Am Sonntag, den 25. Juli, wurde dem Blankenlocher Walter Scheidle in Friedrichstal die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg verliehen. Gleichzeitig präsentierte er das Ergebnis fünfjähriger Arbeit, ein Ortsfamilienbuch über Friedrichstal.
Ein Vordenker und Anpacker sei er, sagte Oberbürgermeisterin Petra Becker über ihn. Seine Leistung suche ihresgleichen, so Stadtrat und Landtagsabgeordneter Ansgar Mayr. Er sei ein Leuchtturm und sein Engagement alles andere als selbstverständlich, ergänzte Landtagsabgeordnete Andrea Schwarz. Sie alle sprachen über Walter Scheidle, den gelernten Elektroinstallateur, der bis vor wenigen Jahren zwei Jahrzehnte lang im städtischen Bauhof beschäftigt war. In seiner Freizeit lag ihm Ortsgeschichte am Herzen. Unzählige Arbeitsstunden widmete er dem Kerns-Max-Haus in Blankenloch, auch in seiner Rolle als zweiter Vorsitzender des dortigen Heimatvereins. Das Fachwerk-Ensamble im Rathausgässle und die weihnachtliche Straßenbeleuchtung in Blankenloch seien ebenso mit seinem Namen verbunden, so Oberbürgermeisterin Becker. “Ihm ist kein Weg zu weit, keine Herausforderung zu groß.”
Für dieses beispielgebende Engagement verlieh Becker Scheidle im Namen des Ministerpräsidenten die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg. Der Impulsgeber dafür sei Hanspeter Gaal gewesen. Die kleine Feierstunde fand auf der Wiese neben der evangelischen Kirche in Friedrichstal statt.
Auch wenn Scheidle meist im Blaumann anzutreffen sei, wie Mayr bemerkte, schreckte er auch vor Schreibtischarbeit nicht zurück. In stunden-, tage- und jahrelanger Kleinarbeit erforschte er Familiengeschichten in der Region. Diverse Ortsfamilienbücher stammen aus seiner Feder.
Sein neuestes Werk befasst sich mit Friedrichstal. In über fünfjähriger Arbeit entzifferte Scheidle Kirchenbücher und andere Quellen. Bei fürchterlicher Schrift eines Pfarrers benötigte er auch mal über eine Stunde für einen Eintrag, wie er berichtete. Das erste Kirchenbuch aus den Anfangsjahren Friedrichstals sei noch in Französisch verfasst gewesen: “Das war für mich eine Riesenherausforderung.”
Walter Scheidles Werk enthält auf knapp 1000 Seiten 3536 Friedrichstaler Familien, vier Gedichte der Heimatdichterin Else Gorenflo, Listen der Pfarrer, Lehrer und Bürgermeister des Dorfes sowie einige alte Fotos. Aufgrund des Datenschutzes endet das Buch mit Geburten im Jahr 1920, Heiraten im Jahr 1940 und Sterbefällen im Jahr 1990.
Den Anstoß für das Buch habe der frühere und im vergangenen November überraschend verstorbene Ortsvorsteher Kurt Gorenflo gegeben. “Du musst für mein Friedrichstal auch so ein Buch machen”, habe er Scheidle gesagt. Ihm sei das Buch gewidmet. Ein leerer Stuhl in der ersten Reihe erinnerte an das Friedrichstaler Urgestein.
Da Scheidle kein Honorar wollte, überreichte Ortsvorsteher Lutz Schönthal ihm im Namen des Ortschaftsrats ein handgefertigtes Taschenmesser aus Frankreich als Dankeschön.
Das mehrere Kilogramm schwere Buch wurde durch örtliche Firmen, Privatpersonen sowie die Kulturstiftung der Sparkasse finanziell unterstützt. Es ist für 32,50 Euro im Bürgerbüro erhältlich.
forum Kommentare
Dass es in der heutigen Zeit noch solche Idealisten gibt, ist nicht nur ein Glücksfall, sondern ein Ausnahmefall, oder wenn man es genau nimmt —ein ganz besonderer Einzelfall. Walter hat neben seinen sonstigen wohlgefälligen Dingen des städtischen Gemeinwohls, eine weitere zusätzliche Aufgabe angenommen und sie erfolgreich zu Ende gebracht. Es bleibt zu hoffen, dass diese Arbeit nun dadurch gewürdigt wird, dass recht viel Exemplare verkauft werden. Man kann nur besonderen Dank ausdrücken für diese Einstellung, und hoffen, dass er sich beim Schnitzen, Wurst schneiden oder was auch immer mit dem scharfen französischen Taschenmesser nicht verletzt. Toll gemacht Walter- alles Gute für Dich weiterhin.