Spöck bekommt ein Pflegeheim

Dezember 2021

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 03.06.2022 21:52 | 1 Kommentar

Die Abstimmung im Gemeinderat war knapp. Mit 13 zu 9 Stimmen entschied sich das Gremium für einen der vier Entwürfe im Wettbewerb “Wohnen im Alter” für das Spöcker Neubaugebiet. Als Sieger ging die Arbeitsgemeinschaft Pfeil Projektentwicklung mit dem ASB Arbeiter-Samariter-Bund aus der Abstimmung hervor. Ihr Entwurf sieht die Errichtung eines Pflegeheims mit ergänzendem betreuten Wohnen vor.

“Alle Arbeiten haben Stärken und Nacharbeitungsbedarf”, erklärte Oberbürgermeisterin Petra Becker während der Sitzung des Gemeinderats. Die Jury, die die eingereichten Entwürfe anhand vorher festgelegter Kriterien bewertet hatte, setzte Pfeil Projektentwicklung mit dem ASB auf Platz 1. Der Entwurf sieht ein Pflegeheim mit 70 Plätzen und ergänzendem betreuten Wohnen vor. Dicht dahinter folgt auf dem zweiten Platz die Arbeitsgemeinschaft FWD Hausbau mit Konzept-e. Ihr Entwurf umfasst betreutes Wohnen mit verschiedenen Zusatz- und Pflegeleistungen bis zu Wohngruppen mit intensiver Pflege bis zu Pflegegrad 5.

Der Spöcker Ortschaftsrat hatte sich für den Zweitplatzierten entschieden. Die Gebäude seien offener gestaltet. “Das passt besser zu Spöck”, so Jochen Freimüller als Vertreter des Ortschaftsrates. Seiner Meinung nach würden auch die Wünsche aus der Einwohnerversammlung abgedeckt, nämlich der Kauf von Wohnungen sowie betreutes Wohnen. Während die anderen Stutenseer Stadtteile mehr auf Pflege setzen würden, wäre in Spöck Platz für betreutes Wohnen.

Siegerentwurf von ASB und Pfeil

Nicole LaCroix (CDU/FDP-Fraktion) hob die große Bandbreite an Pflegemöglichkeiten im Entwurf von Pfeil und ASB hervor. Die Lösung auf Platz zwei würde nur zwanzig Pflegeplätze anbieten. Platz 1 könne auch Tages- und Kurzzeitpflege anbieten. In der dörflichen Struktur von Spöck würden Senioren häufig daheim gepflegt, unterstützt von mobilen Pflegediensten. Allerdings sei man dabei auch froh über Kurzzeitpflege während des Urlaubs. Demenzplätze würden bei ASB und Pfeil hochwertiger angeboten. Die Einrichtung sei in das soziale Leben von Spöck eingebunden. Variante zwei würde mit Penthouse und Pflegenotruf besser nach Karlsruhe passen.

“Beide Entwürfe können beides abdecken”, urteilte Klaus Mayer (Freie Wähler). “Aber mit unterschiedlichen Schwerpunkten.” Er bezeichnete das traditionelle Pflegeheim des Siegerentwurfs plakativ als “Pflegefabrik”. Der Zweitplatzierte würde hingegen ein modernes Konzept unter Einbindung lokaler Partner wie der Sozialstation anbieten. Wichtig wäre seiner Fraktion die Kaufoption, die ASB und Pfeil nicht bieten.

Christine Stemke (Grüne) plädierte für das Pflegeheim von ASB mit Demenzgruppe und Garten, Café und Einbindung in das Umfeld. Als Nachteil sah sie die fehlende Großküche, weshalb die Einrichtung von einem Caterer beliefert werden müsse. Das Konzept sei jedoch sehr gut. Der Bedarf an 70 Pflegeplätzen sei vorhanden.

Die SPD-Fraktion zeigte sich gespalten. Während der nicht anwesende Wolfgang Sickinger laut seiner Fraktionskollegin Beate Hauser für ASB plädierte, seien die beiden anderen Fraktionsmitglieder für die Lösung von FWD und Konzept-e. Sie wolle kein großes Pflegeheim, so Hauser. “Man muss mal was Neues wagen.”

“Wir sind froh, dass überhaupt etwas realisiert wird”, so Marius Biebsch (Junge Liste). Er könne mit beiden Entwürfen leben. Tobias Walter wies auf den Mangel an benötigten Pflegekräften hin. Stemke erwiderte, dass ASB nach Tarif zahle und ein Pflegeleitbild etabliert habe, weshalb der Arbeitgeber für Pflegekräfte attraktiv sei.

Schließlich stimmten die Fraktionen von CDU/FDP, Grüne und Junge Liste für das 70-Plätze-Pflegeheim von ASB und Pfeil, während SPD, Freie Wähler und die Oberbürgermeisterin für die Lösung von FWD und Konzept-e votierten.

Mit dem Sieger des Wettbewerbs sollen nun weitere Gespräche zur Überarbeitung ihrer Entwürfe geführt werden. Schließlich sollen Vertragsverhandlungen zur Übertragung des städtischen Grundstücks im Spöcker Neubaugebiet geführt und ein vorhabensbezogener Bebauungsplan erstellt werden.

forum Kommentare

Ghost Triumph 23

Das einer, der im Spiegel unter den wichtigsten 100 Deutschen aufgeführt wurde, von einer Pflegefabrik spricht, ist peinlich und untragbar! Diese Aussage von Herrn Fraktionsvorsitzenden Dr. Mayer ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Senior und jede Seniorin in einem Pflegeheim in Stutensee, für diejenigen, die in Stutensee in eines gehen möchten und auch darüber hinaus. Auch die SPD unter der Führung von Frau Hauser kann hier nicht mit Ruhm kleckern; möge doch etwas neues gewagt sein, in dem ein Pflegeheim nach Spöck kommt – was vor einigen Jahren noch undenkbar war.

Das CDU/FDP und GRÜNE bei diesem Thema gut zusammen arbeiten überrascht mich sehr und freut mich insbesondere. Das könnte in Zukunft noch ausgebaut werden.

Auch die Junge Liste, die diesem Thema vielleicht aufgrund des Themenkomplexes nicht so interessiert ist, hat sich gut eingebracht und zumindest die Meinung der jungen Köpfe kund getan.

Nichts desto trotz ist die Aussage von Herrn Dr. Mayer untragbar und ich möchte bitten, dass dies von ihm richtig gestellt wird. Als einer der 100 wichtigsten Deutschen sollte das eigentlich schon lange berichtigt sein.