Stadtentwicklung der Zukunft: “Veränderungen sind immer Chancen”

Dr. Karl-Friedrich Ziegahn, KIT

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 15.05.2022 20:23 | Keine Kommentare

Zum zehnten Mal hatten die Seeger-Gruppe und die Volksbank zu einer Veranstaltung der Reihe “Forum Wohnen heute” eingeladen. Dr. Karl-Friedrich Ziegahn, früher Bereichsvorstand am KIT im Bereich Stadtentwicklung und Mitglied im Board of Directors, präsentierte einige Gedanken zum Thema “Energie und Wohnen – Stadtentwicklung in Zeiten des Klimawandels” und stellte die Forschungsarbeit des KIT vor.

Die Bevölkerung in Deutschland wird weniger, dennoch steigt die Zahl der Haushalte und ebenso die Wohnfläche. “Der Anspruch wird größer”, so Ziegahn. Dazu komme, dass in Deutschland etwa 70 Prozent der Menschen in einer Stadt wohnen. Viele Menschen auf engem Raum – eine Herausforderung für Stadtentwicklung, es herrschten Hektik und Gedränge, Wohnraum sei teuer. Dafür gebe es ein großes Kulturangebot, ein starkes Angebot des öffentlichen Nahverkehrs. Auf der anderen Seite gebe es den ländlichen Raum. Hier seien große Entfernungen zu überwinden, die soziale Nähe sei größer, Wohnraum günstiger. Dazwischen die “hybride Lebensform”, wie Ziegahn sie nannte: die Pendler. Sie nutzen die Vorteile von urbanem und ländlichem Raum, zahlen dafür aber mit Lebenszeit, die sie mit Pendeln verbringen. Hierzu zählt der “Distinguished Senior Fellow” des KIT auch Stutensee.

Anschließend warf Ziegahn einen Blick in die Zukunft und ging dabei auch auf die Forschungsarbeiten des KIT ein. Wie bewegen wir uns in der Stadt? Fahrzeugbesitz sei in Großstädten nicht mehr selbstverständlich. “Benutzen statt Besitzen”, sei das Motto. Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz seien wichtig. Neue Baumaterialien aus Pilzen und Bambus würden derzeit in Karlsruhe erforscht werden. Umgekehrt müsse beim Rückbau von Gebäuden das Recycling der Materialien bedacht werden.

Unaufhörlich steigend sei der Energieverbrauch der Bevölkerung. In Baden-Württemberg würde Wasserkraft eine große Rolle spielen. Im Rheingraben spiele auch Geothermie eine wichtige Rolle. Hier müsse man nicht so tief bohren, um auf hohe Temperaturen zu kommen. Das Wissen über den Untergrund sei belastbar, so der Wissenschaftler. Allerdings müsse Vertrauen bei der Bevölkerung aufgebaut werden, das auch schnell zerstört werden könne. “Das Potenzial ist so groß, dass es nicht ungenutzt bleiben sollte”, erklärt Ziegahn.

Der KIT-Wissenschaftler aus Weingarten plädierte dafür, Soziales, Ökologisches und Ökonomisches richtig auszubalancierenm, um eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Nur dann ließen sich Veränderungen auf Dauer durchhalten. “Veränderungen sind immer Chancen”, betonte er.

Die Veranstaltungsreihe “Forum Wohnen heute” wurde von Seeger-Geschäftsführer Andreas Dürr im Jahr 2016 ins Leben gerufen. “Idee war, eine Plattform zu schaffen für Themen rund um das Wohnen in der Region – eine Plattform für Informationen und Anregungen und für den Austausch unter Akteuren und Interessierten”, so Dürr. Gemeinsam mit der Volksbank konnten mittlerweile zehn Vorträge veranstaltet werden.

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