Seit 2021 betreibt Thomas Geiger seine Wildkammer und verkauft so sein regionales Wildbret. Etwa zweimal die Woche macht er Jagd auf Wild, meist abends. Unsere Reporter:innen Annalena Krause und Madita Steiner haben ihn in Friedrichstal besucht.
Der Mann hinter den Kulissen
Hauptberuflich ist der 47-jährige Friedrichstaler Produktmanager, aber durch die Pandemie hat er das Jagen für sich entdeckt. Es sprach sich herum, dass er einen Jagdschein hat, dennoch konnte er ohne Zulassung kein Wild verkaufen.
Weil er das ändern wollte und das Zerlegen auf dem Küchentisch langsam unpraktisch wurde, wie er schmunzelnd erzählt, entschied er sich kurzerhand, einen Baumarkt zu besuchen…
Vorschriften einhalten ist das A und O
Mit Jagdschein kann man zwar ganze Tiere verkaufen. Da aber kaum jemand etwas damit anfangen kann, entschied er sich, eine vom Veterinäramt abgenommene Wildkammer zu planen, um Wildbret küchenfertig anbieten zu können. Die baute er gemeinsam mit einem befreundeten Jäger aus dem Baumarktmaterial. Zu den Voraussetzungen dafür zählen etwa ein gefliester Boden, ein Papiertuchspender, Oberflächen aus Edelstahl und ein Doppelwaschbecken.
Alles, was ein Jäger braucht
Von Gulasch über Lende, Rippchen, Braten und Rehrücken – in der Wildkammer von Thomas Geiger gibt es allerlei Auswahl. Der Weg zum fertigen Endprodukt ist lang, Geiger benötigt die unterschiedlichsten Werkzeuge. Interessierte hinterlassen einfach ihre E-Mail-Adresse und bekommen eine Nachricht, wenn wieder Teile verfügbar sind.
Jagen – eine Notwendigkeit?!
Jagen bedeute nicht, nach Belieben sondern nach Quoten zu töten. Es sei, so Geiger, eine Notwendigkeit zum Erhalt des Waldes und der Sicherheit der naheliegenden Bevölkerung.
Aufgrund von verhältnismäßig warmen Wintern und Monokulturen wachse etwa die Wildschweinpopulation pro Jahr um ganze 300%. Als Allesfresser würden sie eine Gefahr für die Balance zwischen den verschiedenen Tierarten im Wald darstellen und ihren Lebensraum gegebenenfalls bis hin zu Ortschaften ausdehnen. Auch eine zu große Anzahl an Rehwild schade dem Wald durch den Verbiss feinster und jüngster Triebe.
So bekommen Jäger von ihren vorgesetzten Pächtern eine genaue Anzahl an Wildschweinen, Rehwild und anderen Tieren, die sie in ihrem zugewiesenen Gebiet töten dürfen und müssen.
Erste Schritte
Manchmal harrt Thomas Geiger so 12 bis 16 Stunden aus, bis er ein Tier erlegen kann. Danach muss dieses in einer sogenannten Lebendbeschau auf bedenkliche Merkmale untersucht werden. Das Tier wird anschließend ausgenommen und hängt drei bis fünf Tage in der Kühlkammer ab. Auch hier gibt es anschließend vieles zu beachten, wie beispielsweise die sogenannte Trichinenprobe, wofür eine separate Schulung notwendig ist. Trichinen sind Fadenwürmer. Damit befallene Tiere dürfen nicht verarbeitet werden, da die von ihnen ausgelöste Krankheit beim Menschen tödlich enden kann. Nach Freigabe vom Labor bekommt Geiger dann einen Wildursprungsschein.
Nach der Jagd ist vor der Zerlegung
Etwa drei bis vier Stunden dauert das Zerlegen des Tieres, dann vakuumiert Thomas Geiger die einzelnen Teile. Von einem 35 kg schweren Wildschwein bleiben so etwas mehr als 20 kg Fleisch zum Verkauf.
Tschüss!
Für Thomas Geiger wird sich die Investition der Wildkammer wahrscheinlich nie rechnen. Sie bleibe eher ein reines Hobby, beim Jagen könne er die Ruhe im Wald genießen und sich dabei „die Hände dreckig machen“, was einen willkommenen Kontrast zur IT-Welt schaffe. Außerdem habe er bereits seine selbst gestellte “Challenge” erfolgreich gemeistert, einen Monat ohne gekauftes Fleisch zu leben.
forum Kommentare
gerne auf der Webseite vorbei schauen für Verfügbarkeit von Wildbret bzw. Vorbestellungen -> http://www.wildkammer-stutensee.de