Publikumsumfrage: Warum nicht alle Wünsche erfüllt werden können

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 18.12.2022 9:15 | 1 Kommentar

Über 70 Leserinnen und Leser haben bis jetzt an unserer diesjährigen Umfrage teilgenommen. Sie ermöglichen es uns, unsere Arbeit zu hinterfragen. Sind wir auf dem richtigen Weg? Vernachlässigen wir Themen? Die Hälfte aller Teilnehmer:innen geben uns für den Gesamteindruck fünf von fünf Sternen, weitere 25 Prozent vier Sterne. Ein sehr großer Anteil unserer Leserschaft ist also mit uns zufrieden, darüber freuen wir uns sehr. Dennoch wollen wir die teils berechtigte Kritik nicht unter den Tisch fallen lassen. Wir wollen Einblicke in unsere Arbeit geben, die erklären, wieso etwas ist, wie es ist.

Drei Fragen in unserer Umfrage konnten die Teilnehmer:innen mit einem Freitext beantworten: Was gefällt Ihnen am besten, was am wenigsten und was können wir besser machen? Die Vielfalt der Antworten spiegelt unterschiedliche Geschmäcker wider. Während jemand die “hervorragende Kommentarfunktion” lobt, wünschen andere deren sofortige Abschaltung. Und während uns einige “extreme Ausgewogenheit” oder “unparteiische Beiträge, kritisches Hinterfragen” bescheinigen, sehen andere “teilweise nicht ganz neutrale” oder gar “oft tendenziöse” Artikel bei uns, leider ohne dabei konkret zu werden. So weit, so üblich in unserer jährlichen Umfrage. Auf einzelne Punkte wollen wir im Folgenden jedoch konkret eingehen. Entweder weil wir die Kritik für berechtigt halten, aber trotzdem nicht so einfach etwas daran ändern können – oder weil wir den Vorwurf nicht nachvollziehen können. Fangen wir mit Letzterem an.

Unterstützung von Vereinen

Es gebe “absolut null Zusammenarbeit mit Vertretern von Vereinen und Organisationen”, so einer der Kommentare. Außerdem würde die Feuerwehr nicht unterstützt, man lese hier nur Berichte der Polizei.

Den ersten Punkt können wohl über ein Dutzend Vereinsvorstände oder -pressesprecher widerlegen, mit denen wir mehr oder weniger regelmäßig per Mail oder WhatsApp in Kontakt stehen. In Einzelfällen, bei interessanten Themen, gehen wir direkt auf Vereine zu und befragen sie. Aber im Allgemeinen gehen wir davon aus, dass Vereine, Kirchen oder andere Organisationen, die ein Anliegen öffentlich machen wollen, von sich aus auf die Medien zugehen. Wir pflegen gerne Kontakte, aber das fällt uns leichter, wenn sich die zuständigen Pressebeauftragten einmal bei uns melden.

Auch mit der Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehr stehen wir im Übrigen in gutem Austausch. Weshalb wir häufig Meldungen der Polizei nutzen, hat einen einfachen Grund: Wenn es brennt, ist auch die Polizei vor Ort. Diese hat eine professionelle Organisation, die zeitnah Pressemitteilungen verschickt. Das tut die ehrenamtlich arbeitende Feuerwehr nicht, außer bei größeren Ereignissen. Dann fließen auch diese Informationen in unsere Meldung ein.

Ganz wichtig ist uns folgender Punkt: Als unabhängiges Medium ist es NICHT unsere Aufgabe, einen Verein oder eine Organisation zu unterstützen. Wir berichten über neue Feuerwehrfahrzeuge, Theateraufführungen oder Sportereignisse, weil das alles zum Zeitgeschehen und kulturellen Leben in Stutensee gehört und unserer Leser:innenschaft einen Mehrwert bietet. Vereine können uns gerne jederzeit kontaktieren. Es gibt jedoch keinen Anspruch auf Veröffentlichung. Wir achten stets darauf, dass ein Thema auch für die Allgemeinheit unseres Publikums von Interesse ist. Texte werden üblicherweise auch nicht im Wortlaut veröffentlicht. Sie können uns Informationen deshalb auch gerne als Stichpunkte zukommen lassen.

