Diskussion mit fachlicher Expertise

Martin Berchtold, Christine Krüger (Moderatorin), Jonas Wilke, Karl-Friedrich Ziegahn

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 26.11.2022 15:03 | Keine Kommentare

“Natur, Klima, Energie, Umwelt, öffentliche Infrastruktur, Digitalisierung, Mobilität” – viele Begriffe, die jedoch alle mehr oder weniger miteinander zusammenhängen. Dieser Themenblock bildete den Schwerpunkt beim ersten Fachforum zur Erarbeitung eines Stadtentwicklungsplans “STEP 2035”. Drei Experten hatte die Stadtverwaltung eingeladen. Mit kurzen Impulsvorträgen brachten sie Ideen und Erfahrungen ein.

Etwa zwanzig Personen waren vergangenen Dienstag zum Fachforum in die Blankenlocher Festhalle gekommen. Etwa genauso viele Vertreterinnen und Vertreter kamen von Seiten der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat.

In Zukunft würden Lebensformen im ländlichen und städtischen Raum weiter auseinanderdriften, so Karl-Friedrich Ziegahn vom KIT, der als Experte geladen war. Sein Thema war auch der Verkehr. Hier gliederte er die Fortbewegungsformen danach, ob sie Fremdenergie benötigen und ob man selbst den Weg bestimmt oder nur Beifahrer ist. “Benutzen statt Besitzen” sei künftig das Ziel. Allgemein plädierte er dafür, Fuß- und Radverkehr viel stärker zu trennen, um Konflikte zu entschärfen.

Jonas Wilke von der Umwelt- und Energieagentur des Landkreises Karlsruhe warf das ehrgeizige Ziel in den Raum, Stutensee schon bis 2035 klimaneutral zu machen. Außerdem versuchte er den Fokus zurecht zu rücken: 80 Prozent der verbrauchten Energie werde für Wärme benötigt, der Rest für Strom. Dennoch würden sich viele Diskussionen nur um Strom drehen. Als klimafreundliche Heizungsformen der Zukunft würden sich Wärmepumpen sowie Fernwärme anbieten.

Raum- und Stadtplaner Martin Berchtold legte seinen Schwerpunkt auf Anpassungen an die Klimaveränderungen – beispielsweise eine Schwammstadt, die das Regenwasser nicht sofort ableitet und damit möglicherweise die Kanalisation überfordert, sondern über Versickerungsflächen im Boden verteilt. Insgesamt müsse die Infrastruktur künftigen Hitzeperioden standhalten. Stutensee brauche mehr Bäume, auch mit Bänken, um Aufenthaltsqualität zu schaffen, weniger versiegelte Flächen.

Die Diskussionsgruppen, die sich nach den Expertenvorträgen zu einzelnen Themenbereichen bildeten, griffen diese Gedanken auf. Von einfach umzusetzenden Lösungen wie dem Erfahrungsaustausch von erfolgreichen Energieprojekten bis hin zur Überdachung aller Radwege mit Photovoltaik oder der Befreiung der Blankenlocher Hauptstraße vom Autoverkehr wurden viele Ansätze diskutiert.

So wie bisher Büsche und Bäume sollten künftig auch Nistkästen gefördert werden, meinte die Diskussionsgruppe “Natur und Umwelt”. Die Landwirtschaft solle auf Tröpchenbewässerung umstellen, Grundwasser müsse neu gebildet werden. Die Gruppe “Klima-Anpassung” plädierte dafür, Flächen zu entsiegeln und Schottergärten zu verbieten.

Die drei Experten waren in ihrem Schluss-Fazit sehr angetan von den Diskussionen und Ideen. “Eine Menge konkrete Sachen”, urteilte Martin Berchtold. “Eine sehr gute Diskussion”, ergänzte Jonas Wilke.

“Toll, dass die Veranstaltung stattfindet”, so Karl-Friedrich Ziegahn, “auch wenn bei 25.000 Einwohnern vergleichsweise wenig vor Ort waren.” Zum Abschluss wies er auf einen Zielkonflikt hin: Einerseits müsse man viel Freiraum und Grünflächen im Ort erhalten, um für Hitzeperioden vorbereitet zu sein. Andererseits wolle man baulich weiter verdichten, um keine neuen Gebiete erschließen zu müssen.

Damit schlug er eine Brücke zum zweiten Fachforum. Dieses findet am kommenden Montag, den 28. November, statt, diesmal zum Thema “Bauliche und räumliche Entwicklung sowie Wohnen” – 18 Uhr in der Festhalle, diesmal mit drei anderen Expert:innen.

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