Acht Jahre ist es her, dass das Blankenlocher Gewerbegebiet “Süd III” erschlossen wurde. Hierfür wurden damals etwa fünf Hektar Wald gerodet. Deshalb war die Stadt Stutensee verpflichtet, eine Ersatzaufforstung vorzunehmen. Das erfolgte südlich von Friedrichstal. Eigentlich hätte der Gemeinderat in seiner Juli-Sitzung nur eine überplanmäßige Ausgabe hierfür freigeben sollen. Jedoch entzündete sich daran eine Diskussion über den Sinn dieser Ausgleichsmaßnahme.
120.000 Euro, die im laufenden Haushalt nicht eingeplant waren, muss Stutensee für die Ersatzaufforstungsfläche um das Friedrichstaler Wasserwerk zahlen. In den kommenden Jahren sollen weitere Pflegemaßnahmen anfallen, so die Verwaltung. Die Umsetzung der Maßnahme war an den ForstBW übertragen worden. Stutensee ist 25 Jahre lang verpflichtet, für den Ausgleich zu sorgen.
Der hohe Pflegeaufwand ist erforderlich, da die Bäume an diesem Standort nicht gut anwachsen. Es handele sich bereits um die zweite Pflanzung, erläuterte Baubürgermeisterin Tamara Schönhaar. Bei der ersten seien falsche Baumarten gewählt und nicht ausreichend gepflegt worden.
“Das war früher eine Magerrasenfläche mit feinem Sandboden”, erläuterte Stadtrat Thomas Hornung (CDU). “Deshalb werden auch die Bäume nichts.” Man solle dem Forst besser eine andere Fläche zur Aufforstung anbieten. “Schade, dass die Wiese damals der Maßnahme zum Opfer gefallen ist!”
Sven Schiebel (Freie Wähler) fragte sich, ob für die Umsetzung der Ausgleichsmaßnahme beim Verkauf der Grundstücke im neuen Gewerbegebiet keine Gelder eingenommen und zurückgelegt worden seien. “Wo ist das Geld?” Das Geld sei durchaus 2011 im Rahmen des Grundstücksverkaufs eingegangen, erläuterte Peter Maag vom städtischen Bauamt. Damit seien die Kosten der Aufforstung bezahlt worden.
Ludwig Streib (Grüne) hielt es für ausreichend, für die erste Aufforstung zu bezahlen. Für die Pflege sei schließlich der Forst zuständig. Oberbürgermeisterin Becker kündigte an, hierzu das Gespräch mit dem Forst zu suchen.
Tobias Walter (Junge Liste) bezweifelte, ob es sich überhaupt um einen rechtmäßigen Ausgleich handele, wenn ein Teil der Fläche vertrocknet sei. Auch er würde eine Änderung, beispielsweise durch Wechsel auf eine andere Fläche, vorziehen, statt viel Geld auszugeben und am Ende doch keine vollwertige Ausgleichsmaßnahme umgesetzt zu haben.
Da der Ausgleich weiter erfolgen muss, solange keine Alternative vorliegt, stimmte der Gemeinderat bei zwei Enthaltungen für die überplanmäßige Ausgabe.
forum Kommentare
Wenn man liest, das bei der ersten Aufforstung falsche Baumsorten gepflanzt wurden und die nicht gepflegt wurde, fragt man sich, wer hier wie mit Steuergeldern umgeht. Wenn für viel Geld eine Ausgleichsfläche bepflanzt werden soll, könnte man doch auf die Idee kommen, vorher einen Fachmann zu fragen was man hier sinnvoll anpflanzt und was dann dafür zukünftig zu tun ist. Hat man denn jetzt daraus gelernt und sich informiert, was jetzt das Beste ist oder diskutieren das (allesamt wahrscheinlich weder Waldbauern noch Forstwirte) nur die Gemeinderäte unter sich?
