Nach Jahren mit Hitze im Sommer und monatelanger Trockenheit ist es um den Wald auch rings um Stutensee nicht gut bestellt. Die Fachleute von ForstBW und dem Landratsamt arbeiten an einem Waldumbau, um ihn für die Zukunft zu rüsten.
Wer in den letzten Wochen im Hardtwald auf Stutenseer Höhe unterwegs war, könnte an den Wegesrändern viele gestapelte Baumstämme liegen sehen. Auf Nachfrage erläuterte Christoph Weihrauch von ForstBW – der Hardtwald gehört dem Land – die Gründe: Viele Altkiefern seien Opfer der Dürre der letzten Jahre geworden. Dazu sei ein aggressiver Pilz gekommen. Auch Buchen seien durch die Dürre stark geschwächt und könnten sich gegen eine Vielzahl von Schadinsekten wie den Buchenspringrüssler oder auch den Kleinen Buchenborkenkäfer nicht mehr zur Wehr setzen. Etwa 700 Festmeter Holz seien deshalb unplanmäßig – der Fachmann spricht von “Zufallsnutzung” – aus dem Wald geholt worden.
Eine weitere Maßnahme – diesmal eine planmäßige – wurde nördlich des Schlackenwegs unweit der Gillardon-Hütte durchgeführt. “Hier stand eine klassische Durchforstung im jungen Kiefernbestand an”, so Weihrauch. Dabei seien etwa 1000 Festmeter Holz genutzt worden. Ziel sei es, möglichst große Kronen ausformen zu lassen, weil dann ein Baum widerstandsfähiger sei.
Der vorbeugende Waldumbau werde seit den Achtzigerjahren praktiziert. Zur Risikostreuung wird nun bei ForstBW auf eine Vielzahl von Baumarten gesetzt. Eine zentrale Rolle spiele dabei die Eiche, die bislang mit dem veränderten Klima am besten zurecht komme. Dazu kommen auch Hainbuche, Spitzahorn, Elsbeere und Vogelkirsche. Auch fremdländische Exemplare wie die Rot-Eiche, die Libanon-Zeder oder die Atlas-Zeder werden getestet. Im Hardtwald gibt es dazu Versuchsanbauten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA). In erster Linie werde auf Naturverjüngung gesetzt.
Auch um die gemeindeeigenen Wälder östlich von Stutensee, um die sich das Forstamt des Landratsamts im Auftrag der Stadt kümmert, steht es nicht gut. „Trockenheit, Stürme und Schädlinge machen den heimischen Wäldern und der Forstverwaltung weiterhin massiv zu schaffen“, berichtete Forstamtsleiter Martin Moosmayer dem Kreistag. Beim Waldumbau setzt die Forstverwaltung neben der Eiche verstärkt auf Baumarten wie Douglasie, Elsbeere, Spitzahorn, Kirsche, Nüsse oder Speierling, die mit Wärme und Trockenheit infolge des Klimawandels besser klarkommen.
Während es dem Wald schlechter gehe, habe die Bevölkerung den Wald zur Erholung so stark genutzt wie noch nie, so Moosmayer. Daneben haben notwendige Verkehrssicherungsmaßnahmen im Wald ebenfalls ein bisher nicht gekanntes Ausmaß erreicht. Dies führe häufig zu Konflikten, da vielerorts das Verständnis für Gefahren im Wald, sensible Waldbereiche oder Hiebs- und Sperrungsmaßnahmen außerordentlich gering sei.
Der besorgniserregende Waldzustand habe zudem auch einen wirtschaftlichen Aspekt: Aufgrund der niedrigen Erlöse für Schadholz, der weiterhin angespannten Situation auf den Holzmärkten und die hohen Investitionen in die Waldkulturen mit Maßnahmen zur Naturverjüngung und zum Schutz vor Rehwildverbiss würden inzwischen alle Waldhaushalte der Städte und Gemeinden rote Zahlen schreiben. Fördermittel des Bundes und des Landes Baden-Württemberg federten die finanziellen Einbußen nur teilweise ab.
forum Kommentare
Ja, dem Wald geht es schlecht – leider wird hier nur die Meinung der zuständigen und ausführenden Forste widergegeben.
Wesentliche Dinge wurden vom Forst falsch dargestellt oder verschwiegen:
nicht nur Trockenheit und Schädlinge machen dem Wald zu schaffen, sondern insbesondere die falsche Bewirtschaftung durch massive Auflichtung und Einsatz tonnenschwerer Erntemaschinen.
Im Detail:
Der Waldbesucher „nutzt“ den Wald nicht, sondern sucht lediglich Erholung. In der Regel hält er sich auf den Waldwegen auf, obwohl er auch „querfeldein“ gehen könnte. Die Nutzung des Waldes erfolgt durch den Forst und deren Beauftragte zur Waldbewirtschaftung. Was verschwiegen wurde: der im Artikel genannte östliche Teil der gemeindeeigenen Wälder ist vollständig ein Natura-2000-Gebiet. Ebenso der Hardtwald, mit Ausnahme eines langgezogenen schmalen Streifens entlang von Stutensee.
