschritten. Zahlen, die uns nicht vorenthalten werden sollten.
Angesichts dieser dramatischen Entwicklung ist ein dringender Appell der Oberbürgermeisterin an die Stutenseer/innen nötig. Vielleicht sogar -warum eigentlich nicht- gemeinsam mit den Fraktionsvorsitzenden. Leider ist davon weder in der neuesten Stutensee-Woche, noch auf den Websites der Stadt und der Parteien etwas zu finden.
Es ist eigentlich unglaublich was hier für ein Beton angerührt wird. Keine genauen Zahlen, keine Testergebnisse, kein Durchblick. Wenn man jetzt weniger Bürger testet, dann gehen die Fallzahlen wieder zurück. Das ist ein unkonsequentes Vorgehen ohne Verantwortung und Rücksichtnahme auf die Bevölkerung. Das ist eine viele Menschenleben kostende Viruspandemie und kein Glücksspiel mit selbst ernannten Glückszahlen um den Lottojackpot. Es wird höchste Zeit, dass man endlich mit nachprüfbaren Zahlen den Einwohnern einmal die wahren, die echten Inzidenzwerte innerhalb der Stadt mitteilt.
Vielleicht muss man die aktuellen Berechnungen noch auf viel kleinere Bereiche wie derzeit üblich anwenden um die verdichteten Hotspots herauszufiltern. So wie es momentan läuft ist noch viel Luft nach oben und das bisherige Glaubwürdigkeitsempfinden der Bürger*Innen wird sehr stark strapaziert. Mit dickem Beton anrühren wird gar nichts erreicht.
Hier findet man die aktuellen Fallzahlen:
https://corona.karlsruhe.de/aktuelle-fallzahlen
Es ist wie immer ,Geheimhaltung wird ganz groß geschrieben,noch befeuert von langjährigen Gemeinderäten. Bei jetzt 124 Infizierten sollte man schon feststellen können wo der Schwerpunkt liegt. Alles eine Sache des wollens. Reiserückkehrer und Sitzungsbesucher sowie die NEUN Anwesenden Gemeinderäte , kann man getrost ausschließen.
zu Jens Richter:
Das ist nun wirklich nichts Neues, dass man auf der von Ihnen genannten Website der Stadt Karlsruhe und des Landkreises die Zahlen findet. Diese werden dort schon länger als ein Jahr täglich aktualisiert. Auch in der von mir weiter oben erwähnten Mitteilung der Stadtverwaltung war diese Website gestern abgebildet. Ruft man die Mitteilung allerdings heute nochmal auf (https://www.stutensee.de/unsere-stadt/aktuelles-nachrichten/96238f0c39a58d429abc3aca13a2adc3/?tx_news_pi1%5Bnews%5D=3227), sind dort immer noch die Zahlen von gestern aufgeführt. Nicht einmal die Mühe der Aktualisierung macht sich die Stadtverwaltung.
Aber darum geht es gar nicht. Es geht vielmehr um die erschreckend hohen 7-Tage Inzidenzen in Stutensee, die aus den tagesaktuellen Zahlen abgeleitet werden können und die den Bürger/innen mitgeteilt werden müssen. Denn nicht jede/r kann oder möchte täglich die Inzidenz ausrechnen. Aber die Stadtverwaltung müsste doch (hoffentlich) dazu in der Lage sein, so dass der aktuelle Wert z.B. auf der Stadt-Homepage abgerufen werden kann. Selbst wenn ich mich wiederhole: Hier ist die Stadtverwaltung mit der Oberbürgermeisterin an der Spitze gegenüber uns allen in der Verantwortung. Und nochmal: Auch die im Gemeinderat vertretenen Parteien stehen in der Verantwortung ihren Wählern gegenüber. Aber auch von denen ist nichts zu hören. Es drängt sich wieder mal der Verdacht auf, dass man unangenehme Dinge am besten gar nicht erwähnt. Das hat zwar Tradition in Stutensee, erscheint aber angesichts der aktuellen Corona-Situation in unserer Stadt verantwortungslos.
Wenn die Schulkinder als Hausaufgabe über den Inzidenzwert wenigstens die tagesaktuelle Einwohnerzahl von Stutensee oder Karlsruhe ausrechnen könnten, das wär ja wenigstens was. Doch nicht einmal das funktioniert in dieser großflächigen Milchglasinformationsstrategie. Nachdem man noch nicht einmal erfährt, in welchen Stadtteilen Stutensees die derzeit (heute) noch 124 gemeldeten Infizierten ihre Quarantäne absitzen, ist das wirklich alles nur als supersuperdiffus zu bezeichnen. Alles wie mit einem Schwamm aufgesogen. Und wenn man den Schwamm ausdrückt, dann läuft eine ganz ungeklärte, aussichtstrübe Brühe heraus. Ein Teil bleibt drin im Schwamm. Unten läuft alles zusammen und trocknet ein. Und morgen wird der Schwamm wieder benutzt zum Auftunken von frischer unbekannter Brühe. Wo kommt dieser gewaltige Unterschied her zu unserem Nachbarn Weingarten, 4 km entfernt, oder der Zauneidechsenstadt Oberhausen. Warum ist das so? Das muss doch jemand klären können- wenn man es wirklich klären will. Wir haben in Stutensee die höchste Zahl an infizierten Menschen im gesamten Kreis KA und der Stadt Karlsruhe. Pro 200 Einwohner ist in Stutensee ein Mensch erkrankt. In Karlsruhe – Stadt kommen auf 400 Menschen ein Infizierter, genau wie in Weingarten, und in Oberhausen -Rheinhausen ist unter 1000 Einwohnern 1 Virusinfizierter zu finden. Sozusagen Faktor 5 gegenüber Stutensee. Das zum Stand 29. 4. O.oo Uhr. In einem direkten Vergleich der zeitlich gestreckten Gesamtinfektionen liegen die vier Städte allerdings eng beieinander. Es muss also in Stutensee in den letzten zwei Wochen etwas passiert sein, das zu dieser Führungsrolle im Kreis KA beigetragen hat.
@-kwg-: Warum regnet es in Blankenloch und in Weingarten nicht? Eine Pandemie ist wie das Wetter ein chaotisches System ( https://de.wikipedia.org/wiki/Chaosforschung ). Da reicht es aus, wenn ein Infizierter nach Stutensee fährt – oder eben nicht, um eine deutlich abweichende Inzidenz im Vergleich zu Anderen zu bewirken. Da gibt es nichts zu erklären; insbesondere, wenn es sich um keinen Hotspot im Sinne einer einzelnen Einrichtung, sondern um ein diffuses Geschehen handelt. Es bleibt nur, die Infizierten zu isolieren. Es war ja schon ein Riesenthema, als landkreisbezogene Regelungen (Einschränkungen) eingeführt wurden. Will man ernsthaft innerhalb eines Landkreises noch differenzieren? Darf ein Stutenseer Kind noch nach Weingarten zur Schule?
Die quasi nicht vorhandene Informationspolitik der Stadt ist ein anderes Thema. Nachdem es aber nun ein Bundesgesetz gibt (Notbremse), hat die Stadt aber praktisch auch keine Handlungsmöglichkeit mehr.