Dem Nicht-Fraktions-Status der JUNGEN WILDEN kann man die Schuld leider noch nicht zuschreiben, diesem weiteren Dilemma kommunaler Zukunftsentwicklung ohne Weitsicht und Durchsetzungsvermögen. Die Aussichten auf eine rosig-grüne Landschaftsentwicklung auf Friedrichstaler Sand, scheinen sich den Erfahrungen der damaligen Dschungelverbesserer der Krombacher Brauerei im Regenwald von Borneo anzunähern. Mit dem Kauf eines Kasten Bier, wurde damals ein m² Wald aufgeforstet. Heutige Satellitenbildern zeigen, dass auch dort anscheinend die falschen Bäume gepflanzt wurden, die Fläche ist noch gähnend leer, kein Baum weit und breit. Während die Bierbäuche der Kastenschlepper, damals von den Frauen derselben hinsichtlich Regenwaldentwicklung noch unterstützt, deutliches Wachstum vorweisen, konnte der prognostizierte Baumwuchs leider nicht mithalten. Vergleichbar mit dem Stutenseer Forstprojekt deshalb, weil die Stadt hier zwar keine Kästen Bier ins Rathaus geschleppt, sondern gleich richtig “Kohle” in die Hände von Fachleuten gegeben hat, die bis heute für die Walderhaltung, die Schlag- und Hiebkonsequenzen, die Standsicherheit und das Wohl Stutenseer Bäume verantwortlich sind, und noch nicht einmal zu wissen scheinen, welche Bäume dort überhaupt eine Chance haben. Wieder 120 000.- Mäuse weg für nichts und wieder nichts und anscheinend wieder ohne Erfolgsgarantie. Mag schon mancher Azubi im Rathaus daran denken in 17 Jahren nach Auslaufen der Selbsterhaltungsverordnung rechtzeitig genügend Schotter zu bestellen, um diesem Zukunftswald ein jähes Ende zu bereiten. Schotterfläche sieht immer noch besser aus, und lässt das Wasser durch. Vielleicht haben Bibsch oder Walter bis dahin eine vom Wähler gegebene echte Reputation, um über Wald und Lindenbäume dann eigene Entscheidungen treffen zu können. Die Alten scheinen da etwas zu langsam und nicht finanzorientiert zu denken. Dann bezahlen wir halt für den Wald zweimal, was solls – wir haben es ja. Weiter so- demnächst unterstützt die Rathausbräu Stutensee AG, ein groß angelegtes Spargelanbauprojekt in der südlichen Sahara. Entsprechend hohe Renditegewinne aus dem Verkauf der Megatonnen an Trockenspargel, werden jetzt schon berechnet und laufen dann in weitere städtische Ausgleichsprojekte forstlich- landwirtschaftlicher Misswirtschaft.
Die Bäume standen auf Stutenseer Gemarkung und der „mit vielen Fachleuten ausgestattete“ Gemeinderat entschied damals gedankenlos, schnelles Geld zu machen. Durch die Abholzung gewann man 50.000 Quadratmeter – etwa 7 Fußballfelder, die als Gewerbegebiet verkauft werden konnten und das nicht nur für 1-en Euro pro Quadratmeter! Auch beim Lachwaldvorhaben wäre nicht nur der Wald, sondern auch das Geld nach 3 Jahren weg gewesen. Gut, dass eine geschlossene Bürgerschaft hier der Gemeinde den Irrweg korrigiert hat!
Gedankenlos sind solche Entscheidungen, weil weder an die Zukunft, noch an Folgekosten gedacht wird. Wer die Arbeit in den Forsten beobachtet, erkennt, dass immer wieder nur wirtschaftliche Forstinteressen im Vordergrund stehen. Bürgerinnen, Bürger, Tiere und die Natur insgesamt stehen nicht an erster Stelle. Es ist auch sichtbar, mit welch haarsträubenden Maßnahmen die Forstwirtschaft durchgeführt wird. Oben an steht Abholzminister Peter Hauk. Seine Vorgaben in BW sind total konservativ und nicht den heutigen Klimaverhältnissen angepasst.
Unglaublich, was jüngst bei einem Treffen im Stutenseer Hardtwald mit ihm und den zuständigen Abgeordneten aller Parteien sowie OB Becker – ohne Einladung der Bevölkerung – als Brandschutzmaßnahme im Wald verkündet wurde. Das Land setzt auf eine andere Waldstruktur – zumindest in bestimmten Bereichen wie nördlich von Karlsruhe. „In der Nähe von Siedlungen oder an strategisch wichtigen Waldwegen ist geplant, lichtere Waldstücke zu gestalten, so könne man eine Verbreitung des Feuers an diesen Stellen verlangsamen.“ Also weitere Auflichtungen, damit die Sonne den Waldboden noch mehr austrocknen kann und beispielsweise fahrlässig weggeworfene Zigarettenkippen noch öfter einen Brand entfachen.
Die falsch gewählten Baumarten und mangelnde Pflege sind ein Spiegelbild dessen. Einen größeren Grund für Vertrauensverlust wegen solcher Arbeit kann es wohl nicht geben. Die Hinzuziehung eines neutralen Sachverständigen wäre sinnvoll. Er könnte sicherlich zu Kosten sowie zur Eignung der Fläche Hinweise geben. Unverständlich, dass kein entsprechender Vorschlag aus dem Gemeinderat kommt und stattdessen wieder alles durchgewunken wird.