In einem Präzedenzfall stellte das Oberverwaltungsgericht Bautzen im vergangenen Jahr zum Umgang der Forstwirtschaft in Natura-2000-Gebieten klar, dass mit der Ausnahme von begründeten Maßnahmen der Verkehrssicherung keine Baumfällungen ohne eine Verträglichkeitsprüfung nach Maßgabe der Fauna-Flora-Habitat Richtlinie (FFH) durchgeführt werden dürfen. Bereits vor dem Eingriff sind die örtlichen Umweltverbände an der Prüfung zu beteiligen. Der in Deutschland gängigen Praxis, dass Forstverwaltungen auch in Schutzgebieten nach Gutdünken abholzen dürfen, ist demnach ein Riegel vorgeschoben. So sind über 15 % der Landfläche Deutschlands Bestandteil des europaweiten Natura-2000 Schutzgebietsnetzwerk und unterliegen damit auch den FFH-Schutzgebietsbestimmungen. Einen großen Anteil an den Schutzgebieten haben dabei Wälder, darunter viele alte Laubwälder. Deren Schutz war bislang oft nur auf dem Papier gegeben, da Managementpläne nicht existieren oder eine ordnungsgemäße Forstwirtschaft pauschal zulassen. Für den Besucher dieser Waldflächen und vor allem auch für die Natur vor Ort war daher meist kein Unterschied zu nicht geschützten Bereichen festzustellen. So wurden z.B., wie auch überall sonst in Deutschland, alte Laubwaldbestände „gepflegt“ und „aufgelichtet“ um die „Naturverjüngung zu fördern“. Diese Begriffe aus der Forstwirtschaft beschreiben letztlich einen Kahlschlag auf Raten, der in der Regel mit der Verzögerung einiger Jahre zu einem Zusammenbrechen des Waldes führt und im besten Falle einen sehr jungen Wald mit höchstens noch einigen stark geschädigten Baumveteranen hinterlässt.
Wir haben die Stadt (Oberbürgermeisterin und Gemeinderat) darüber informiert, aber keine Antwort erhalten. Stattdessen wurde im Frühjahr 2021 erneut mehrheitlich ein Waldbewirtschaftungsplan beschlossen, bei dem die FFH-Richtlinien wieder unbeachtet blieben. Eigentlich sollten die Managementpläne öffentlich im Internet zugänglich sein, sind es aber auf der Homepage der Stadt Stutensee nicht, obwohl diese alleinverantwortlich für die Waldbewirtschaftung des Stadtwaldes ist.
Wenn schon die versprochene Bürgerbeteiligung zur Waldbewirtschaftung mehrfach verschoben wurde und bisher ausgeblieben ist, unterstützen Sie uns und fragen Sie beim Stadtrat*in Ihres Vertrauens nach den Managementplänen. Falls Sie Antworten bekommen, bitten wir um eine kurze Info.
Ein naturnahes Bewirtschaftungskonzept wurde im Gemeinderat Stutensee im vergangenen Jahr abgelehnt. Dazu wurde der erfahrene und ausgezeichnete Sachverständige Dr. Lutz Fähser zum Stadtwald Stutensee befragt. Seine Antwort: „Die Betriebsdaten des Forstes zeigen, dass er sich in einem Notbetrieb befindet. Die Holzeinschläge sind nicht planmäßig, sondern Katastrophenhiebe. Ein Beleg dafür, dass das bisherige Konzept bzw. die Maßnahmen falsch waren. Leider besteht diese Einsicht nicht (Gesichtsverlust), sondern es wird mit noch mehr Intensität und Geld, und damit Schaden, die falsche Konzeption noch intensiver fortgesetzt….
Den vollständigen Artikel (Lübecker Waldmodell im Gemeinderat Stutensee abgelehnt – Sachverständiger Dr. Lutz Fähser kritisiert Argumentationen von Stadt und Forst ) finden Sie auf unserer Homepage unter der Rubrik 2020 https://www.Lachwald-erhalten.de
Nach unserer, sowie der Auffassung vieler Experten ist die immer mehr aufgeführte Verkehrssicherungspflicht lediglich ein Vorwand zur Abholzung:
§ 14 Bundeswaldgesetz gestattet Spaziergängern, Radfahrern und Reitern ein Betretungsrecht „auf eigene Gefahr“. Eine Verkehrssicherungspflicht für waldtypische Gefahren gibt es grundsätzlich nicht, auch wenn das immer wieder so dargestellt wird. Es ist zu begrüßen, wenn entlang der Waldwege zur Sicherheit der Besucher instabile Bäume entfernt werden. Eine Haftung besteht tatsächlich nur auf Waldwegen, die als offizielle Wanderwege ausgewiesen sind (wo in Stutensee?), für Bäume in Randlage zu Privatgrundstücken und bei besonderen Anziehungspunkten wie z. B. Waldkindergärten, Spielplätze im Wald oder Parkbänken.
Ich weiß nicht warum wir um den deutschen Wald derzeit so ein Bimbamborium veranstalten, wenn wissentlich bestes Holz aus deutschen Wäldern nach China und Amerika exportiert wird, die Grünen konsequent die Holzbauweise verlangen und Holz in Deutschland bald nicht mehr zu bezahlen sein wird. Sicherlich werden jetzt bald die Flachdachfanatiker aus ihren Löchern kommen. Keine Dachlatten – kein Dach. So einfach ist die Rechnung. Deutschland auf dem Holzweg.
Ein Grund mehr, den Lachwald endlich einer sozialverträglichen Nutzung im Wohnungsbau zuzuführen. Die verständliche Ablehung der direkt anliegenden Hausbesitzer ist verständlich, sollte aber kein Grund sein, das Gelände einer sozial adäquaten Wohnbebauung zu entziehen. Gemeinwohl geht über die Partikularinteresssen anliegender Villenbesitzer.
@Vorposter ohne Name: Genau! – Einfach alle Wälder abholzen, dann kann auch nichts mehr durch Klimawandel und Umwelteinflüsse kaputt gehen… *räusper*