Friedrichstal: Drohungen gegen Restaurantbesitzer und Ortsvorsteher

Restaurant Thasy Friedrichstal

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 17.03.2022 15:59 | 3 Kommentare

Anonyme Drohungen gegen Restaurant-Betreiber Thasy Kugasingam und den Friedrichstaler Ortsvorsteher Lutz Schönthal sorgen derzeit für Wirbel. Der oder die Absender geben an, für die Bewohner:innen des Mehrfamilienhauses zu sprechen, in dessen Erdgeschoss sich das Restaurant befindet. Doch diese distanzieren sich davon. Dabei will Kugasingam nur seine neu eröffnete indische Gaststätte etablieren und wäre auch offen für Gespräche. Schönthal stärkt ihm den Rücken.

Thasy Kugasingam, der Betreiber der neuen indischen Gaststätte in der Berliner Allee, war von seinem Verpächter und von Ortsvorsteher Lutz Schönthal schon im Vorfeld darauf hingewiesen worden, dass es bereits bei den vorherigen Pächtern zu Spannungen in dem Gebäude gekommen sei. Da Schönthal das geplante Angebot für Friedrichstal aber für attraktiv hielt, ermutigte er Kugasingam: “Er hat meine volle Unterstützung und ich habe ihm auch meine Hilfe zugesagt, sollte es zu Problemen kommen.”

Die Stimmung im Haus sei ablehnend ihm gegenüber, berichtete Kugasingam, der als Kind aus Sri Lanka nach Deutschland gekommen ist. Er werde nicht gegrüßt, bei empfundenen Störungen werde direkt der gemeindliche Vollzugsdienst gerufen, Treppenhaus und Fahrstuhl seien auf seine Kosten wegen angeblicher Fettverschmutzung gereinigt worden – alles, ohne mit ihm selbst vorher Rücksprache gehalten zu haben. Kugasingam ist ratlos. Er sei immer bereit, Kompromisse einzugehen und Lösungen zu finden. Aber niemand hätte bislang mit ihm persönlich über Probleme gesprochen.

Laut Schönthal habe der gemeindliche Vollzugsdienst bislang keine Ordnungswidrigkeiten bei dem Restaurantbetrieb feststellen können. Die Stadtverwaltung bestätigte dies auf Anfrage von meinstutensee.de. Zudem steht im Raum, dass die Räumlichkeiten im Erdgeschoss nur für ein Café, nicht jedoch für ein Restaurant zugelassen seien. Schönthal hält das Argument für nicht zutreffend und vorgeschoben. Schon der erste Pächter habe nicht nur nachmittags Kaffee und Kuchen verkauft, sondern auch Oktoberfeste oder Mädelsabende veranstaltet. “Das war nie ein reines Café.”

Der Begriff “Café” stelle gaststättenrechtlich keine besondere Betriebsform da, erläutert die Stadtverwaltung auf Anfrage von meinstutensee.de. Die Erlaubniserteilung sei weder aus baurechtlicher noch aus gasttättenrechtlicher Sicht ausschließlich auf ein Café beschränkt. Baurechtlich genehmigt sei an dieser Stelle eine Gewerbeeinheit für ein Restaurant oder Bistro. Die erste Konzession sei 2012 nach vorhergehender Anhörung der Anwohnenden – zum Betrieb einer Schank- und Speisewirtschaft mit Außenbewirtschaftung erteilt worden. “Die Rückmeldungen der am Verfahren Beteiligten wurden in den Auflagen der Erlaubnis berücksichtigt, wie auch bei den Folgegenehmigungen, zuletzt im vergangenen Herbst”, so die Stadtverwaltung.

Ortsvorsteher Lutz Schönthal, Restaurant-Pächter Thasy Kugasingam

Vor ein paar Wochen erhielt Kugasingam dann einen anonymen Brief mit Drohungen und rassistischen Beleidigungen. Man dulde hier nicht “stark pigmentierte Menschen (nicht kaukasischer Abstammung)”. Und: “Mit euch werden wir auch noch fertig.” Wer der Absender ist, ließ sich bislang nicht ermitteln.

Schönthal berichtete in seiner Rolle als Ortsvorsteher im Amtsblatt über die Vorkommnisse: “Wie allgemein bekannt, war in den Gasträumen bislang ein häufiger Pächterwechsel. Unter anderem hing dies auch damit zusammen, dass vom unmittelbaren Wohnumfeld der Gaststättenbetrieb erheblich erschwert wurde. Dies, obwohl von Anfang an bekannt war, dass im Erdgeschoss dieses Gebäudes eine – selbstverständlich konzessionierte – Gaststätte betrieben wird. Sich darüber jahrelang zu beschweren ist aus meiner Sicht unverständlich und dreist!”

Dies führte zu einem beleidigenden Drohbrief an Schönthal selbst, in dem er als “Putin” bezeichnet wurde und im gedroht wurde, ihn “an den Pranger zu stellen, bis Sie Ihr Amt los sind”. Es sei das erste Mal gewesen, dass er als ehrenamtlicher Kommunalpolitiker derart angegangen worden sei, so Schönthal. Er sei betroffen, selbst in der Schusslinie zu stehen, ohne zu wissen, woher. Als Absender war lediglich “Die demokratiebewussten Bewohner der Berliner Allee 40” ohne jeglichen Hinweis auf eine Identität angegeben. Auf die Nachforschungen des Ortsvorstehers hin distanzierten sich Hausbewohner von diesem Schreiben. Auf schriftliche Anfrage von meinstutensee.de und Bitte um Stellungnahme zu den Vorfällen an alle Wohnungseigentümer:innen gab es keine Reaktion.

Thasy Kugasingam machen die Vorgänge sichtlich zu schaffen. In einer ersten spontanen Reaktion wollte er aufgeben und sich neue Räume suchen. Doch Schönthal ermunterte ihn, durchzuhalten. Auch von seiner Kundschaft wird Kugasingam der Rücken gestärkt.

In der nächsten Sitzung des Ortschaftsrats am 23. März will Schönthal das Thema besprechen und alle Beteiligten zu einem runden Tisch einladen. Es gebe sicher Verbesserungsmöglichkeiten, beispielsweise könne der Abzug aus der Küche bis zum Dach hinaufgezogen werden. Das sei dann aber Aufgabe des Eigentümers, nicht des Pächters. Auf jeden Fall müsse dieser Konflikt ein Ende finden, so Schönthal. Kugasingam will in Kürze zusätzlich mit Eisverkauf beginnen.

Aktualisierung 17.03.2022, 17.08 Uhr: Einarbeitung der soeben eingegangenen Rückmeldungen der Stadtverwaltung auf unsere Anfrage zu den Einsätzen des Ordnungsamts sowie der Konzession.

forum Kommentare

-M.H.-

“Man dulde hier nicht “stark pigmentierte Menschen (nicht kaukasischer Abstammung)”. Und: “Mit euch werden wir auch noch fertig.” …… “an den Pranger zu stellen, bis Sie Ihr Amt los sind” …. “Die demokratiebewussten Bewohner der Berliner Allee 40”
So etwas ist einfach erbärmlich und ekelhaft.

Ich gehe jetzt gleich mal lo und schaue, ob das Restaurant offen hat, um mir eine Kleinigkeit einzuverleiben!

Nougatschnitte

Ich persönlich mag indisches Essen sehr gerne.

Darius

Wehret den Anfängen. Ich hoffe, es ist bereits Anzeige erstattet worden.