Neubau der Mehrzweckhalle stockt

Mehrzweckhalle Staffort (Februar 2021)

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 27.04.2022 6:34 | 2 Kommentare

Der geplante Neubau der Stafforter Mehrzweckhalle gerät ins Stocken. Schuld daran sind Verzögerungen und Unterbrechungen im internationalen Warenverkehr, so die Stadtverwaltung. Neben dem Krieg in der Ukraine sind auch die Corona-Maßnahmen in China dafür verantwortlich. Weil nicht für alle Gewerke des Neubaus Angebote von Baufirmen eingegangen sind, habe man die “kleine Notbremse” gezogen, so Baubürgermeisterin Tamara Schönhaar.

Für den Rohbau selbst habe es ein gutes Angebot gegeben, stellte Johannes Klawe, Leiter des städtischen Bauamts, auf der letzten Gemeinderatssitzung am 25. April dar. Für Holz und Fassade, die im zeitlichen Ablauf direkt daran anschließen würden, sei jedoch kein Angebot eingegangen. Man könne den Rohbau jedoch auch nicht ungeschützt halbfertig über Winter als Bauruine stehen lassen.

Die Stadtverwaltung hat daraufhin vier Varianten ausgearbeitet, die alle sowohl Vor- wie auch Nachteile haben. So wurde auch überlegt, das Projekt komplett zu stoppen und in einem Jahr neu zu starten. Ob sich dann die Marktsituation anders gestalte, könne jedoch niemand sagen. Auch eine Umplanung und der Verzicht auf die Holzbestandteile wären infrage gekommen. Dann wäre aber die finanzielle Förderung weggefallen. Am sinnvollsten schien es, die Rohbauarbeiten zu vergeben, und den Holzbau noch einmal neu auszuschreiben. Das würde zu einer Baupause im kommenden Winter führen; der Rohbau benötige einen Winterschutz. Diese Kosten seien aber überschaubar. Für diese Variante entschied sich der Gemeinderat einstimmig.

Anders stelle es sich insgesamt bei den Kosten dar. Die allgemeine starke Preissteigerung in der Bauwirtschaft geht auch an dem Projekt der Mehrzweckhalle nicht vorüber. Der Gemeinderat hatte zwar einen Posten für Unvorhergesehenes eingeplant, der werde die Kosten jedoch nicht decken können. Das bislang geplante Maximum von 7,7 Millionen Euro werde wohl deutlich übertroffen.

Die Gremiumsmitglieder plädierten für eine “Preisgleitklausel”, insbesondere für die Holzgewerke, so dass die Betriebe auch höhere Kosten, die auf dem unruhigen Holzmarkt auftreten könnten, trotz anderslautendem Angebot abrechnen könnten. Ansonsten würde man kein Angebot bekommen.

Die CDU/FDP-Fraktion rechnet mit einer Kostensteigerung auf 8,5 Millionen Euro. Die Verzögerung in der Bauphase müsse in Kauf genommen werden, denn ein Abwarten bis zum nächsten Jahr werde keine Vorteile bringen.

“Wir müssen Verzögerung und Stillstand in Kauf nehmen”, meinte auch Karin Vogel für die Freien Wähler. Auch sie glaube nicht, dass man mit den 7,7 Millionen Euro auskommen werde.

“Die SPD steht zu dem Projekt”, betonte Wolfgang Sickinger (SPD-Fraktion). “Wir sind in eine ungünstige Phase gekommen.” Aber auch er glaube nicht, dass die Kosten in absehbarer Zeit geringer werden würden.

“Das Projekt ist uns sehr wichtig”, so Susanne Suhr für die Grünen, “auch der Holzbau.”

Tobias Walter (Junge Liste) wies darauf hin, dass die Stadt den Kontakt zu den Fördermittelgebern wegen der zeitlichen Verzögerungen pflegen solle, damit die finanzielle Unterstützung gesichert bleibe.

Die ersten Aufträge für Erd-, Rohbau- und Gerüstarbeiten sowie Elektrik, Aufzug und Medientechnik wurden vom Gemeinderat einstimmig vergeben.

forum Kommentare

Also wenn nun unterbrochene Lieferketten und Corona in China und der derzeitige Krieg in der Ukraine jetzt auch schon ganz gewaltig den Bauverlauf einer überschaubaren Sporthalle beeinflussen, indem der Holz-und Fassadenbau zum Erliegen kommt, dann müssen wir uns wirklich über vieles mehr wie nur Gas- und Ölabhängigkeiten unterhalten. Das soll mir mal jemand erklären, was man an Baustoffen zum Rohbau einer solchen Halle benötigt, das aus einem Schiffscontainer aus Shanghai, nach einer 21.000 km langen Odyssee über die Ozeane dieser Welt stammt, und in Staffort so dringend gebraucht wird. Sind es Armierungen aus Eisen, Bau-Zement, umweltfreundliche Bambusgerüste, selbstverlegende Dachpappen oder Regenrinnen-Halterungen für Linkshänder??? Ich weiß nicht was in diesem Überraschungspaket enthalten sein soll, das den Bau dieser Sporthalle und den WINTERSCHUTZ, so gewaltig gefährdet.
Vielleicht kann das mal jemand aus der fachlichen Wissenschaft für deutsches Bauwesen näher erklären. Irgendwo müsste noch etwas aluminiumbedampfte Polypropylengewebe- Einpackfolie von der Einhüllung des Berliner Reichstages von CHRISTO herumliegen. Vielleicht kann man damit die Stafforter Sporthalle total eingehüllt, über den härtesten aller bevorstehenden Wintereinbrüche unserer Zeit retten???

Andreas Haßmann

Hallo kwg.
nicht zu vergessen die Elektroarbeiten welche über 300000 Euro teuerer sind ,als veranschlagt. Diese Mehrkosten sowohl von Verwaltung, als auch von Fachpersonal aus dem Stadtrat nicht nachvollzogen werden können,aber trotzdem beschlossen wurden. Man sollte wenn nur ein Angebot eingeht nochmals ausschreiben,vielleicht liegt es an der Ausschreibung selbst oder am Verbreitungsweg. Nicht umsonst schreiben die anderen Städte auch in Tageszeitungen und Bund.de Ausschreibungen aus. Von der Stadt Stutensee liest man dort sehr wenig bis garnichts.
Man kann nicht alles auf Corona oder Ukrainekrieg schieben. Stadtaufträge sind normalerweise gesucht ,da nicht auf das eigene Geld geschaut wird.