Nicht alle Ortsteile “gleichberechtigt”

Wir seien zu Friedrichstal- und Blankenloch-lastig, andere Stadtteile würden zu kurz kommen. Dem können wir grundsätzlich nicht widersprechen. Wir ignorieren Staffort und Spöck zwar nicht. Wenn wir zu Veranstaltungen eingeladen werden, berichten wir auch von dort. Über den Bau des Begegnungszentrums in Spöck haben wir etwa zwei Videos produziert, und in Staffort sind einige Gartenvideos entstanden. Pressemitteilungen werden – wenn sie für unser Publikum relevant sind – generell immer gebracht, ganz egal, aus welchem Ortsteil sie kommen.

Dennoch ist der Vorwurf nicht ganz unberechtigt. Die Ursache liegt darin, dass unsere Aktiven in Friedrichstal und Blankenloch wohnen. Als Handvoll Ehrenamtlicher tun wir das uns Mögliche. So bekommt jede/r in seinem/ihrem Wohnumfeld Themen mit, die wir dann behandeln. Auch unsere Fotografen wohnen in diesen Stadtteilen, so dass Schneefotos eben vorzugsweise vor der eigenen Haustüre entstehen. Diese Situation würden wir gerne ändern. Dafür brauchen wir jedoch Reporter:innen aus Spöck und Staffort, die dort ein Netzwerk haben oder sich aufbauen und vor Ort Themen verfolgen können. Wer sich angesprochen fühlt, gerne melden unter redaktion@meinstutensee.de.

Übernahme von Pressemeldungen

“Wörtliche Übernahme von Pressemeldungen, ggf. auch mit Fehlern”, wird uns in einem Kommentar vorgeworfen. Wir bekommen sehr viele Pressemitteilungen von unterschiedlichen Organisationen, verwenden aber nur einen kleinen Teil davon. In der Tat kommt es vor, dass wir manche im Originaltext verwenden. Davon wollen wir so gut es geht wegkommen. Allerdings ist das auch eine Frage des Aufwandes und der personellen Kapazitäten. Unsere Redaktionsmitglieder kümmern sich in ihrer Freizeit um die Bearbeitung, manche haben mehr, manche weniger journalistische Erfahrung. Das Vier-Augen-Prinzip ist zu 90% gewährleistet, manchmal hat eben auch unsere Redaktionsleitung Urlaub.

Fehler sollten natürlich nicht enthalten sein, insbesondere wenn Rechtschreibfehler gemeint sind. Bei inhaltlichen Fehlern kommt es darauf an, ob sie für uns offensichtlich sind, dann fragen wir natürlich beim Absender nach. Ansonsten gibt es aber das Prinzip der vertrauenswürdigen Quellen. Wenn Polizeipräsidium oder Stadtverwaltung etwas mitteilen, gehen wir davon aus, dass das inhaltlich korrekt ist. Sollte sich das im Nachhinein als falsch herausstellen, korrigieren wir Texte und vermerken das transparent.

Allgemein gilt: Wenn Sie Fehler bei uns finden, informieren Sie uns bitte. Nur dann können wir sie auch korrigieren und möglicherweise daraus lernen.

Personelle Situation

Einige Umfrageteilnehmer:innen würden sich eine schnellere oder häufigere Berichterstattung wünschen. Das fänden wir auch nicht schlecht. Solange bei uns ein oder zwei Leute an den Texten schreiben, die im Anschluss noch von einer weiteren Person gegengelesen werden, geht es nur leider nicht so schnell. Jede und jeder von uns hat einen Beruf, Studium, Familie, so dass vielleicht abends ein, zwei Stunden zum Schreiben bleiben, wenn nicht gerade eine andere Veranstaltung stattfindet, über die man auch berichten will. Oder man ist gerade krank oder hat mal überhaupt keine Lust auf Schreiben. Auch das kommt vor. Wir tun unser Bestes, aber wir ordnen auch nicht unser gesamtes Leben der Berichterstattung unter, mit der wir keinen Cent verdienen. Das ist der Grund, weshalb wir personelle Unterstützung benötigen, um die Arbeit auf mehrere Leute verteilen zu können.

