Seit 35 Jahren stellt Jürgen Schanz in Friedrichstal hauptberuflich Messer in allen erdenklichen Varianten her. Es gibt Kochmesser, Hackmesser, Taschenmesser – alles Unikate nach Wünschen der Kund:innen. Unsere Reporterinnen Annalena Krause und Madita Steiner haben ihn an seinem Arbeitsplatz besucht.

Seine Liebe zu schönen Klingen hat Jürgen Schanz früh entwickelt. Schon als kleines Kind hat er seinem Vater in der Werkstatt geholfen und ist mittlerweile gelernter Schneidewerkzeugmechaniker. Während seiner Ausbildungszeit hat er zwar nur vier Wochen lang an einem eigenen Messer mit all seinen Arbeitsschritten gearbeitet, doch diese kurze Zeitspanne hat seine Leidenschaft letztendlich geweckt. Schließlich hat er den Betrieb seines Vaters übernommen, um dort die Arbeit fortzuführen, die er wegen ihres Abwechslungsreichtums und der kreativen Möglichkeiten so sehr liebt.

Jedes Messer, das im Verkauf über den Tresen geht, ist ein handgemachtes Unikat. Serien stellt er kaum her, die Produktion von zehn gleichen Messern etwa ist für Schanz schon eine absolute Seltenheit. Möchte ein Kunde oder eine Kundin ein spezielles Messer kaufen, fertigt er mit ihm oder ihr eine beschriftete Skizze an. Darin wird die Form, die Art des Stahls sowie das Griffmaterial festgelegt. Dem Einfallsreichtum seien dabei kaum Grenzen gesetzt. Verschiedene Holzarten, tierische Produkte wie Knochen und Horn, Kunststoffe in unzähligen Variationen, Glasfasern, Acrylharz und vieles mehr – die Liste der Möglichkeiten ist lang.

Bei der Umsetzung kann es schon einmal dauern: Je nach Aufwand braucht Schanz zwischen zwei Monaten und zwei Jahren, bis seine Kundschaft das fertige Messer in den Händen halten kann: Der Stahl wird ausgesägt, aus- und die Schneide vorgeschliffen sowie Löcher hineingebohrt. Dann kommt die Klinge in die Härterei. Beim Feinschliff kann die Kundschaft von matt bis Hochglanz poliert und zwischen allerlei Beschichtungen wählen. Schließlich werden der Griff befestigt und die Form des Griffs herausgearbeitet. Ganz zum Schluss wird das Werkstück durch den letzten Schliff dann zum wirklichen Messer, wobei die Schärfe vom jeweiligen Anwendungszweck abhängt.

Ein einfaches Kochmesser kann in fünf Stunden Arbeitszeit hergestellt werden, während Jürgen Schanz und seine Mitarbeiter auch mal tagelang für ein filigranes Detail brauchen. Der Preis für ein solches Messer beginnt bei 170 Euro – nach oben gibt es kein Limit. Sein bisher höchster Verkaufspreis liegt bei über 25.000 Euro für ein Schwert, das ein Scheich bestellt habe. Die beiden pflegten mittlerweile ein freundschaftliches Verhältnis und eine langjährige Geschäftsbeziehung.

Auch wenn Jürgen Schanz seine Berufung in der Messerherstellung gefunden hat, beschränkt er sich nicht nur auf edle Klingen. Früher hat er aus kleinen Stahlresten Herzen sowie andere Kleinigkeiten hergestellt und an Freunde verschenkt. Inzwischen produziert er gezielt Schmuckstücke, die man auf Wunsch bei ihm erwerben kann. Das charakteristische Muster entsteht beim Falten und Verschweißen vieler Lagen von Stahl.

Für die Zukunft ist es Jürgen Schanz besonders wichtig, „nicht stehen zu bleiben“, damit er auf Kundenwünsche reagieren kann und im Trend der Zeit bleibt. So besucht er etwa regelmäßig Messerausstellungen um auf dem Laufenden zu bleiben und trifft dort auf die ganze Bandbreite seines Kund:innenspektrums – von „Durchschnittsbürger:innen“, die nach einem Kochmesser suchen, bis zu hochrangigen Politiker:innen ist alles dabei.
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