Und sonst…

Ein paar Anmerkungen zusammengefasst am Schluss: Wenn unsere App bei Ihnen abstürzt, kontaktieren Sie uns bitte! Dann kann sich unser App-Entwickler das anschauen. Wenn Sie ein Thema für uns haben – egal ob als Vereinsvertreter:in oder ganz normale/r Leser:in -, melden Sie sich einfach. Wir prüfen das dann.

Ein paar Antworten konnten wir leider inhaltlich nicht nachvollziehen. Kontaktieren Sie uns gerne direkt, wenn Sie “tendenziöse” Artikel bei uns entdecken oder welche, in denen Meinung und sachliche Information vermischt sind. So etwas sollte natürlich nicht passieren. Wenn Sie meinten, wir sollten uns bei Veröffentlichungen abstimmen, sagen Sie uns doch bitte, mit wem. Und natürlich bringen wir Meldungen, die bei uns passen, völlig unabhängig davon, ob sie auch schon auf anderen Facebook-Seiten oder Nachrichten-Websites zu lesen sind. In solchen Fällen haben alle Medien die gleiche Pressemitteilung bekommen und nicht voneinander abgeschrieben. Wir wollen unsere Leserinnen und Leser vollumfänglich über Stutensee informieren und erwarten nicht, dass zusätzlich andere Quellen gelesen werden.

An alle, die bei der Umfrage mitgemacht haben, ein großes Dankeschön! Wir hinterfragen uns ständig selbst und wollen dafür auch die Sicht unserer Leserinnen und Leser einfließen lassen. Danke, dass Sie dabei mitgeholfen haben. Und falls nicht, können Sie jetzt noch an der Umfrage teilnehmen

Nachtrag: Es gibt regelmäßig einen Leser (oder eine Leserin), der es “peinlich” findet, dass wir unsere Arbeit als “ehrenamtliche Tätigkeit” bezeichnen. Es liegt uns fern, die Tätigkeit anderer wichtiger Organisationen herabzuwürdigen. Trotzdem sehen wir das als passenden Begriff für uns. So heißt es bei Haufe: “Dem Begriff nach ist eine ehrenamtliche Tätigkeit dadurch gekennzeichnet, dass sie nicht um des Geldes oder eines anderen materiellen Vorteils willen, sondern ohne Vergütung und darum ‘ehrenhalber’ ausgeübt wird.” Und: Sie soll von dem Willen geprägt sein, sich für das Allgemeinwohl einzusetzen. Das sehen wir in unserem Fall für zutreffend an, zumal unser Verein auch als gemeinnützig eingetragen ist und wir mit der Berichterstattung die politische Willensbildung unterstützen und damit die Demokratie fördern.

forum Kommentare

maction

Ich bleibe dabei, meinstutensee.de bzw. MeBiStu mit 1. Vorsitzendem und Leitfigur Martin Strohal machen einen richtig tollen Job. meinstutensee.de schafft ehrenamtlich einen Mehrwert für Stutensee, bei dem sich manch anderer Verein hinten anstellen muss!

Bei aller evtl. berechtigter Kritik, scheint mir ein Punkt nicht angebracht oder vielmehr voll daneben. Die Beiträge auf meinstutensee.de sind sicher nicht tendenziös. Verwechselt da jemand unangenehme Fakten mit tendenziöser Berichterstattung? Selbst kritikwürdige Begebenheiten werden m.E. mit Samthandschuhen angefasst. Die Berichterstattung beschränkt sich auf Fakten, so dass dem einen oder anderen Leser (zumindest mir) die ihm überlassene Schlussfolgerung und Bewertung nicht immer vollständig gelingen dürfte bzw. sich die Tiefe und Breite nicht immer vollständig erschließt.

In diesem Sinn ergänze ich meine Rückmeldung zur Umfrage: Ich wünsche mir mehr Mut zu etwas weniger Neutralität und öfter die klare Nennung von Ross und Reiter, vom Missständen oder Auffälligkeiten. Geben sie der Leserschaft einen Tipp was hinter den Fakten steckt bzw. was sie bedeuten.

Vielen Dank und beste Wünsche für eine erholsame Weihnachtszeit!